Oftersheim. Die gute Nachricht sei, so Simone Rehberger, die am Wochenende die jüngste Müllsammelaktion der HG Oftersheim/Schwetzingen und der Initiative Sauberes Oftersheim organisierte, „dass wir relativ wenig Müll gefunden haben. „Wenig“ heißt am Ende aber immer noch zwölf große Müllsäcke. „Die weniger gute Nachricht ist, dass wir viele achtlos weggeworfene Zigarettenstummel gefunden haben.“
Nach wie vor scheint es gesellschaftlich akzeptiert zu sein, eine gerauchte Zigarette auf den Boden zu werfen. Dabei steht der Umweltschaden im krassen Gegensatz zu dieser Achtlosigkeit. Gerade Zigarettenfilter, so das Umweltbundesamt, stellten im Grunde Sondermüll dar und gehörten damit keinesfalls in die Natur.
Hohe Teilnehmerzahl und Motivation bei der Müllsammelaktion in Oftersheim
Auffallend bei dieser Müllsammelaktion war die Zahl der Teilnehmer. Mehr als vier Dutzend Menschen machten sich aufgeteilt in zwei Gruppen von der Karl-Frei-Halle zum einen in Richtung Rollschuhbahn und Oberfeldweg und zum anderen in Richtung Friedhof und Schützenhaus auf. Und das sehr motiviert. Leonidas („schon zehn Jahre alt“) und seine achtjährige Schwester Melina finden die Idee, in der Natur aufzuräumen, super. „Hilft Tieren und Pflanzen.“ Dafür, so der elfjährige Enrik stehe man auch am Wochenende gerne etwas früher auf. Eine Sicht, die auch der HG-Spieler Linus Schmid teilte.
- Zigaretten enthalten etwa 7000 verschiedene Gifte, unter anderem Arsen, Blei, Chrom, Kupfer, Cadmium, Benzol und viele mehr. Und: Nikotin.
- Nikotin ist ein Nervengift.
- Wenn Zigarettenkippen nicht vom Wind in Seen, Flüsse oder ins Meer geweht oder direkt vom Menschen hineingeworfen werden, wäscht der Regen die Gifte aus den Filtern heraus und spült sie in die Gewässer. Die Auswirkungen auf Wasserlebewesen reichen von Gen- und Verhaltensänderungen bis hin zum Tod.
- Weggeworfene Zigarettenstummel sorgen auch noch für ganz andere große Probleme und können viel Zerstörung anrichten, vor allem wenn sie im glühenden Zustand bei hohen Sommertemperaturen achtlos in die Natur geworfen werden, denn nur fünf Prozent aller Waldbrände entstehen durch natürliche Ursachen. Der häufigste Grund für Waldbrände ist menschliche Unachtsamkeit, überwiegend durch weggeworfene Zigarettenkippen.
- Nikotin ist nach Medikamenten die häufigste Ursache für Vergiftungen bei kleinen Kindern. Jedes Jahr werden mehr als 9000 Kinder behandelt, die Zigarettenkippen verschluckt oder auf ihnen herumgekaut haben. Besonders hoch ist die Gefahr, wenn die Kippen nass sind, da die gelösten Giftstoffe dann über die Schleimhäute direkt in den Organismus gelangen.
- Kippen sind giftiger Plastikmüll und gehören nicht achtlos in die Natur geworfen, sondern in den Restmüll.
- Tipps des Bund: Taschenaschenbecher benutzt und ungebleichte Zigarettenfilter aus Zellulose kaufen.
Beim Müllsammeln stellten die Teilnehmer fest, dass Oftersheim in Sachen Müll in der Natur nicht schlecht dastehe. Zusammen fanden die Helfer relativ wenig Müll. Und auch Kuriositäten gab es eher wenig. Ein Milchaufschäumer und ein Stahlgitter, das wohl mal ein Schuhregale war, wurden gefunden. Am Ende standen jedenfalls „lediglich“ zwölf große Mülltüten, die der Bauhof abtransportieren muss. Auf das Wort „relativ“ legte Rehberger großen Wert. Noch weniger oder nichts zu finden, wäre noch schöner gewesen und dann verhagelte eine bestimmte Art von Müll die Bilanz ordentlich. „Es liegen wirklich viele Zigarettenstummel herum, sogar den Kindern, die geholfen haben, ist das aufgefallen.“
Weltweiter Zigarettenkonsum und Umweltbelastung durch Filter
Laut der Weltgesundheitsorganisation werden weltweit pro Jahr rund 5,6 Billionen Zigaretten geraucht. In Deutschland sind es Schätzungen zufolge bis zu 106 Milliarden Zigaretten. Bis zu zwei Drittel davon landen auf dem Boden und entfalte hier ihre toxische Wirkung. Und die habe es in sich: Finden sich in ihnen doch ein giftiger und krebserregender Cocktail aus Arsen, Blei, Chrom, Kupfer, Cadmium, Formaldehyd, Benzol und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK).
Und nicht zu vergessen: Nikotin. Ein Nervengift, das sich laut Gefahrenstoffrecht erheblich negativ auf Wasserorganismen auswirke. Und genau in dem Teil der Zigarette, der weggeworfen wird, sammeln sich diese Stoffe. Sobald die Filter mit Wasser in Berührung kommen, lösen sich die Gifte. Eine einzelne Kippe kann rund 1000 Liter Wasser verseuchen und setzt von Kleinorganismen bis zu Fischen so ziemlich allem zu, auf das sie trifft.
Mikroplastikverschmutzung durch Zigarettenfilter: Ein globales Problem
Aber auch der Filter selbst ist ein Problem, besteht er doch nicht aus Papier, sondern aus Zellulose-Acetat. Ein Kunststoff, der ganz erheblich zur Mikroplastikverschmutzung der Welt beitrage. Rückstände von Zigarettenfilter wurde bereits im arktischen Eis nachgewiesen. An Ostseestränden stellen Zigarettenkippen mittlerweile mehr als die Hälfte des gesamten Müllaufkommens dar.
Im Mülltrennland Deutschland dürfte die achtlos weggeworfene Kippe im öffentlichen Bewusstsein damit der wohl größte blinde Fleck sein. Es werde Zeit, so Rehberger, dass dieser blinde Fleck in den Blick gerät und „wir aufhören, Zigarettenstummel einfach wegzuwerfen“.
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