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Internationaler Tag der Migranten in Oftersheim: Integration geht Hand in Hand

Als Teil des Internationalen Tages der Migranten am 18. Dezember haben die Mitgründerin des Asylkreises Oftersheim, Heide Joos, und die Integrationsbeauftragte der Gemeinde, Britta Josupeit, ein Interview gegeben.

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Dahnah Rudeloff
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Sie verbindet Leidenschaft und Hilfsbereitschaft: Heidi Joos (l.), Mitgründerin des Asylkreises, und Britta Josupeit, die Integrations-beauftragte der Gemeinde Oftersheim, arbeiten eng zusammen. © Rudeloff

Oftersheim. Als Teil des Internationalen Tages der Migranten am 18. Dezember haben die Mitgründerin des Asylkreises Oftersheim, Heide Joos, und die Integrationsbeauftragte der Gemeinde, Britta Josupeit, ein Interview gegeben. In der Gemeinde gibt es aktuell um die 300 Geflüchtete, davon stammen um die 90 Personen aus der Ukraine. Erst vergangene Woche kamen neun Neue an. Die meisten sind Familien. Sie werden herzlichst und persönlich von Joos und Josupeit in Oftersheim willkommen geheißen. Die beiden Frauen arbeiten eng zusammen.

Von Heidi Joos angeregt wurde 1988 der Asylkreis zusammen mit der katholischen Gemeindereferentin Maria Gramlich auf ökumenischer Basis gegründet. Später wurde der Kreis überkonfessionell. Von Anfang an wirkten außerdem Jürgen Weber, damaliger Leiter des Jugendzentrums, und Norbert Weber vom Sozialamt der Gemeinde mit, so Joos. Beim Asylkreis handelt es sich um einen Verbund von Ehrenamtlichen. Aktuell sind 30 aktive Personen im Einsatz und weitere auf Abruf. Der Helferkreis ändert sich stetig. Einige helfen neben ihrer Arbeit, während ein Großteil Rentner mit Herzblut sind. 2016 in der Hochzeit der Flüchtlingsströme gab es 140 Helfer für die damals 260 Männer in der Siedlung und für die weiteren 70 im Hotel Hirsch. Heute sind diese Unterbringungen aufgelöst.

Internationaler Tag der Migranten in Oftersheim: Notwendigkeit des Kümmerns

Heidi Joos, Sprecherin und Herzstück des Asylkreises, sieht die „Notwendigkeit, sich um Menschen zu kümmern, die aus der Ferne kommen.“ Sie hat in den über dreißig Jahren verschiedene Nationalitäten kennengelernt. Am Anfang kamen hauptsächlich Laoten, mit denen Joos mit Händen und Füßen kommunizieren musste. Später waren es Jugoslawen, Serben, Kroaten, Kosovaren und Bosnier. Sie erinnert sich an Eritreer, die in ihren Trachten in den Gottesdienst kamen – und an das erste internationale Familienfest, bei dem alle Kulturen mit Tänzen und Trachten glänzten. Joos hat viel miterlebt und kann sich an viele ihrer Schützlinge erinnern. „Es ist schön zu sehen, wenn die betreuten Familien weiterwachsen und Fortschritte machen“, sagt Joos. Seit 2016 sind viele Geflüchtete integriert, arbeiten und gehen zu Schule.

Britta Josupeit ist seit Juli 2021 Integrationsbeauftragte der Hardtwaldgemeinde. Josupeit ist die Schnittstelle zwischen ehrenamtlich- und hauptamtlich agierenden Personen. Integration ist ein wichtiges Thema in der Gemeinde, auf das sowohl der alte, als auch neue Bürgermeister viel Wert legen. Außerdem betreut Josupeit die Antragsstellung, Integrations- und Sprachkurse und hilft den Bedarf der Personen herauszufinden und für entsprechende Projekte einen Anstoß zu geben. Diese Projekte setzt wiederum der Asylkreis um – wie einen ehrenamtlichen Deutschkurs für die geflüchteten Ukrainer. Josupeit unterstützt dabei organisatorisch. Außerdem ist sie die Schnittstelle zwischen Jobcenter und Sozialamt und beobachtet Entwicklungen von Flüchtlingsströmen. Diese Informationen nutzen wiederum dem Asylkreis.

Internationaler Tag der Migranten in Oftersheim: Erste Anlaufstelle Rathaus

Neben Josupeit arbeiten Galina Gavras und Integrationsmanagerin Elena Kuchuganova im Integrationsbüro. Kuchuganova ist für Planung und Zukunft der Geflüchteten zuständig, beispielsweise bei Arbeitsfindung. Bis 2015 hatte der Asylkreis sich um die Antragstellung gekümmert. Außerdem gab es das Prinzip der Patenschaften, dass bestimmte Helfer sich gezielt um eine oder mehrere Personen kümmerten. Das gibt es auch heute noch.

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Die erste Anlaufstelle ist immer das Integrationsbüro im Rathaus für Anmeldung, Abklärung des Aufenthaltstitels, ob schon Leistungen bezogen werden sowie was benötigt wird. Den Geflüchteten wird ein Informationspaket ausgehändigt, in dem sie wichtige Anlaufstellen wie die DRK-Kleiderstube und das Ordnungsamt finden können. Auf die Angebote wird hingewiesen, den Menschen wird aber Raum gegeben.

„Es handelt sich um ein Angebot, eine Orientierungshilfe, es muss aber nicht angenommen werden“, so Josupeit. Außerdem gibt es für Familien eine Liste mit Ansprechpartnern in Kindergärten für Gruppen- und Krippenplätze. Meistens klappt dies auch relativ schnell. Das ist auch wichtig für die Mütter, damit sie an Integrationskursen teilnehmen können. Aktuell sind allerdings alle Integrationskurse in der Volkshochschule Schwetzingen, die diese anbietet, voll ausgelastet, sodass sich Asylkreis und Integrationsbüro beratschlagen, welche alternativen Angebote geschaffen werden können.

Beide treffen sich regelmäßig und überlegen, was alles getan werden kann. Das ehrenamtliche Engagement des Asylkreises wird vonseiten des Rathauses sehr geschätzt. Laut Josupeit hält Joos alle Fäden zusammen.

Die Frauen sind ebenfalls im Austausch mit anderen Integrationsbeauftragten aus Ketsch und Brühl, mit ihnen hat Josupeit am Weltfrauentag eine gemeinsame Aktion gestartet. Durch Fortbildungen, wie beispielsweise der evangelischen Landeskirche, trifft auch Joos auf andere. Vor allem jetzt, wo alles wieder persönlich stattfinden kann. Corona hatte die Integrationsarbeit zurückgeworfen, die vom persönlichen Austausch lebt. „Trotzdem war es uns möglich, Hilfestellungen zu leisten und alles weiterlaufen zu lassen, nur eben nicht ganz so prominent“, so Josupeit.

Internationaler Tag der Migranten in Oftersheim: Angebote, die vergessen lassen

Der Asylkreis will Angebote kreieren, um Begegnungen zwischen Bürgern und Geflüchteten zu schaffen. In diesem Jahr können sie auf ein erfolgreiches Osterlager, Kürbisfest und Nikolausaktion zurückblicken, bei der Familien aus den unterschiedlichsten Ländern teilnahmen. Außerdem gab es das Asylkreis Sommerfest mit Musik und internationale Leckereien und wöchentliche Frauentreffen, die für alle Frauen unabhängig ihrer Nationalität sind. Im kommenden Jahr wird der Termin auf Nachmittags gelegt, damit mehr teilnehmen können. Besonders hilfreich in Zeiten der Pandemie war der „Internationale Garten“, der Treffen im Freien erlaubte. Statt auf den Spielplatz konnten Familien nach Absprache über Whatsapp dorthin kommen. Die Familien, die ihn nutzen, pflegen ihn auch, neue Zäune und Beete wurden in diesem Jahr angelegt.

Die Erfahrung zeigt, dass die Angebote am besten angenommen werden, wenn die Familien direkt angesprochen werden, im Rathaus bei Antragstellungen oder über das Telefon. Bei den Festen steht im Vordergrund, den Menschen eine Auszeit von ihrem Leid und Erlebnissen zu bieten. Wichtiger ist es, zu erfahren, wer Nikolaus ist und welche Geschenke er mitgebracht hat sowie die deutsche Kultur zu lernen: Was frühstücken wir? Den Menschen wird Raum gelassen. Wenn sie über ihr Erlebnis sprechen möchten, gibt es jederzeit Möglichkeiten. Es wird jedoch niemand dazu gezwungen. „Die Kommunikation funktioniert, da viele kein Englisch sprechen, über Dolmetscher oder Übersetzer-Apps“, berichtet Joos. Der Austausch mit den Menschen wird konstant gehalten und bei Bedarf an Beratungsstellen verwiesen. Sprache ist ein wichtiger Teil ihrer Arbeit.

Internationaler Tag der Migranten in Oftersheim: Spenden willkommen

Durch die vielen ukrainischen Geflüchteten kommt eine neue Bewegung in den Ort. Die Gemeinde bereitet sich so gut es geht vor und rechnet mit weiterem Zuwachs. Jedem Neuankömmling soll symbolisiert werden: „Willkommen, wir helfen gerne.“ Während die Gemeinde Wohnungen stellt, hilft der Asylkreis bei fehlenden Sachen, geht etwa mit den Geflüchteten einkaufen oder zum Arzt. Die Bürger im Ort helfen durch Spenden von Spielsachen, Fahrrädern und Möbeln.

Wer sich engagieren oder spenden möchte, kann sich bei Joos oder Josupeit melden und Ideen besprechen. Auch für Deutschkurse werden Freiwillige gesucht. Sachspenden können ebenfalls je nach Bedarf gespendet werden. Wer außerdem Wohnungen besitzt, die er Geflüchteten gerne für einen gewissen Zeitraum zu Verfügung stellen würde, dürfe sich gerne melden, so das Duo. Darüber sind die Damen sehr dankbar, denn eine Schwierigkeit ist die Suche nach bezahlbarem Wohnraum.

Info: Weitere Infos gibt es unter www.asylkreis-oftersheim.de und www.oftersheim.de. Telefonischer Kontakt: Heidi Joos, 06202/9 50 90 78, und Britta Josupeit, 06202/59 71 12.

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