Im Porträt

Karlheinz Urschel ist der „Spiritus rector“ der Oftersheimer und Schwetzinger Handball-Familie

Wenn jemand die HG Oftersheim/Schwetzingen nach 25-jähriger Beziehung verkörpert, dann ist es der ehemalige Pädagoge Karlheinz „Wutschi“ Urschel

Von 
Joachim Klaehn
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Eine Institution in Oftersheim, Schwetzingen, im Badischen Handball-Verband und generell über die vielen Jahre in Deutschland bekannt: Karlheinz „Wutschi“ Urschel zu Hause. © Klaehn

Oftersheim. Die Wohnung einer Handball-Ikone befindet sich im obersten Geschoss eines Mehrfamilienhauses im Dreieichenweg. Man erklimmt die Stufen – und vor der letzten Treppe hängen in einer Ecke die ersten Handball-Motive. Wir sitzen auf Hockern an einer Minitheke aus Holz, ideal zum Gedankenaustausch und Fachsimpeln. Und von der Dachterrasse mit schrägen Seitenwänden richtet sich der Blick unwillkürlich auf die benachbarte Karl-Frei-Halle. Das eine wie das andere „Wohnzimmer“ bilden ein Sinngefüge – es ist das Revier von Karlheinz Urschel, Spitzname „Wutschi“.

Urschel beim TV Schwetzingen in Aktion - hier als Trainer. © Archiv

Fast jeder kennt ihn in der hiesigen Handball-Szene. Am vergangenen Sonntag hat Urschel seinen 74. Geburtstag gefeiert. Am heutigen Freitagabend, 22. Juli, begeht die HG Oftersheim/Schwetzingen ab 19 Uhr das Jubiläumsopening „25 Jahre Handball“ mit Verantwortlichen, Gönnern, Freunden und vielen ehemaligen Koryphäen, die das Mannschaftsspiel auf der „Platte“ lieben, im geschichtsträchtigen Gemeindehaus in der Mannheimer Straße 59. Dann ist noch am Sonntag die Beteiligung am Ortsmittefest, „100 Jahre Handball in Oftersheim“ erfährt dort beim Handball-Frühschoppen und Familienmittag seine Würdigung. Und als sportliches „Finale furioso“ richtet die HG am darauffolgenden Wochenende den Patrick-Lengler-Cup aus, mit namhaften Teams und anschließender Party.

„Ich bin hochzufrieden“

Karlheinz Urschel lächelt angesichts der ganzen Feierlichkeiten. Handball ist unverändert sein Leben, die Schule namens Hebel-Gymnasium war bis 2011 als Biologie- und Sportlehrer sowie als Machertyp sein Leben. Er würde alles noch einmal haargenauso machen, gibt er zu. „Ich bin hochzufrieden“, sagt er beim „Hausbesuch“ der Schwetzinger Zeitung, „ich war schon mit 17, 18 Jahren Spielertrainer in der Jugend. Auch deshalb bin ich Lehrer geworden.“ Er hat seine Hobbys zum Beruf gemacht. Und beides, das Gymnasiallehrer- und Handballer-Dasein in verschiedensten Funktionen war und ist zugleich seine Berufung. „Wir.Rocken.Handball.“, heißt das Motivationsmotto der Handballgemeinschaft Oftersheim/Schwetzingen.

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Es gab unzählige Ideengeber, Förderer, Bauherren, kreative Köpfe, Motivatoren in der Handball-Szene von Schwetzingen und Oftersheim. Beide Ursprungsklubs, der TV 64 und der TSV 1895, können stolz auf ihre glorreiche Vergangenheit sein. Doch wenn es einer verdient hat, als „Spiritus rector“ zu gelten, dann Karlheinz Urschel. „Die Grundidee stammt von mir“, sagt er über das Fusionskonstrukt seit 1997. Es war seinerzeit eine schwere Geburt, jede Menge Überzeugungsarbeit musste geleistet werden, viele praktische wie mentale Hürden bedurften des Überspringens. „Im Handball knallt’s! Kommt die SG Kurpfalz?“, die damalige Schlagzeile der Bildzeitung löst Heiterkeit bei Urschel aus. Es ging nämlich nicht um Schwetzingen, Oftersheim Ketsch und Plankstadt, sondern „nur“ um Schwetzingen und Oftersheim oder Oftersheim und Schwetzingen. Die Problemlöser? Viele Versammlungen, informelle Gespräche, Abbau von Ressentiments, alten Rivalitäten und Vorurteilen. Und zuvorderst: „Das Eis war gebrochen, als man sich darauf einigte, Oftersheim als erstes im Namen zu nennen“, so Urschel.

Wenn einer eine anfangs komplizierte Zweierbeziehung, die längst entspannter und professioneller geworden ist, idealtypisch verkörpert, dann „Wutschi“ Urschel. Spieler, Trainer, Vorsitzender in Schwetzingen (ein Intermezzo gab’s in Speyer), Spieler, Trainer und Funktionär in Oftersheim, erst Feldhandballer, später Hallenhandballer, Lehrwart beim Badischen Handball-Verband (BHV), Kreistrainer, Jugendchef im Handballkreis Mannheim, Verantwortlicher, Pädagoge und Coach am Hebel-Gymnasium, Mister Schulwettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ und und und, die Liste der Engagements und Ehrenämter ist endlos und buchfüllend.

Die Anekdoten, mit sichtlicher Freude und erfrischendem Humor vorgetragen, sind herrlich. Der „Riesentorwart und eigenwillige Zeitgenosse Edwin „Ede“ Muth, die Nationalspieler Michael Schilling und Holger Löhr, stellvertretend zwei der Gründungsväter Hans-Jürgen Hoffmann und Rolf Kall, die Vorsitzenden und Vertragsunterzeichner Dietrich Mayer und Roland Seidel, Trainer, Betreuer, „Edelfans“, Helfer und Unterstützer.

Stratege im Hintergrund

Noch heute ist die Integrationsfigur Urschel nah am Geschehen dran. Mit 63 und seiner Pensionierung hat er als Trainer aufgehört, seitdem entwirft der einstige Spieler im linken Rückraum und kluge Abwehrstratege die Spiel- und Hallenpläne für die HG. „Bis das immer alles eingekästelt ist“, erzählt Urschel, „das ist ganz schön zeitraubend und sozusagen nur als Rentner zu packen.“

Die Spiele des Männer-Drittligisten, der Zweiten, der Damen, des Bundesliga-Nachwuchstalentschuppens sowie der Jugendteams verfolgt Urschel unverändert mit Interesse. Manchmal sind es in den beiden Heimbastionen Karl-Frei-Halle Oftersheim und Nordstadthalle Schwetzingen, bis zu zehn Spiele. „Ich gucke gerne Jugendspiele“, sagt Urschel. Ihn begeistern Leistungspotenzial, Entwicklungs- und Reifeprozess der Werfer von morgen und übermorgen.

Und wo steht die HG nach 25 Jahren? „Bei den Männern in der richtigen Liga“, konstatiert der Fachmann, „ohne Großsponsor ist die 2. Liga nicht zu stemmen.“ Er vertraut auf die solide strukturelle Basis. Es sei „ein Weg, auf dem die HG aufbauen kann“. Gut so.

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