Oftersheim. „Mit Sammelgläsern auf Insektensuche gehen und diese erforschen.“ Peter Rösch und Holger Hitzelberger erläutern beim Pressetermin bestens gelaunt, was bei der Oftersheimer Natur-AG kurz vor der Sommerpause noch auf dem „Stundenplan“ steht: Teilnehmer sind Kinder der zweiten und dritten Klassen der Friedrich-Ebert-Grundschule. Geforscht wird mit den beiden AG-Leitern auf einer wildbelassenen Wiese um einen Holzplatz ganz in der Nähe.
Hitzelberger und Rösch kennen sich schon lange. Beide waren gemeinsam in der Jugendarbeit der evangelischen Kirche Oftersheim tätig und trafen sich nach dem Abitur im Biologieseminar der Universität Heidelberg wieder. Von Hitzelberger stammt die Idee, Jugendarbeit und Biologie miteinander zu verbinden. So entstand 1997 die Firma „Na-Tour GbR Werkstatt für naturbezogenes Lernen.“ Wichtigstes Ziel des Unternehmens ist es, Kinder erfahren zu lassen, dass die sie umgebende Welt belebt ist. „Die Kinder sollen die Besonderheiten der heimischen Natur nicht nur in der Schule erfahren, sondern vor Ort erleben.“
Fledermaussuche und Wassererkundung: Vielältigkeit bei der Natur-AG in Oftersheim
Dafür begeben sich die Arbeitsgruppen der Natur-AG sogar nachts auf der Suche nach Fledermäusen in Schwetzingens Schlossgarten oder waten mit kleinen Netzen im Leimbach, um Bekanntschaft mit den Bewohnern des Gewässers zu machen.
„Es ist unsere Absicht“, so Hitzelberger, „dass die Kinder Lebewesen unserer Region kennenlernen und selbst erforschen, welche Eigenheiten die verschiedenen Arten an den Tag legen.“ Rösch fügt hinzu: „Wir wollen den Kindern Zusammenhänge vermitteln. Zum Beispiel, dass der Rückgang der Blütenpflanzen in der Natur den Rückgang des Insektenbestandes bewirkt.“
Zum Thema Insektensterben zeigen die beiden Diplom-Biologen den Kindern zuerst einmal im Unterricht die Vielfalt des heimischen Insektenlebens auf. Dann gehen die Gruppen hinaus in die Natur und sammeln selbst einige Exemplare, die dann gemeinsam untersucht werden.
Bei Aktionen wie „Vorgartenbesichtigung mit den Augen einer Biene“ beziehen die Kinder die Bevölkerung mit ein. Das gehe, meint Peter Rösch, meistens gut. Die Leute reagierten auf die Fragen der Kinder in erster Linie positiv und rücksichtsvoll. Zum Schluss werten dann alle zusammen die Ergebnisse aus. Die Methodik der „Lehrer“ ist dabei stets die gleiche: Die Kinder an den Themenentscheidungen beteiligen, wobei die besondere Aktualität bestimmter Themen Berücksichtigung findet. Dieses Jahr stehen zum Beispiel Bäume im Mittelpunkt.
Natur-AG in Oftersheim: Kinder lernen Eigeninitiative
Bei praktischen Vorgehensweisen wie Umfragen achten die Leiter darauf, dass die Kinder nicht nur an allen Vorgängen beteiligt sind, sondern auch die Hauptinitiative in ihren Händen liegt. Rösch und Hitzelberger legen außerdem größten Wert darauf, sich selbst so weit wie möglich im Hintergrund zu halten.
Um 13 Uhr brechen Holger Hitzelberger und Peter Rösch zum letzten Treffen vor der Sommerpause der AG auf. Sie holen noch die Sammelgläser aus dem schulinternen Werkzeugschrank und warten dann vor dem Eingang der Einrichtung auf die Mädchen und Jungen. Ein paar Minuten später springen die ersten acht Kinder um Peter Rösch herum. „Peter, Peter, Peter“, rufen sie.
Als alle 13 Schüler beisammen sind, gibt Rösch das Zeichen zum Aufbruch. Und siehe da: Ganz brav nehmen sich die Kinder an den Händen und folgen ihrem Leiter in Zweiergruppen hintereinander. Offensichtlich lieben und respektieren sie „ihren“ Peter als väterlichen Freund und engagierten Biologielehrer in einer Person.
Holger Hitzelberger läuft unterdessen am Ende der Reihe. Er sichert die Gruppe ab, unterhält sich länger mit einzelnen Kindern und scheint eher der rationale Gegenpol zum emotionalen Rösch. Zusammen ergeben die beiden Diplom-Biologen ein traumhaft eingespieltes Gespann.
Auf der Suche nach Heuschrecken und Schmetterlingen in Oftersheim
Es geht über den Schulhof am Piratenspielplatz vorbei zur Wiese am Holzplatz. Nach kurzer Einweisung schwärmen die Kinder mit ihren Marmeladengläsern in der Hand in kleinen Gruppen aus. Und wie sie so in der Wiese herumstieben und stöbern, mehr oder weniger ernsthaft bei der Sache, sehen sie selbst aus wie die gesuchten Heuschrecken und Schmetterlinge, Käfer und Hummeln. Was für eine fröhliche, lebendige und interessierte Kinderschar.
Die meiste Zeit jedoch zeigen die Kinder stolz ihre Funde – Insekten und Pflanzen gleichermaßen. Holger Hitzelberger und Peter Rösch erklären und untersuchen mit ihren Schülern die Tiere, die sie hinterher vorsichtig wieder in die Natur entlassen. Dann gehen sie nach Hause und die AG in Sommerpause.
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