Sommerinterview (Teil 2)

Oftersheimer Grüne sehen Parksituation als Problem

Der Grünen-Fraktionssprecher im Oftersheimer Gemeinderat, Patrick Schönenberg, wünscht sich mehr Kommunikation von der Verwaltung. Auch Jugendliche sollen mehr Chillplätze bekommen.

Von 
Janina Hardung
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Die Heidelberger Straße ist eine der verkehrsreichsten in der Gemeinde. Bald soll hier Tempo 30 gelten – die Grünen haben nach eigener Aussage versucht, das zu beschleunigen. Aber auch der fehlende Parkraum ist immer wieder Thema. © Jungbluth

Oftersheim. Welche Themen bewegen die Bürger, welche Herausforderungen müssen bewältigt werden und wie sollte man damit umgehen? In unserer Sommerinterview-Reihe können sich die Oftersheimer Gemeinderatsfraktionen dazu äußern.

Grünen-Fraktionssprecher Patrick Schönenberg hat die Fragen für den zweiten Teil unserer kleinen Serie schriftlich beantwortet.

Herr Schönenberg, gibt es einen Ort in Oftersheim, um den sich in Ihren Augen nicht genug gekümmert wird?

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Patrick Schönenberg: Grundsätzlich ist unsere Fraktion mit vielen Anliegen, die die Gemeinde betrifft unzufrieden. Anträge der Fraktionen und der Bürger werden nur sehr zögerlich oder gar nicht angegangen. Wenn es um konkrete Orte geht, wäre da die innerörtliche Parksituation zu nennen, das Neubaugebiet Stimplin, die Situation der Radfahrer (Radwegekonzept), Plätze für Jugendliche (Chillplatz), der grundsätzliche Mangel an Wohnraum (Kauf oder Miete) und auch die aktuelle Situation der Sportvereine für Kinder und Jugendliche. Mit unserer Umfrage zum Thema Chillplatz in diesem Frühjahr haben wir aufgezeigt, dass das Angebot für Jugendliche verbessert werden sollte. Wir werden unter anderem an diesem Thema dranbleiben.

Sind Sie mit der Umsetzung des Rettungszentrums zufrieden? Hätten Sie sich etwas anders gewünscht?

Schönenberg: Grundsätzlich sind wir mit der Umsetzung zufrieden, weil insbesondere für die Freiwillige Feuerwehr dringend Handlungsbedarf bestand und es zu einem Neubau keine Alternativen gab. Natürlich hätten wir uns bei manchen Umsetzungsschritten ein anderes Agieren von Seiten der Verwaltung im gesamten Prozess gewünscht. Als Beispiele wären hier zu nennen, dass die Machbarkeitsstudie zuerst in die falsche Richtung lief und erst durch die Ratsmitglieder in die richtige Richtung gelenkt wurde. Hier wurde wertvolle Zeit verschenkt. Auch hätten wir uns eine andere Auswahl gewünscht, was das ausführende Büro betrifft. Hier war damals die Abstimmung sehr knapp. Auch hier hätten wir möglicherweise Zeit und Geld gespart. Den Turm halten wir weder in seiner Art, noch in seinem Aussehen für sinnvoll. Ebenso hätte es die aufwendige und teure Zugangskontrollanlage für den Parkplatz der Pkw der Feuerwehr nicht gebraucht.

Tempo 30 in der Heidelberger Straße – der Lärmaktionsplan wird bald umgesetzt. Könnte man die Umsetzung irgendwie beschleunigen? Und gibt es noch andere Straßen, wo Sie ein Tempolimit wichtig finden?

Schönenberg: Unsere Fraktion hat seit Jahren versucht, den Prozess zu beschleunigen. Bislang wurde die Umsetzung seitens der Verwaltungsspitze stets verzögert. Es hat über ein Jahr gebraucht, von der rechtlichen Möglichkeit „Lärmaktionsplan“ von Tempo 30 bis zum Handeln der Gemeinde in diese Richtung – obwohl dies intern in der Verwaltung angesprochen wurde. Jetzt hat es fast wieder ein Jahr gebraucht, um tatsächlich Tempo 30 umsetzen zu können. Auch in der Vergangenheit wurde hier nicht offen und zügig gehandelt. Selbst das Regierungspräsidium hat dieses Vorgehen in der Vergangenheit bemängelt. Als Nächstes soll der komplette Hardtwaldring ebenfalls Tempo 30 bekommen. Dies ist eine Konsequenz des Tempo 30 der Heidelberger Straße. Auch hier hoffen wir auf baldigen Vollzug. Mit der Umsetzung von Tempo 30 auf diesen Hauptachsen haben wir es dann bald flächendeckend. Jetzt gibt es nur wenige Stellen im Ort, die wir noch angehen müssen. Hier wäre es sinnvoll, dass dazu die Verkehrskommission tagt. Das Tagen dieser Kommission wird ebenfalls seit Jahren von den Fraktionen gefordert, aber nie umgesetzt. Wir haben hier eine Möglichkeit geschaffen, Bürger direkt zu beteiligen, aber es wird nicht gemacht. Dies ist sehr bedauerlich.

Finden Sie, der Mensch greift bei den Oftersheimer Dünen zu sehr ein beispielsweise mit Zäunen oder dem punktuellen Weiden der Ziegen und Schafe – oder müsste da noch viel mehr passieren?

Schönenberg: Der Mensch hat jeher in die Naturschutzgebiete der Oftersheimer Dünen eingegriffen, indem er auch die schützenswerte Dünenlandschaft für die industrielle Holzproduktion genutzt hat und auch dort nicht heimische Baumplantagen gepflanzt hat. Der Eingriff durch die Zäune ist nötig. Es wurde erst versucht, mit mobilen Zäunen zu arbeiten, dies ist aber unter anderem am Vandalismus gescheitert. Für viele Menschen und besonders für Kinder sind die Esel, Ziegen und Schafe ein Gewinn. Auch für die Natur und die schützenswerten Arten auf den Flächen ist die Beweidung und deren Zäune eine Notwendigkeit. Wir haben hier eine deutliche Änderung der Art der Nutzung der Dünen und deren Aussehen. Dies ist ein Prozess, der erklärt werden muss und bei dem die Bevölkerung nicht außen vor bleiben darf. Gerade im Bereich der Kommunikation der Maßnahmen und der Einbeziehung der einzelnen Akteure hapert es. Führungen wie am Tag des Waldes oder durch Fachexperten wie Dr. Andre Baumann können dazu wertvolle Beiträge leisten. Hier würden wir uns von allen Partnern mehr Einsatz im Bereich Kommunikation wünschen. So könnte man schnell mehr erreichen und auch beispielsweise die Installation von mehr Toröffnungen zügiger angehen.

Was läuft bei der Baustelle Mannheimer Straße gut und was nicht? Anwohner beschweren sich unter anderem wegen der Parkregelungen – finden Sie das verständlich?

Schönenberg: Auch hier sind wir wieder beim Thema Kommunikation, die nicht gut läuft. Es war ausdrücklicher Wille der Fraktionen, dass die Geschäfte in der Mannheimer Straße (und angrenzenden Straßen) so wenig Baustelle wie möglich vor ihrem Geschäft haben und dass die Betroffenen stets zeitnah und als erstes informiert werden. Beides scheint nach wie vor nicht gut zu laufen. Dass eine Baufirma ein Urlaubsfenster hat, können wir nachvollziehen, nicht aber, dass direkt vor der Arbeitspause die Straße aufgerissen wird, Parkverbote in den Seitenstraßen erteilt werden und dann die nächsten zwei bis drei Wochen nichts passiert. Das sorgt für Unverständnis und Frust. Hier muss man sich als Gemeinde mehr kümmern und gegebenenfalls im Vorfeld andere Lösungen mit der Baufirma suchen.

Wie sehen Sie die Diskussion um den barrierefreien Bahnhof? Wie soll das finanziell geregelt werden – oder haben Sie sogar eine ganz andere Lösung, wie man barrierefrei nach Schwetzingen kommen könnte?

Schönenberg: Die Planungen liegen vor und Oftersheim hat in der Vergangenheit bereits Geldmittel dafür ausgegeben. Es hängt bislang am Geld. Nachdem die Fördermittelgeber die Gelder für den barrierefreien Umbau gestrichen haben, klagt die Gemeinde dagegen. Diesen Klageweg sollten wir erst mal abwarten, da wir derzeit viele Baustellen in Oftersheim haben und die Geldmittel nicht vom Himmel fallen. Mittelfristig ist aber der barrierefreie Umbau ein Muss für unsere Gemeinde.

Bald soll es Luftfilter an Kindergärten und Schulen geben. Lange wurde darüber im Gemeinderat diskutiert. Was halten Sie von dieser Lösung gegen das Coronavirus? Gibt es für Sie noch andere Mittel?

Schönenberg: Es gibt nicht die eine Lösung gegen das Coronavirus. Es gibt nur verschiedene Bausteine, um uns besser zu schützen. Luftfilter in Schulen und Kindergärten sind ein wichtiger Baustein. Sie ersetzen aber nicht die AHA-Regeln und das regelmäßige Lüften. Nach zwei Schullockdowns in 2020 und 2021 wäre ein dritter unverantwortlich. Die Schüler haben jetzt schon ein halbes Schuljahr verpasst. Das Homeschooling kann in keinster Weise den normalen Unterricht ersetzen. Auch die Eltern sind an ihrer Leistungsgrenze. Wir müssen also alles dransetzen, die Schulen möglichst sicher zu machen um einen Präsenz-unterricht für alle Kinder zu ermöglichen. Wir Grünen haben im April den Antrag im Gemeinderat gestellt – auch wegen der langen Planung solcher Geräte. Leider wurde auch hier von der Verwaltung fast drei Monate wenig getan. Erst einen Tag vor der Gemeinderatssitzung im Juli wurden die Räumlichkeiten an der Friedrich-Ebert-Schule angeschaut.

Seit Juli hat die Gemeinde eine neue Integrationsbeauftragte. Welche Projekte würden Sie sich im Ort wünschen?

Schönenberg: Die Gemeinde macht seit Jahren eine sehr gute Integrationsarbeit. Alle Akteure – Integrationsstelle, Asylkreis, Wohnungsbauamt und Bürgermeister – arbeiten hier gut zusammen und haben in der Vergangenheit viele tolle Projekte auf den Weg gebracht. Auch haben einige Flüchtlinge im Ort eine Arbeits- oder Ausbildungsstelle bekommen. Viele Projekte sind durch die Corona-Pandemie derzeit gestoppt. Wir hoffen auf ein baldiges Anlaufen dieser Projekte.

Welcher ist Ihr Lieblingsplatz in der Gemeinde – und warum?

Schönenberg: Mein Lieblingsplatz bleibt der Feldherrenhügel mit Blick über die Felder in Richtung Heidelberg und die tolle Vegetation. Man kann man hier im angrenzenden Wald viele Tiere und Pflanzen erleben und die Ruhe genießen. Gerade im Einzugsgebiet von drei Autobahnen, zwei Bahnlinien und zwei Bundesstraßen müssen wir alles dran setzen, diese einzigartige Naturlandschaft zu erhalten.

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