Oftersheim. Als Jessica Gatchell ihre Bürotür öffnet und mit ihrer weißen Hündin in den Flur des Martin-Luther-Kindergartens tritt, kennt die Freude keine Grenzen mehr: „Tiffy, Tiffy“, hallt es aus allen Ecken. Die Kinder strömen heran und streicheln und knuddeln die zwei Jahre alte Bichon-Frisé-Hündin. Tiffy ist für die Kinder der Einrichtung in der Bismarckstraße ein echter Star. Die Hündin genießt diese Aufmerksamkeit sichtbar. Sie legt sich in diesem Moment sogar auf den Rücken und lässt sich kraulen. Was ein deutliches Zeichen dafür ist, dass sie sich wohlfühlt. „Sie ist wirklich ein sehr lebendiger Hund, der gerne im Mittelpunkt steht. Wenn Tiffy Kinder sieht, geht sie sofort hin“, sagt Gatchell. Ein idealer Therapiehund also.
Seit August 2022 bringt Gatchell ihre Tiffy regelmäßig mit in den Kindergarten. Zunächst nur ab und zu zur Eingewöhnung, dann immer regelmäßiger. Was die 48-jährige Leiterin des Kindergartens seitdem beobachtet hat, ist bemerkenswert. „Tiffy ist ein echter Gewinn für unsere Einrichtung. Sie hilft uns in vielen Situationen.“
Dass Hunde positive Effekte auf Kinder haben, ist wissenschaftlich nachgewiesen. Gatchell, die seit ihrem Ausbildungsbeginn 1993 in der Einrichtung arbeitet und sie seit 2014 leitet, kann zahlreiche Beispiele nennen. Eines der Kinder rede zum Beispiel nicht so gerne, sagt Gatchell. „Wenn ich Tiffy in die Kommunikation mit einbeziehe, sprudelt es aus dem Kind geradezu. Ich muss nur eine Frage zu Tiffy stellen, dann redet das Kind frei heraus.“
Tiffy wird zur Therapiehündin ausgebildet
Diese alltäglichen Vorteile werden weiterhin alle Kinder der Einrichtung genießen können. Seit Januar arbeitet Gatchell aber auch ganz offiziell mit den Vorschulkindern. Durch ihre Zusatzqualifikation in Tiergeschützter Pädagogik und Therapie ist sie nun berechtigt, Tiffy zur Therapiehündin auszubilden. „Da sind wir gerade dran. Das ist harte Arbeit“, sagt Gatchell.
Die Hündin muss viele Kommandos perfekt beherrschen, um ihre Prüfung im November zu bestehen. „Ich beziehe sie jetzt schon in der Gruppe mit den fünf und sechs Jahre alten Kindern mit ein“, sagt Gatchell.
Kinder lernen Verantwortung und Grenzen
So wie an diesem Vormittag. In der Turnhalle des Kindergartens hat Gatchell einen Parcours aufgebaut. Über diesen führt sie ihre Hündin zunächst selbst, dann sind die Kinder dran. Zur Überraschung und Freude aller gelingt ihnen das Führen über die Hindernisse sogar ohne Leine. „Was so ein Leckerli alles bewirken kann“, sagt Gatchell und lacht. Zur Belohnung darf jedes der Kinder kurz einzeln mit Tiffy kuscheln.
Gatchell betont, dass alle Maßnahmen mit den Eltern und auch mit ihrem Arbeitgeber, der evangelischen Kirchengemeinde Oftersheim, abgestimmt ist. „Pfarrer Tobias Habicht war sofort begeistert, als ich mit der Idee eines Kindergartenhundes bei ihm war“, sagt Gatchell.
Allergikerfreundlicher Therapiehund unterstützt Kinderentwicklung
Entgegen kam ihr bei dem Projekt natürlich auch, dass die Rasse Bichon-Frisé keine Haare verliert und somit für Allergiker kein Problem darstellt. Und so kann Tiffy mit ihrem freudigen Gemüt die Entwicklung der Kinder in den verschiedensten Bereichen weiter unterstützen. „Sie lernen wirklich sehr viel durch sie“, sagt Gatchell.
Grenzen akzeptieren und Verantwortung übernehmen sind zwei wichtige Punkte, die Gatchell hervorhebt. „Die Kinder haben gelernt, dass Tiffy, wenn sie auf ihrem Kissen ist, nicht gestört werden will und nicht gestört werden darf. Da halten sich alle dran.“ Zudem übernehmen sie Verantwortung für die Hündin, wenn sie sie an der Leine führen.
Im Martin-Luther-Kindergarten können sie sich noch auf viele Aktionen freuen. „Ich habe noch viele Ideen, was wir mit Tiffy und den Kindern alles machen können“, sagt Gatchell. So habe sie bereits einen Waldausflug geplant.
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