Im Interview

Jens Geiß will Oftersheimer Bürgermeister bleiben

Der amtierende Bürgermeister stellt sich im September erneut zur Wahl. Im alten Feuerwehrhaus soll Wohnraum für alle Generationen entstehen – samt Carsharing in der Tiefgarage.

Von 
Janina Hardung
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Jens Geiß wirft in diesem Jahr noch einmal seinen Hut bei den Bürgermeisterwahlen in den Ring – im September stellt er sich dem Votum. © gvo

Oftersheim. Die kommenden Monate werden in der Gemeinde Oftersheim besonders spannend. Die wichtigste Wahl des Ortes steht am Sonntag, 18. September, bevor. Beim Neujahrsempfang hat Bürgermeister Jens Geiß nun als erster seine Kandidatur bekanntgegeben. Die Aufgabe des Rathauschefs füllt er seit vielen Jahren gerne aus – und er freue sich auf kommende Herausforderungen. Im exklusiven Interview spricht er darüber, was er in der Gemeinde in den nächsten Jahren verändern will.

Zur Person: Jens Geiß

  • Jens Geiß wurde am 21. April 1975 in Schwetzingen geboren und besuchte in Oftersheim die Friedrich-Ebert-Grundschule.
  • 1994 Abitur am Hebel-Gymnasium in Schwetzingen, dann Zivildienst und BWL-Studium an der Berufsakademie Mannheim, Abschluss Diplom-Betriebswirt (BA).
  • Danach arbeitete Geiß in verschiedenen Positionen bei der Volksbank in Speyer, Heidelberg und Mannheim.
  • 2012 machte er sich als Projektmanager selbstständig.
  • 2004 wurde Geiß erstmals für die CDU in den Gemeinderat gewählt. Bis zu seinem Ausscheiden als einfaches Mitglied war er Fraktionssprecher seiner Partei.
  • Bei der Bürgermeisterwahl am 21. September 2014 holte er 2424 Stimmen (79,6 Prozent) und lag damit vor Petr Stejspal (566/18,6 Prozent). Offiziell ins Amt eingeführt wurde er am 4. November 2014.

In welchem Moment haben Sie entschieden: Ich will noch mal kandidieren?

Jens Geiß: Den einen konkreten Moment gab es gar nicht. Ich kann sagen, seit dem 1. November 2014 – also seit meinem ersten Arbeitstag als Bürgermeister – war mir klar, dass dies eine Aufgabe ist, die ich so ausfüllen und leben will. Deshalb hat sich die Frage nie gestellt, wann ich aufhöre. Es ist eine Berufung, die mir nach wie vor Spaß macht – und deshalb ist das für mich auch die logische Folge damit weitermachen zu wollen.

Wieso sollten die Bürger Sie wählen?

Geiß: Ich bin Oftersheimer – ich bin hier im Ort aufgewachsen und zur Schule gegangen. Wenn mir jemand eine Straße nennt, muss ich nicht erst den Stadtplan herausholen. Ich bin nah bei den Menschen und immer ansprechbar – und das will ich auch sein. Bestes Beispiel: An Heiligabend war ich um kurz nach 17 Uhr mit meiner Familie auf dem Friedhof – da hat mich jemand auf den Zustand der Wege dort angesprochen. Dies zeigt, dass ich als Bürgermeister stets ein offenes Ohr habe und den Bürgerinnen und Bürgern im Rahmen der Möglichkeiten gerne helfe. Auch nach gut sieben Jahren im Amt ist es mir stets ein Anliegen, lösungsorientiert und pragmatisch zu agieren. Ganz einfach: Ich l(i)ebe Oftersheim!

Sie haben einige Themen in den vergangenen Jahren angeleitet – was sollte in der Gemeinde aus Ihrer Sicht so bleiben?

Geiß: Wir haben in der Gemeinde eine gute Infrastruktur, gerade auch mit dem neuen Domizil von Feuerwehr und Deutschem Roten Kreuz. Es war mir wichtig, dieses Projekt in meiner ersten Amtszeit umsetzen zu können. Ich bin froh, dass es jetzt steht und wir uns nicht mit den aktuellen Baupreisen und Materialengpässen belasten müssen. Die Brandschutzmaßnahmen, welche die Inbetriebnahme in den letzten drei Monaten hinausgezögert haben, sind zwar ärgerlich, aber letztendlich sind es Kleinigkeiten in diesem großen Komplex. Auch die Schulen haben wir immer in Schuss gehalten. Da investieren wir regelmäßig, um sie auf dem aktuellen Stand zu halten – nachdem im Zuge des Aufbaus der Ganztagsgrundschule an der Theodor-Heuss-Schule dort in den vergangenen zwei Jahren große Umbauarbeiten gestemmt wurden, stehen jetzt auch an der Friedrich-Ebert-Schule weitere Ertüchtigungen an, die vor allem im Bereich der Digitalisierung stattfinden.

Welche Aufgaben sehen Sie in der Zukunft?

Geiß: Generell sehe ich den Erhalt der lebens- und liebenswerten Gemeinde Oftersheim als Aufgabe – darunter lassen sich mehrere Themen subsumieren: Wohlfühlen beim Wohnen und Leben in jedem Lebensalter gehört genauso dazu wie die Rahmenbedingungen, die wir schaffen müssen, um die Aufgaben zu stemmen, vor die uns die Klimaerwärmung stellt. Ich freue mich außerdem auf die Umsetzung des Gemeindeentwicklungskonzeptes. Der Förderbescheid über 1,3 Millionen Euro, den wir für das Sanierungsgebiet „Oftersheim Ortsmitte II“ erhalten haben, zeigt, dass es hier viel Potenzial gibt. Des Weiteren wird der Erhalt der Infrastruktur eine große Aufgabe sein, hier vor allem die Arbeiten im Untergrund – wie aktuell in der Mannheimer Straße. Ich freue mich aber, mich diesen Herausforderungen zu stellen.

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Besonders während Bauarbeiten verstärkt sich die Parkplatznot. Haben Sie Ideen, wie das entschärft werden könnte?

Geiß: Die Gemeinde Oftersheim ist ein ringförmig gewachsener Ort. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges ist Oftersheim von damals etwa 4000 auf jetzt über 12 000 Einwohnerinnen und Einwohner angewachsen. Daher wurde in den vergangenen Jahrzehnten viel gebaut, wie zum Beispiel in den 1970er Jahren viele Straßen und Gebäude rund um den Hardtwaldring. Die Nebenstraßen dort haben einen Straßenquerschnitt von Grundstücksgrenze zu Grundstücksgrenze, der knapp über sieben Meter liegt. Davon sind 4,60 Meter Fahrbahn und etwa 1,30 Meter Gehweg auf beiden Seiten. Ein Autostellplatz hat eine Breite von 2,50 Metern. Wenn das Auto – so wie es die Straßenverkehrsordnung eigentlich vorschreibt – auf der Straße abgestellt werden würde, hätten wir in vielen Bereichen im Ort keine Parkmöglichkeiten mehr im öffentlichen Straßenraum. Da uns aber machbare Lösungen wichtig sind, wird das partielle Gehwegparken geduldet – solange niemand behindert wird. Die Problematik ist ja: Ich kann Oftersheim jetzt nicht komplett abreißen und mit drei Meter breiteren Straßen wieder aufbauen. Ich muss mit den Gegebenheiten arbeiten, die wir haben. Die Verwaltung wird da gerne gefordert, aber auch die Menschen, die sich ein Auto anschaffen, sollten sich darüber Gedanken machen: Wo kann ich es hinstellen? Und es ist einfach nicht möglich, immer einen Parkplatz direkt vor dem Haus zu bekommen. Im innerörtlichen Bereich und für unsere Gewerbetreibenden haben wir den Messplatz, Parkplätze am alten Messplatz, an der Karlstraße und an der Mozartstraße. Wir haben aktuell generell viele Autos auf den Straßen – statistisch so viele wie nie. Die vielerorts geforderte Verkehrswende und die Attraktivierung des öffentlichen Nahverkehrs können wir alleine in Oftersheim nicht lösen.

Die Buslinie 717 steht immer wieder in der Kritik – morgens ist der Bus zu voll und auch die Fahrtzeiten sind Thema. Was können Sie da tun?

Geiß: Wir befinden uns als Gemeinde in einer wirklichen Gemengelage – entlang der Buslinie 717 liegen insgesamt neun Städte und Gemeinden. Natürlich haben wir die Belange von Oftersheim im Blick und vertreten diese auch nach außen. Wegen des Unmuts um den Fahrplanwechsel habe ich bereits Kontakt mit dem Amt für Nahverkehr im Rhein-Neckar-Kreis aufgenommen. Das wird nun geprüft. Bei jeder Fahrplanänderung profitiert ja eine andere Gruppe davon. Es ist kein Schulbus, sondern auch Berufspendler nutzen ihn. Da sind viele Zahnrädchen, die ineinandergreifen und nicht immer ist es möglich, die Wünsche umzusetzen.

Wie könnte die Verkehrsproblematik noch entlastet werden?

Geiß: Ich würde auch gerne den Fahrradfahrer und Fußgänger ins Visier rücken und diese Strukturen verbessern. Ich kann einen Straßenraum aber nur einmal nutzen. Wenn ich also einen Fahrradweg mache, brauche ich auch eine gewisse Breite. Ich fahre morgens mit meinen beiden Kindern mit dem Fahrrad in den Kindergarten. Wir nutzen Seitenstraßen – deshalb denke ich auch für die „schwächeren“ Verkehrsteilnehmer ist das sehr gut möglich. Generell hat Verkehr aber viel mit Rücksichtnahme zu tun.

Was soll sich in der Gemeinde noch verändern?

Geiß: Wir haben ein Gemeindeentwicklungskonzept verabschiedet. Die Ortsmitte soll aufgewertet werden und ich denke, da gibt es einige Ecken, die spannend sind. Beispielsweise das Areal um das alte Feuerwehrhaus und das Josefshaus . . .

Haben Sie schon Ideen, was ins alte Feuerwehrhaus kommt?

Geiß: Ich hätte gerne ein Projekt mit einer Mehrfachnutzung. Im Erdgeschoss eine gewerbliche Nutzung, dann verschiedene Generationen unter einem Dach – oder, dass wir hier barrierefreie Wohnbereiche schaffen, in die ältere Bürger ziehen können und auch wenn sie nicht so mobil sind alles vor der Haustür haben. Kirchen, Banken, Ärzte, Bushaltestelle und eine Einkaufsmöglichkeit – vieles haben wir ja im Ortskern. Wenn wir eine Tiefgarage bauen, könnte man dort auch Carsharing anbieten. So müsste sich auch nicht jeder Bewohner ein Auto zulegen – und könnte es trotzdem einfach und schnell nutzen.

Das Thema steht zwar noch am Anfang – aber der Trassenausbau für die Verbindung zwischen Mannheim und Karlsruhe rückt immer näher. Was wäre Ihre persönliche Wunschvorstellung?

Geiß: Wenn es über unsere Gemarkung geht – wir sind ja gerade noch in einem Suchraum – zerschneidet es landwirtschaftliche Flächen. Ich will versuchen, die entsprechenden Ränder nicht anzugreifen. Deshalb muss eine Tunnellösung her. Es geht um den Güterverkehr und das geht nicht mit den Bestandsgleisen, die mitten durch Oftersheim führen. Der Lärm darf auf jeden Fall nicht zunehmen.

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