Christuskirche

Jugendmusikprojekt "Cantare" begeistert in Oftersheim

Zehn Tage! Mehr braucht es für die jungen Sänger und Musiker des Projektes "Cantare" nicht, um Jahr für Jahr ein Konzert auf die Beine zu stellen. In der Christuskirche bestachen die meist jugendlichen Künstler nun auf ganzer Linie.

Von 
Maria Herlo
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In der Oftersheimer Christuskirche tritt das Chorprojekt „Cantare“ auf. Innerhalb von lediglich zehn Tagen haben die jungen Sänger und Musiker ein besonders abwechslungsreiches Konzert einstudiert, das ihre Klasse eindrucksvoll unter Beweis stellt. © Lenhardt

Oftersheim. Phänomenal, auf welch hohem Niveau die jungen Musiker beim Abschlusskonzert des Jugendmusik-Projekts „Cantare“ agierten. Mehr als 50 junge Musikbegeisterte aus ganz Deutschland und aus anderen europäischen Ländern, darunter Spanien, Norwegen, Israel und die Ukraine, haben in den vergangenen zehn Tagen unter ehrenamtlicher Organisation und professioneller Anleitung intensiv an einem musikalischen Programm gearbeitet und präsentierten nun in der Christuskirche Oftersheim das Ergebnis.

„Cantare“ ist eine Chortagung, die seit 2010 mit dem Ziel organisiert wird, junge Menschen und klassische Musik zu verbinden und dabei unvergessliche Gemeinschaftserlebnisse zu schaffen. Das Organisationsteam setzt sich jedes Jahr aus anderen engagierten jungen Leuten zusammen, in diesem Jahr waren es Johanna Dormeier, Lina Goldbach, Felicitas Kiefer und Sebastian Schüle. Beherbergt hat sie die Freie Waldorfschule in Heidelberg, wo sie untergebracht waren, um miteinander Musik zu machen und zu proben.

Jugendmusikprojekt in Oftersheim: Starke Kontraste

Das Konzertprogramm in der Christuskirche beinhaltete drei geistliche Werke: das „Gloria in D-Dur“ von Antonio Vivaldi (1678-1741), „Hör mein Bitten“ von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) und den „Song of the Universal“ des norwegischen Komponisten Ola Gjeilo (*1978). Das „Gloria in D-Dur“ von Vivaldi ist nicht umsonst sein bekanntestes Werk für Chor und Orchester: Die Kontraste und die Vielseitigkeit des Werkes geben einen tiefen Einblick in die Kunst dieses großen Komponisten. Die anregende Aufführung des Werks durch den von Elisabeth Tzschentke und Salome Niedecken vorbereiteten Chor und des Streichorchesters hat das bewiesen. In ihrer Auslegung gingen die Mitwirkenden von der barocken Herkunft des Stücks aus, legten Wert auf einen leichten Klang, auf sprechende Artikulation und auf Tempi, die in ihrer zum Teil gesteigerten Beweglichkeit den Stimmen das Höchste abverlangten.

Kaum zu glauben, welch beseelte Klänge sie aus den zwölf Sätzen hervorzauberten. Der Chor war einfach allen Anforderungen gewachsen, er bewältigte sowohl die mächtigen als auch die zarten Töne makellos und blieb der Virtuosität nichts schuldig. Das grenzte fast schon an ein Wunder.

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Strahlkraft und Klarheit im Ton

Nicht weniger begeisterten die Strahlkraft und, dank moderater Besetzungsstärke, die Klarheit im Ton der Sopranistinnen Marta Hadzimanov und Serena Hart sowie der Altistin Veronika Rieser. Durch ihren virtuosen Gesang erreichte das Werk eine religiöse Dimension, der sich das Publikum in der gut gefüllten Christuskirche kaum zu entziehen vermochte.

Auch mit dem wunderbaren geistlichen Werk der Romantik „Hör meine Bitten“ von Mendelssohn Bartholdy gelang es dem Chor, dem Sologesang und der Orgelbegleitung von Elisabeth Stoll die Zuhörer in den Bann zu ziehen. Die Komposition galt besonders in der viktorianischen Zeit als eine von Mendelssohns bekanntesten geistlichen Werken. Der Chor hatte im Dialog mit der Sopranistin keine begleitende, sondern eine agierende Rolle. Mal lieferte er einen harmonischen Klangteppich, mal griff er unmittelbar die Aussage der Solistin in einem kontinuierlichen Zusammenspiel auf. Das erforderte ein besonders ausgeprägtes musikalisches Reaktionsvermögen vonseiten aller Mitwirkenden, deren gemeinsames Musizieren wie aus einem Guss gelang.

Dem stand das zeitgenössische Werk für Streichorchester, Klavier und Chor Gjeilos, „Song of the Universal“, gegenüber, eine epische Vertonung eines Textes des US-amerikanischen Dichters Walt Whitman (1819-1892). Die Aufführung brachte die farbenreichen und stimmungsvollen Klänge der Komposition auf unglaublich berührende Weise zu Gehör. Gleichzeitig konnte das Publikum erleben, wie der gleiche Chor und das gleiche Orchester Werke aus ganz unterschiedlichen Epochen mit unterschiedlichem Ausdruck und Klangfarben interpretieren kann.

Am Ende des Konzertes löste der Auftritt der Jugendlichen beim Publikum wahre Jubelstürme und standing ovations aus, denn so schöne Musik dermaßen qualitätvoll interpretiert, gab es hier nicht oft zu hören.

Freie Autorin

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