Oftersheim. Die Verwaltung in Eppelheim wird farbenfroh - zumindest noch bis Ende Juni. Denn so lange ist im Rathaus noch die Ausstellung „Farbenrausch“ der Oftersheimer Künstlerin Stephanie Kolb zu sehen. Im Interview spricht die 50-jährige Grundschullehrerin über ihre Inspiration und eine Schaffenskrise.
Frau Kolb, mit Eppelheim reiht sich ein neuer Ort in die relative lange Liste Ihrer Ausstellungen ein. Was unterscheidet diese Werkschau von den bisherigen?
Stephanie Kolb: Nach den Ausstellungen in Schwetzingen, Oftersheim und Plankstadt ist diese Ausstellung im Eppelheimer Rathaus die größte Ausstellung von mir mit rund 50 Werken. Zu sehen sind nicht nur meine großen Tierbilder, sondern auch Gebäude, Porträts und florale Bilder aus den letzten vier Jahren.
Haben Sie auch neue Werke in Ihrer jetzigen Ausstellung?
Kolb: Ich befinde mich seit den letzten Jahren in einem „Dauerflow“ und arbeite ständig an neuen Bildern, so dass auch ganz frische Werke dabei sind, zum Beispiel der Mannheimer Wasserturm unter dem Titel „Mannheimer Liebe“ in der Größe 120 mal 100 Zentimeter.
Was sind die größten Herausforderungen beim Vorbereiten einer Ausstellung?
Kolb: Die größte Herausforderung bei so einer großen Ausstellung ist für mich der Transport und die Hängung der Bilder. Haben alle Bilder Ösen für die Haken und sind Bezeichnungen und Preisschilder vorbereitet? Wo ist Platz für welches Bild und welche Bilder passen zusammen? Beim Transport unterstützt mich mein Mann, der rollbare Behälter für die verschiedenen Größen der Bilder gebaut hat. Auch beim Aufhängen macht er die Hauptarbeit, so dass ich mich auf die künstlerischen Entscheidungen wie die Platzierung konzentrieren kann.
Wie sind Sie zur Malerei gekommen?
Kolb: Ich male seit frühester Kindheit, hatte in der Schule den Leistungskurs Kunst und habe danach das Grundschullehramt mit dem Hauptfach Kunst studiert. Nach dem Studium war ich eine Zeit lang künstlerisch sehr aktiv. Ich habe Malkurse gegeben, war in Kunstvereinen engagiert und habe Kurse an der Europäischen Kunstakademie in Trier belegt. Ich war auf der Suche nach meinem Stil, habe sämtliche Techniken und Themen ausprobiert, habe aber nichts gefunden, was mich auf Dauer fasziniert hat. Das führte dazu, dass ich überhaupt nicht mehr malen konnte und 15 Jahre keinen Pinsel mehr anrührte. Aufgebrochen ist meine Blockade 2019 im Urlaub und seitdem sprudeln meine Ideen und ich befinde mich im „Farbenrausch“.
Woher kommt die Inspiration für Ihre Bilder?
Kolb: Die Inspiration für meine Bilder ist das, was ich liebe und was mich umgibt. Ich liebe Tiere, die Natur, mein Zuhause, meine Familie und so tauchen eben diese Motive vor mir auf und wollen auf die Leinwand. Manchmal ist es auch nur ein bestimmter Farbklang, der mir vorschwebt und den ich auf die Leinwand bringen möchte. Von da aus ergibt sich entweder ein gegenständliches Motiv oder es bleibt ein rein intuitives Bild.
Können Sie die Leser an einem typischen Entstehungsprozess eines Ihrer Gemälde teilhaben lassen? Wie läuft das normalerweise ab?
Kolb: Die meisten Bilder beginne ich so, dass ich erstmal sehr expressiv die Leinwand fülle. Mit allem, was mir gerade in den Sinn kommt: ich spritze, spachtel, drucke und schabloniere in mehreren Schichten. Dieses Vorgehen bringt mich ins Malen, stellt mir Fragen auf der Leinwand, auf die ich antworte. Meine Bilder sind nicht geplant. Es gibt keine vorherigen Skizzen oder genaue kompositorische Überlegungen, was am Ende auf dieser bunten Leinwand entsteht. Das Bild entsteht beim Malen und ist vorher noch nicht in meinem Kopf, was ein großer Unterschied ist, zu dem wie ich früher gemalt habe.
Hauptberuflich sind Sie als Lehrerin tätig. Sehen Sie die Kunst als Ausgleich zu Ihrem Alltag?
Kolb: Ja, ich bin sehr froh, dass ich meine Leidenschaft wiedergefunden habe. Zu dem Trubel in der Schule bildet das Malen einen wunderbaren Ausgleich. Ich war lange Zeit als Klassenlehrerin und nicht als Kunstlehrerin eingesetzt und freue mich besonders, dass ich dieses Jahr drei Klassen in Kunst habe und den Kindern das zeigen kann, was ich liebe. Das, wovon der Lehrer selbst begeistert ist, wirkt natürlich besonders in den Schülern nach. Vielleicht kann ich in dem einen oder anderen Kind den Samen zur eigenen Kreativität einpflanzen.
Vernissage von „Farbenrausch“: Freitag, 17. März, um 19 Uhr im Eppelheimer Rathaus