Oftersheim. Wer in diesen Tagen auf der Bruchhäuser Straße zwischen Schwetzingen und Oftersheim fährt, kann kurz vor der Kreuzung mit der Heidelberger Straße ein besonderes Naturschauspiel beobachten. Dort hängt hoch oben in einem Walnussbaum ein beachtliches Hornissennest – rund 40 Zentimeter misst es im Durchmesser. „Das ist eindeutig ein Nest der Asiatischen Hornisse“, erklärt Frank Nürnberg vom Naturschutzbund (Nabu) Schwetzingen.
Die Asiatische Hornisse ist kleiner als die heimische Art und sie fällt durch einen schwarz gefärbten Körper mit auffälligen orangefarbenen Streifen auf, von denen einer meist besonders breit ist. Prägnant sind die gelben Beinenden – ein gutes Unterscheidungsmerkmal, denn bei heimischen Hornisse sind die Beine orange-braun.
Doch wie gefährlich ist die asiatische Hornisse eigentlich? „Für den Normalbürger eigentlich gar nicht“, betont Nürnberg. Sie sei nicht aggressiver als unsere heimische Hornisse. „Die Asiatische Hornisse zeigt keine Aggression gegenüber dem Menschen.“ Erst wenn das Tier gereizt wird, besteht – wie bei allen Wespen und Hornissen – die Gefahr eines Stiches.
Massive Bedrohung für Bienen und Insekten in Oftersheim und der Region
Wirklich problematisch ist die Art aus einem anderen Grund: Sie ist eine ernsthafte Bedrohung für die heimische Insektenwelt und vor allem für Bienenvölker. „Die asiatische Hornisse breitet sich deutlich schneller aus als die europäische. Während unsere Hornissen beim ersten Frost sterben, kann die asiatische Art bis in den Dezember oder sogar Januar hinein aktiv bleiben“, erklärt Nürnberg.
Ihre Nahrungsgewohnheiten tragen zur Gefahr bei: „Die Asiatische Hornisse jagt gezielt Honigbienen, oft lauert sie vor den Bienenstöcken“, sagt Nürnberg. Sie fängt die Bienen dann, tötet sie und transportiert das nahrhafte Bruststück ins Nest, um damit ihre Brut zu füttern. Bis zu 85 Prozent der Eiweißnahrung der asiatischen Hornisse können Honigbienen ausmachen. Außerdem frisst sie auch andere Insekten wie Fliegen, Käfer, Wespen und Libellen.
Die Tiere bauen im Jahr zwei Nester: Zunächst ein kleines Gründungsnest in Bodennähe, später ein großes, frei hängendes Nest, oft hoch oben in Bäumen oder an Gebäuden. Das aktuelle Nest in Oftersheim/Schwetzingen ist ein typisches Beispiel. „Nester der asiatischen Hornisse sollten zerstört werden. Das ist nicht nur erlaubt, sondern erwünscht, um die weitere Ausbreitung zu verhindern“, sagt Nürnberg.
Schwetzinger Experte warnt: Nester der asiatischen Hornisse nicht selbst entfernen
Aber er mahnt zur Vorsicht: „Auf gar keinen Fall sollte man selbst versuchen, ein Nest zu entfernen. Das ist zu gefährlich.“ Fachleute übernehmen diese Aufgabe – so wie in diesem Fall in der Bruchhäuser Straße. So wurde das Nest bereits einmal mit einem Mittel behandelt, um die Tiere zu betäuben und zu töten, bevor es dann im Januar entfernt wird, heißt es aus der Bauverwaltung Schwetzingen. „Da kein Kindergarten oder Schule in der Nähe ist, besteht hier kein dringender Handlungsbedarf“, sagt Nürnberg.
Asiatische Hornisse in Europa
Die Asiatische Hornisse wurde erstmals 2004 in Europa nachgewiesen, der erste Fund in Baden-Württemberg erfolgte 2014 nördlich von Karlsruhe.
Seitdem hat sich die Art rasant ausgebreitet: Vom Bodensee bis ins Tauberland und inzwischen auch im Rhein-Neckar-Kreis wird sie regelmäßig gesichtet. Bürgerinnen und Bürger sind aufgerufen, Funde von asiatischen Hornissen oder deren Nestern zu melden .
In Baden-Württemberg werden die Meldungen über die Landesanstalt für Umwelt (LUBW) erfasst und in einer speziellen Fundkarte eingetragen.
Bei der heimischen Hornisse, die unter Naturschutz steht, werden Völker an ungünstigen Stellen umgesiedelt. „Wer heimische Hornissen-Nester zerstört, muss mit empfindlichen Strafen rechnen“, sagt Nürnberg. Um die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse einzudämmen, werden mittlerweile sogar schon Artenspürhunde eingesetzt. „Sie können die Gründungsnester erschnüffeln“, sagt Nürnberg und fügt an, dass die Vernichtung in der Frühphase die effektivste Bekämpfungsmethode sei.
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