Evangelische Kirchengemeinde

Konfirmation 2.0 in Oftersheim: Module für mehr Individualität

In Oftersheim führt das Pfarrerduo Dr. Simon Layer und Tobias Habicht das neue Konzept „Konfirmation 2.0“ ein. Was dahintersteckt, erfahren Sie hier.

Von 
Michael Wiegand
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Wie bei der Gestaltung des Gemeindefest-Gottesdienstes mit den Kindern der Kita Martin Luther wollen die beiden evangelischen Pfarrer Dr. Simon Layer (l.) und Tobias Habicht auch mit Jugendlichen nicht nur zusammenarbeiten, sondern sie in die Gestaltung des Konfirmationsunterrichts mit einbeziehen. © R LACKNER

Oftersheim. Die evangelische Kirchengemeinde Oftersheim bietet ihren jungen Mitgliedern eine „Konfirmation 2.0“ an. Für den zukünftigen Jahrgang soll das Unterrichtssystem reformiert werden: Die Kirche wolle weg von starren Mittwochstreffen und hin zu flexiblen, frei einteilbaren Terminen, die zudem auch den Interessen der Konfirmanden entsprechen, hieß es dazu in einer Einladung der Kirchengemeinde an die Jugendlichen.

„Der Kirche ist bewusst, dass der Terminkalender voll ist und die Konfis mit ihren Hobbys nicht jeden Mittwoch Zeit und Lust haben. Wir haben damit aber einen neuen Weg herausgearbeitet, der die Konfirmationen umdenkt“, so Pfarrer Dr. Simon Layer. So gebe es Raum, sich auszuprobieren, Dinge mit anderen Jugendlichen zu erleben und Teil einer Gemeinschaft zu sein. Noch bis zum 19. Juli können sich interessierte Jugendliche auf www.ekioftersheim.de online anmelden.

„Konfirmation 2.0“ soll die Jugendlichen in Oftersheim besser abholen

Dr. Simon Layer beleuchtet im Interview mit dieser Zeitung Hintergründe und Ziele der neuen Unterrichtsform.

Wie kam die Idee zu Konfirmation 2.0 auf?

Dr. Simon Layer: Wir hatten uns in Oftersheim schon länger darüber unterhalten, dass der Konfi-Unterricht, wie er momentan angeboten wird, nicht mehr richtig funktioniert. Die meisten Konfis haben mittwochs am Nachmittag zwar schulfrei, aber mit Sport, Musik oder anderen Hobbys auch viel um die Ohren. Manche können auch genau am Mittwoch, dem Hauptkonfitag im Großteil aller Kirchengemeinden, gar nicht und lassen sich deshalb nicht konfirmieren. Nach einigem Überlegen, was es an Möglichkeiten gäbe, den Unterricht neu zu gestalten – auch ein reines Ferienmodell war im Gespräch –, kam mein Kollege Tobias Habicht auf die Idee, den Unterricht zu modularisieren. Als Ideengeber ist hier auch der katholische Kollege, Diakon Michael Barth-Rabbel, zu nennen. Er hat mit einem Team von ehrenamtlich Engagierten im vergangenen Jahr die Vorbereitung zur Firmung auch komplett neu aufgestellt – in Form von Modulen. Nachdem wir dann die Vor- und Nachteile diskutiert hatten, überwog die Liste von positiven Argumenten deutlich.

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Grob erklärt: Was ist an 2.0 anders als an 1.0?

Layer: Der Unterricht findet in Modulen statt. Es gibt natürlich verpflichtende Themen wie das Glaubensbekenntnis, Abendmahl, Taufe, Gottesdienst, Gemeinde und Jesus Christus, aber auch eine Vielzahl an Themen, die im Konfi-Unterricht eigentlich immer enthalten sind, aber nicht immer alle Jugendliche interessieren wie Segen oder Die Zehn Gebote. Diese haben wir als Wahlpflichtmodule verpackt. Grob erklärt: Neben die sechs Pflichtmodule treten mindestens fünf Wahlpflichtmodule, zu denen die Konfis sich selbst zuordnen können. So können die Jugendlichen selbst mitentscheiden, was sie besonders interessiert, wo sie tiefer bohren und mehr wissen wollen. Die Module finden dazu auch nicht alle mittwochs statt, sondern wir versuchen, fast alle Wochentage einzubeziehen, damit möglichst viele Jugendliche die Chance haben, Termine zu finden. Der kleine Vorteil für uns und die Jugendlichen: wenn hauptsächlich die kommen, die das Thema des Tages wirklich interessiert, arbeiten alle mehr mit – hoffen wir zumindest. Trotz alledem gehören Dinge, wie zum Beispiel eine gemeinsame Freizeit am Anfang, der Besuch von verschiedenen Gottesdiensten, der selbst gestaltete Gottesdienst und Praktika in einzelnen Gemeindegruppen nach wie vor zum Konfi-Unterricht dazu!

Inwieweit können sich die Oftersheimer Konfirmanden mit eigenen Ideen für Themenblöcke einbringen?

Layer: Es gibt ein paar Module, die noch kein Thema zugewiesen bekommen haben, aber bei denen das Datum schon feststeht. Sie sind als Platzhalter für Themen, die uns aus der Gruppe gegeben werden.

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Haben Sie durch die recht freie Themenwahl keine Sorge, dass Themenblöcke, die Ihnen selbst sehr wichtig sind, von den Jugendlichen überhaupt nicht gewählt werden? Oder werden diese Blöcke Pflicht?

Layer: Die meisten der Pflichtmodule sind die zentralsten Themen, über die die Konfis am Ende ihrer Konfi-Zeit Bescheid wissen sollten. Dazu kommt bei uns ein gesunder Realismus: Wenn es die Jugendlichen wirklich nicht interessiert, hilft auch die körperliche Anwesenheit nicht viel. Wenn eine Konfirmandin keine Lust auf Zehn Gebote hat und ein anderer Jugendlicher kein Interesse an Gottesbildern, würden sie im klassischen Modell zwar da sein, aber am Ende wahrscheinlich auch nicht unbedingt viel mitnehmen.

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Wer wird außer Ihnen beiden an dieser neuen Unterrichtsform beteiligt sein?

Layer: Wir haben seit diesem Jahr ein Team aus sieben ehrenamtlichen Mitarbeitern, allesamt Konfis aus den vergangenen Jahrgängen und freuen uns schon auf die gemeinsame Arbeit!

Inwieweit ist die Bibel noch heute für den Alltag junger Menschen relevant?

Layer: In meinen Augen immer noch, aber anders. Die Bibel wird in der Regel noch weniger gelesen als früher schon, aber das ändert natürlich nichts daran, dass wichtige Botschaften in ihr versteckt sind. Unsere Aufgabe als Pfarrer wird sein, den Jugendlichen das zu zeigen und ihnen Methoden an die Hand zu geben, wie man mit der Bibel zeitgemäß umgeht und nicht blind oder unkritisch nur wörtliche Zitate in die Gegend wirft.

Redaktion

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