Oftersheim. Im Blühstreifen neben Landwirt Gerd Kopperts Feld summt und brummt es trotz Trockenheit – Hummeln und Bienen fliegen zwischen den verbleibenden Blüten hin und her und sammeln Nektar für ihre Kolonien. Das danebenliegende Spargelfeld scheint noch relativ grün, der Erde ist der „Rekordsommer“ allerdings anzusehen. Von extremer Trockenheit geprägt sprießen die Risse im staubtrockenen Boden, wenn man genauer hinguckt, entdeckt man auch unter den Spargelpflanzen einige verdorrte Exemplare.
„Das ist der schlimmste Sommer, den ich als Bauer je erlebt habe. Und ich arbeite seit 43 Jahren in der Landwirtschaft“, bestätigt Landwirt Gerd Koppert die allgemeine Wahrnehmung. „Die Erde ist zwei Meter tief komplett trocken“, da müsse es zumindest mal einen Tag lang durchregnen, um dem Grund wieder etwas Leben einzuhauchen. Um einen Komplettausfall zu vermeiden, bewässert Koppert – wie auch viele andere Bauern – seine Felder in diesem Jahr durchschnittlich mit der dreifachen Menge an Wasser im Vergleich zu den vergangen Jahren.
Hofläden in Oftersheim
In Oftersheim gibt es einige Hofläden, in denen regionale Produkte zum Kauf bereitstehen. Gerd Koppert nennt die folgenden:
Der Spargel- und Melonenhof Gieser im Altneurott 4 bietet eine breite Auswahl an Obst, Gemüse, tierischen Produkten und regionalen Spezialitäten.
Bei Bauer Kurt Siegel in der Hardtlache 2 kann unter anderem auch Spargel erworben werden.
Selbstverständlich bietet Gerd Koppert selbst in seinem Hofladen in der Mannheimer Straße 45 Kartoffeln und Spargel an. Seine Eier können direkt auf dem Hof, bei Kopperts Weide-Eier, Altneurott 2 erworben werden. vk
„Glücklicherweise haben wir Landwirte uns vor 20 Jahren zusammengetan und einen Beregnungsverein gegründet. Mit dessen Hilfe haben wir acht Tiefbrunnen gegraben, aus denen wir Wasser für unsere Felder beziehen können. Ohne die Brunnen wären wir in diesem Jahr aufgeschmissen gewesen.“
Neue Formen der Bewässerung
Zusätzlich hat Koppert 50 Prozent seiner Spargelfelder mit nagelneuen Tropfschläuchen ausgestattet, die ordentlich Wasser einsparen: „Die Tropfschläuche haben mehrere Vorteile: Erstens wird das Wasser direkt dorthin geleitet, wo es gebraucht wird, nämlich zu den Wurzeln. Ebenso kommt es bei dieser Art der Bewässerung kaum zu Verdunstung. Bei Beregnungsanlagen verdunstet ein großer Teil des Wassers, wegen der direkten Sonneneinstrahlung. Noch dazu brauchen wir uns bei Feldern mit Tropfschläuchen keine Sorgen um Pilzbefall zu machen. Bei Feldern mit Beregnungsanlagen müssen wir ein bis zweimal im Jahr eine Fungizidbehandlung durchführen. Sie sehen also: Tropfschläuche lohnen sich.“
Koppert und sein Team haben neben den schmackhaften weißen Spargelstangen noch einiges mehr im Sortiment: Kartoffeln, Tabak, Zuckerrüben und Getreide sind auf zahlreichen, in der Region verteilten Feldern angelegt. Ebenso hat Koppert mit seinem „Hühnerstall auf vier Rädern“ ein sehr modernes und effizientes Konzept der ökologischen Landwirtschaft übernommen.
Eier, Kartoffeln und Spargel
Die Eier kann man bei „Kopperts Weide-Eier“ direkt auf dem Hof kaufen, Kartoffeln und Spargel sind im Hofladen in der Oftersheimer Ortskern zu erwerben. Lebensmittel regional zu kaufen, empfindet Koppert ohnehin als äußerst wichtigen Faktor für die Zukunft: „Brauchen wir wirklich Zucker aus Brasilien oder Erdbeeren aus Ägypten? Der regionale Lebensmittelkauf hat so viele Vorteile – man unterstützt kleine landwirtschaftliche Betriebe, die sich ohnehin nur noch schwer über Wasser halten können und man spart sich die ewig langen, unnötigen Lieferwege. Außerdem werden die Lebensmittel in vielen anderen Ländern noch immer durch Kinderarbeit unter unmenschlichen Bedingungen produziert und dort werden häufig auch Pestizide verwendet, die in Deutschland schon seit Jahrzehnten verboten sind. Da frage ich mich, wie kann das sein, dass so etwas in Deutschland verkauft werden darf? Und wenn es schon verkauft wird, dann müsste es wenigstens deklariert werden. Aber auch das ist nicht der Fall.“
Der „Akku“ des Landwirts ist leer. „Seit Mai hat es nicht mehr geregnet“, die viele zusätzliche Arbeit durch das Bewässern und das Schuften bei großer Hitze raubt ihm langsam aber sicher die Kraft. „Ich bin froh, wenn der Tabak geerntet ist. Dann ist das Schlimmste geschafft“, meint Koppert mit Blickrichtung auf September. Bis dahin schaut Koppert jeden Tag auf die Wettervorhersage im Internet, die in jüngster Vergangenheit aber leider oft nicht richtig lag. „Am einen Tag freut man sich, weil für morgen 20 Liter Regen angesagt sind, dann schaut man am nächsten Tag aus dem Fenster und es ist keine Wolke am Himmel zu sehen. Das ist schon deprimierend.“
Dank für Verständnis
Zu guter Letzt bedankt sich Koppert im Namen aller Oftersheimer Bauern. Zum einen bei den Erntehelfern, die auch bei rekordverdächtigen Temperaturen noch fleißig mitgeholfen haben: „Von Sonnenaufgang bis 12 Uhr und dann ab 18 Uhr wieder standen die Helfer auf den Feldern und haben uns sehr unterstützt.“ Zum anderen spricht er auch den Oftersheimer Bürgern seinen Dank aus – für ihr Verständnis: „Wenn nachts ein Aggregat lief oder die Straßen und Feldwege von den Beregnungsanlagen nass wurden, dann hat sich niemand beschwert und alle hatten großes Verständnis für die schwierige Lage, in der wir Landwirte uns dieses Jahr befanden. Dafür möchte ich einfach mal Danke sagen.“
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