Heimat- und Kulturkreis

Museumstag in Oftersheim: Zeitreise in die dörfliche Vergangenheit

Der Museumstag lockt bei Sonnenschein zahlreiche Besucher zur Erkundung früherer Handwerkstechniken und Gepflogenheiten. Die Menschen können verschiedene Handwerksarbeiten und historische Ausstellungen erleben.

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Volker Widdrat
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David (5) und Papa Sven sägen sich eine Scheibe vom Baumstamm ab. © Widdrat

Oftersheim. Das Wetter spielte mit: Der von der Sonne verwöhnte Maifeiertag war perfekt für den vom Heimat- und Kulturkreis Oftersheim (Huko) ausgerichteten Museumstag. Grün-weiße Fahnen wehten vor den Gehöften in der Mannheimer Straße 59 und 61 und zeigten den Weg.

Wie immer gab es Mitmachangebote für Kinder. Auf was schrieb man früher in der Schule? Wie wird Wolle zu einem Faden verarbeitet? Wer sich aufmerksam umschaute, konnte die Fragen zum Kinder-Quiz beantworten. Der Geschmack der Pastinake ähnelt der Karotte und dem Sellerie. Sojabohnen gehören als Nutzpflanze zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt. Bei Landwirt Helmut Wiegand gab es jede Menge Informationen über dieses bekömmliche Gemüse und den guten Eiweißlieferanten.

Entdeckung von Handwerk und Kulinarik beim Museumstag in Oftersheim

Ein weiteres Sonderthema war dem Spitzwegerich gewidmet. Die Pflanze schmeckt gut im Salat, als Pesto, im Smoothie, Kräuterquark oder als Brotbelag. Davon konnten sich die Besucher bei Irmingard Leonhardt und Kristina Braun in der Küche überzeugen. Probieren war ausdrücklich erwünscht.

Maifeiertag

So war der Museumstag 2024 in Oftersheim

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Im Wohnhaus zeigte eine Sonderausstellung in der Rolf-Weber-Stube das Klöppeln. Eine Handarbeitstechnik, bei der mittels Spulen und dem daran aufgewickelten Garn verschiedenartige Spitzen gefertigt werden. Im Zimmer nebenan waren die von Heinrich Gilbert gebauten Modelle einer Dreschanlage, eines Bauernhofs und einer Postkutsche zu bewundern.

In der bäuerlichen Wohnung ist das Schlafzimmer der Eheleute Irona und Eugen Zipf aus dem Jahre 1928 und die alte Wohnstube mit der Kaffeetafel eingebaut. Die Zeitreise ging in der Scheune weiter. Die Schuhmacher-Werkstatt des Heimat- und Kulturkreises zeigt altes Handwerkszeug wie Hammer, Ahle, Beißzange und Nadeln. In der Schmiede lief ein Film. Die Pferde „Donna“ und „Janosch“ können beim Museumstag leider nicht mehr dabei sein. Wenn der Hufschmied an der Feldschmiede draußen der Stute und dem Hengst die Eisen aufgenagelt hat, war das immer ein besonderes Erlebnis. Der Arbeitskreis „Volkskunde und Brauchtum“ bastelte mit den Kleinen im Stallgebäude. Es wurden bunte Blüten aus altem Prospektpapier hergestellt.

Traditionelle Handwerkskunst und historische Landwirtschaft beim Museumstag in Oftersheim

Im Unterstand demonstrierte Martin Keßler aus Schwetzingen die Arbeit an einer Drechselbank mit Fußbetrieb aus der Schwetzinger Küferei Jacob Deimann von 1842. Der Orgel- und Musikwerkmacher griff auch zur Quetschkommode für das Frühlingslied „Der Mai ist gekommen“.

Hannah (4) und Luisa (7) besuchen den alten Klassenraum mit Schiefertafel. © Widdrat

Der lange Holzstamm im Hof wurde wieder Scheibe um Scheibe abgesägt. Die Arbeit mit der langen Baumsäge machte Spaß, war aber auch anstrengend. Korbmacher Edmund Gehrlein zeigte wie immer vor dem Wohnhaus die traditionelle Handwerksarbeit mit den Weidenzweigen. Im Obergeschoss in der ehemaligen „Duwakscheier“ wickelte Bruno Nickel Zigarren aus braunen Blättern. Nebenan arbeiteten die Frauen am Spinnrad und am Webstuhl.

Die Katscher Heimatstube ist thematisch erweitert worden und erinnert an alle Menschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Oftersheim gekommen und geblieben sind. Damit soll die beispielhafte Leistung der Oftersheimer für die Integration und das Zusammenwachsen gewürdigt werden. Das Kapitel „Flucht und Vertreibung“ wurde bis zum Überfall Russlands auf die Ukraine erweitert.

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Ein besonderer Anlaufpunkt war das alte Schulzimmer, das beim Museumstag 2023 Premiere hatte. Schiefertafel, Federmäppchen, Ranzen, Tintenfass – alles da. Auch der gefürchtete Rohrstock fehlt nicht. Die Ausstellung zur Dorfgeschichte im Gemeinschaftshaus beschreibt die Entwicklung Oftersheims von der fränkischen Bauernsiedlung bis zur modernen Wohngemeinde.

Museumstag in Oftersheim: Kulinarische Genüsse und geselliges Beisammensein

Der Heimat- und Kulturkreis bewirtete seine Gäste mit Saumagen, Leberknödel, Bratkartoffeln und Bratwurst. Zum Kaffee mundeten Kuchen und Torten. Der Hof war den ganzen Nachmittag über voll besetzt. Einheimische und auswärtige Besucher erlebten beim Museumstag zum 1. Mai wieder eine einzigartige Zeitreise in die Vergangenheit der Hardtgemeinde.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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