Oftersheim. Das Ensemble der „Kleinen Bühne“ punktete bei der Premiere auf ganzer Linie mit Regina Röschs Stück „Der ledige Bauplatz“. Seit Jahrzehnten bringen die Schauspieler aus Leidenschaft mit den großen Herzen, die in jedem Jahr für einen guten Zweck auf der Bühne stehen, den Menschen Heiterkeit pur. Traditionell kommen die eingenommenen Eintrittsgelder wohltätige Zwecken zugute.
Mit dem aktuellen Stück über die 49-jährige ziemlich spezielle „Tante Berta“, die ihre Familie endlich und im wahrsten Sinne des Wortes an den Mann bringen möchte, übertrafen sich die Frontleute der „Kleinen Bühne“, Steffen Becker, Martin Bredereck, Simone Fackel, Melanie Hillengass, Uli Vay, Andreas und Heidi Vogt, Michael Wagner und neu dabei Thomas Widenka und Ingo Paul, selbst.
Das Publikum lachte von Herzen und bekam am Ende sogar Applaus vom Ensemble. Ein perfekter Start in die vermutlich letzten Auftrittstage im Josefshaus (wir berichteten). Doch es wäre auch ein perfektes Ende für die Location als feste Spielstätte. Denn besser geht es nicht.
Nach witziger Einleitung durch Ingo Paul bekamen die Zuschauer ein Stück aus einer anderen Zeit zu sehen. Im Wohnzimmer der Familie Hufnagel zieht noch eine 1970-er Jahre Tapete mit auffälligem Muster die Blicke auf sich, an einer Tür hängt ein Kalender aus dem Jahr 1999. Doch die Themen sind ewig. Es geht um zwischenmenschliche Beziehungen in einem familiären Spannungsbogen zwischen Zuneigung und Genervtheit.
"Kleine Bühne" Oftersheim: Aushilfspfarrer und Scheich
Karola, Mathilde und Berta sind Schwestern, von denen zwei verheiratet sind. Nur Berta, die Älteste, denkt gar nicht daran, sich einen Mann zu suchen. Denn ein solcher würde ihr ja das Bier wegtrinken, alle Zigarren wegrauchen und auch den Schnapsvorrat unnötig reduzieren. Kein Wunder, dass sie keinen Wert auf ihr Äußeres legt. Wunderbar Uli Vay in der Rolle der Berta Greulich – herrlich schrullig und mit überraschender Transformation am Ende des Stücks.
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Dumm für die Familie Hufnagel und Metzgermeister Hugo Koch und Ehefrau Mathilde, dass Papa Greulich ein Testament hinterließ, dass den Verbleib von Berta verbindlich bei einer der beiden Schwestern regelt, es sei denn, sie würde heiraten. Also nach 20 Jahren endlich eine Annonce aufgegeben, mittels welcher potenziellen Heiratskandidaten durch einen Bauplatz mitten in Oftersheim die trinkfeste Immer-noch-Jungfrau schmackhaft gemacht werden soll.
Dazwischen kommt der katholische Aushilfspfarrer, Ludwig König, der nur ein Zimmer sucht, aber Berta bekommen soll. Damit nicht genug, sind doch Sohn Kurt und seine Frau Irmi von Karola und dem neunmalklugen Karl-Otto scharf auf das größere Zimmer der Tante. Das Kleinere könne ja der Pfarrer haben. So kommt es zu allerlei Irrungen und Wirrungen – und jede Menge Spaß. Dann taucht noch Ölscheich „Abdul El Aral“ auf.
"Kleine Bühne" Oftersheim: Hörbare Publikumsfreude
Ist erst mal der Vertrag mit einem – vermeintlichen – Heiratsinteressenten geschlossen, wollen Karl-Otto, Hugo und Kurt diesen am liebsten widerrufen. Denn ein Ölfund auf dem Bauplatz und ein Lottogewinn von Berta versprechen unverhofften Reichtum. Aber Berta dreht am Ende den Spieß einfach um.
Auch wenn schon oft im Josefshaus gelacht werden durfte – dermaßen viel Heiterkeit wie an diesem Abend ist bemerkenswert. Wunderbar Uli Vay, auch und besonders nach ihrer Verwandlung, genau wie Martin Brederecks Verkleidung als Frau mit (aus Versehen) explodierenden Brüsten. Am Ende applaudierte sogar das Ensemble dem Publikum, dem es von Herzen dankte, während dieses mit tosendem Applaus seiner Begeisterung Ausdruck verlieh. Kleine-Bühne-Chefin Heidi Vogt lobte ihre Truppe und brachte am Ende große Wertschätzung für jeden zum Ausdruck.
Besucher Dieter Welsch aus Reilingen meint: „Es ist genauso lustig wie derb oder gerade deswegen. Die Kleine Bühne ist toll, genau wie der direkte Kontakt mit dem Publikum. Man lässt sich gern mitreißen.“ Iris Kraft aus Oftersheim fasste ihren Eindruck so zusammen: „Genial!“, während Freundin Marika Strauch meinte: „Es ist großartig. Man müsste eigentlich hören, wie es mir gefallen hat. Mein Sitznachbar hat sich beschwert, dass ich ihm so laut ins Ohr lache.“
Info: Weitere Termine sind am Montag, 20. März, Freitag, 24. März, jeweils 20 Uhr, Samstag, 25. März, um 15 und 20 Uhr sowie am Sonntag, 26. März, um 15 Uhr im Josefshaus.
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