Oftersheim. Von rund 206 000 Pkw, die im Februar neu auf die deutschen Straßen gekommen sind, waren laut ADAC mehr als 32.000 Elektroautos. Somit lag ihr Anteil an den gesamten Neuzulassungen bei 15,7 Prozent. Dieser Entwicklung muss sich ganz Deutschland stellen, also alle Kommunen und damit auch Oftersheim. Das sieht Bürgermeister Pascal Seidel ebenfalls so: „Es gibt sichtbar immer mehr E-Autos in der Gemeinde und damit müssen wir uns befassen. Manche Menschen haben private Lademöglichkeiten, aber es braucht auch öffentliche Angebote.“
In der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend stellte Sonja Grabarczyk von der Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur Heidelberg – Rhein-Neckar-Kreis (Kliba) die Ergebnisse einer Potenzialanalyse für die Schaffung weiterer E-Ladepunkte in der Gemeinde vor. Aufgabe des Gremiums war es nun, das zur Kenntnis zu nehmen und die Verwaltung mit der Umsetzung zu beauftragen, was auch einstimmig erfolgte. Zunächst ging sie dabei auf die jetzige Situation ein. Die war schnell erklärt: Bisherige öffentlich zugängliche Lademöglichkeiten gibt es am Parkplatz in der Eichendorffstraße und am Spargel- und Melonenhof Gieser.
Bedarf bei Einkaufsmöglichkeiten in Oftersheim
Interessanter war für Gremium und anwesende Bürger aber wohl aber der Blick in die mögliche Zukunft. Mithilfe der Planungssoftware„Localiser“, die vom Verkehrsministerium des Landes stammt, hatte Grabarczyk im Auftrag der Verwaltung den jetzigen und zukünftigen Bedarf an Ladepunkten untersucht und damit abgeglichen, wo es überhaupt realitisch neue geben könnte.
Bedarf besteht laut der Kliba-Mitarbeiterin vor allem dort, wo es Einkaufsmöglichkeiten, Freizeiteinrichtungen oder medizinische Versorgung gibt sowie in Bereichen mit hoher Verkehrs- und Bevölkerungsdichte. „Wir haben uns da zum Beispiel besonders Mehrparteienhäuser angesehen, an denen nicht jeder Bewohner über einen eigenen Stellplatz verfügt“, erklärte sie – sprich: wo private Lademöglichkeiten quasi unmöglich sind.
Die Empfehlung, die aus der Analyse hervorging, lautete wie folgt: Die Verwaltung solle sich bei der Schaffung neuer Ladepunkte zunächst auf den Ortskern konzentrieren und sich von da aus entlang der Heidelberger und Mannheimer Straße in Richtung Gleise und schließlich zur Gemarkungsgrenze zu Schwetzingen hin orientieren.
Das größte Potenzial liegt laut Grabarczyk bei den Parkplätzen am Alten Meßplatz, da diese ohnehin in kommunaler Hand sind. Zudem sei die Lage optimal. Im gleichen Zusammenhang erwähnte sie den Bereich um den Gemeindepark und die Roland-Seidel-Halle. Richtung Bahnhof gebe es wenige kommunale Parkplätze, bei denen offensichtliche Möglichkeiten bestünden. „Man könnte den Park+ Ride-Parkplatz ins Auge fassen, allerdings ist der im Besitz der Deutschen Bahn, mit der die Gemeinde dann erst das Gespräch suchen müsste“, führte Grabarczyk weiter aus. Perspektivisch könne auch im Hardtwaldring wegen der Besiedelungsdichte Bedarf entstehen.
Im Gespräch mit Netzbetreibern
Der nächste Schritt für die Verwaltung sei es nun, das Gespräch mit Netzbetreibern zu suchen. Anschließend könne die Gemeinde entweder Aufträge zur Einrichtung neuer Ladepunkte an Dritte vergeben oder Standorte ausweisen, woraufhin Investoren oder Betreiber Kontakt aufnehmen können, um Ladesäulen dort eigenwirtschaftlich zu betreiben.
Werner Kerschgens (SPD) wollte im Anschluss an den Vortrag wissen, wie viele private Ladeeinrichtungen es in der Gemeinde gebe, zu denen die Öffentlichkeit keinen Zugang hat. Allerdings liegen der Kliba dazu laut Grabarczyk keine Daten vor.
Sein Fraktionsvorsitzender Jens Rüttinger erfragte bei Bürgermeister Seidel, was es genau bedeute, die Verwaltung mit der Umsetzung der Kliba-Empfehlungen zu beauftragen. „Gibt es eine Priorisierung oder stellen wir der Gemeinde einen Freibrief aus?“, so die Nachfrage. „Wir gehen mit jeder einzelnen Säule hier ins Gremium“, versicherte Seidel. „Zuerst sehen wir uns die möglichen Standorte genauer an.“ Im Haushalt seien 50 000 Euro für den Themenkomplex Ladepunkte eingeplant.
Werner Kerschgens erkundigte sich darüber hinaus, ob auch Schnellladesäulen eine Option wären. Aus eigener Erfahrung wisse er, dass es 22-Kilowatt-Ladestationen nämlich etwa zwei Stunden dauere, bis ein Fahrzeug vollständig geladen ist – bei schnellerer Infrastruktur jedoch weniger als die Hälfte der Zeit. Die Antwort lautete, dass die Ladepunkte mit höherer Leistung sich eher auf Supermarktparkplätzen oder vergleichbaren öffentlich zugänglichen Stellen in Privatbesitz anböten als an kommunalen Standorten.
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