Oftersheim. Das Projekt Rettungszentrum ist nun fast komplett abgeschlossen. Das Feuerwehrleben, so ein sichtlich zufriedener Bürgermeister Jens Geiß, könne hier nun Einzug halten. Rund 6,7 Millionen Euro, knapp sieben Jahre plus ein paar Sorgenfalten und das Gebäude ist nun voll einsatzbereit.
Für die Freiwillige Feuerwehr Oftersheim, so der Feuerwehrmann und Gemeindebedienstete Bernd Hertlein, sei das ein gewaltiger Schritt. Das bisherige Zuhause der Floriansjünger, schräg gegenüber dem Rathaus, genügte den Ansprüchen einer modernen Feuerwehr auf keiner Ebene mehr. Natürlich seien die 6,7 Millionen Euro viel Geld, so Hertlein, aber der Bau eines neuen Feuerwehrhauses, in dem auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) seine neue Heimstätte findet, war in seinen Augen notwendig. „Alles andere hätte sich mit der Zeit nachteilig auf die Sicherheit ausgewirkt. Und zwar sowohl für die Mannschaft als auch die Bevölkerung.“
Komplett durchdacht
Bei einer Vorabführung für diese Zeitung erläuterten Geiß und Hertlein die Gebäudekonzeption, die als wohl durchdacht beschrieben werden darf. Vom Parkplatz hinter dem Gebäude geht es über einen Alarmzugang direkt in die Umkleideräume – natürlich nach Frau und Mann getrennt. Zurzeit finden sich unter den 46 Mitgliedern der aktiven Mannschaft drei Frauen. Im Umkleideraum hängt ein Alarmmonitor, der den Einsatzkräften alle bekannten Daten des Einsatzes zeigt. Von den Umkleideräumen geht es dann in die Fahrzeughalle zu den fünf Autos und Lastwagen. Alle sind dabei mit sogenannten Absaugstutzen versehen, die dafür sorgen, dass in der Halle keine Abgase entweichen. Beim Herausfahren fallen die magnetisch haftenden Absaugstutzen automatisch ab.
Höheres Tempo beim Ausrücken
Es werde schnell klar, so der Bürgermeister, dass die Gebäudestruktur ein deutlich höheres Tempo für Einsätze zulasse. Allein, so Hertlein, dass die Ausrüstung nicht mehr im Keller, sondern in einem Schwerlastregal direkt neben den Fahrzeugen liege, erlaube der Feuerwehr ein deutlich schnelleres Agieren.
Besser organisiert ist aber nicht nur das Ausrücken, sondern auch das Zurückkommen. Erst die Schuhe reinigen, anschließend in den Schwarz-Weiß-Bereich, in dem die Schmutzwäsche abgelegt wird und dann in den Sanitärbereich zum Duschen. Die Wäsche selbst kommt dann in spezielle Waschmaschinen und Trockner mit beeindruckenden Dimensionen – was, so Geiß, nicht nur auf die Größe, sondern auch auf den Preis zutreffe.
Ausgeweitet wurde die Infrastruktur auch für die Autos: Bis dato musste die Freiwillige Feuerwehr ihre Wagen zum Bauhof fahren, um sie reinigen zu können. Das, so Hertlein, geht jetzt in der Waschhalle direkt neben der Fahrzeughalle. Das sei schon alles sehr durchdacht, wobei Geiß betonte, dass hier nicht neu erfunden worden sei. In Deutschland sei hier vieles en detail geregelt.
Im Notfall auch analog
Im Funkraum, dem Hirn der Feuerwehr, ist alles auf digital und analog ausgelegt. Niemand könne ausschließen, dass es in der digitalen Infrastruktur Schwierigkeiten geben könne, die ein Ausweichen auf analog erzwingen. „Wir wollen auf alle Fälle vorbereitet sein.“ Auch weil das Rettungszentrum im Katastrophenfall das kommunale Lagezentrum wird. Hier gehen die Lichter sehr lange nicht aus. Dafür sorgt ein Anschluss, der eine lokale Notstromversorgung mittels Stromaggregat für das Rettungszentrum gewährleistet.
Im Obergeschoss finden sich dann der große Saal als Besprechungsraum samt kleiner Küche für die Feuerwehr, das DRK und auch die Gemeinde sowie daneben die Büroräume für die Verwaltungsarbeit und den Kommandanten. Nebenan liegt der Bereitschaftsraum, ebenfalls mit kleiner Küche für das gemütliche Beisammensein und ein Jugendraum, der vom Nachwuchs der Wehr selbst eingerichtet werden darf. Er plane, so Hertlein, eine Chill-out-Ecke und eine Ecke für PC-Spiele.
Auf die Verzögerungen aufgrund einiger Baumängel angesprochen, erklärte der Bürgermeister, dass diese natürlich ärgerlich seien. Aber bei Neubauten, das wisse jeder Bauherr, gebe es immer kleinere und eventuell auch mittlere Baumängel. Ein Stück weit sei man da den beauftragten Unternehmen ausgeliefert. Es war jedenfalls keine große Sache, dass die Tore der Fahrzeughalle ohne Strom nicht sofort aufgingen. Am Ende sei es nur um eine Feineinstellungsangelegenheit bei den Federn gewesen, die im manuellen Betrieb dafür sorgen, dass die Tore sich öffnen.
Auch das Brandschutzproblem sei keine Katastrophe gewesen. Es betraf nur ein kleines Areals unter dem Dach entlang von Kabelschächten. Aber natürlich habe die Kontrolle und Behebung Zeit in Anspruch genommen und auch für einen gewissen Ärger am Ratstisch gesorgt. Doch diese Zeit sei nun vorbei.
Am Samstag, 9. April, zieht die Freiwillige Feuerwehr Oftersheim nun ab 18 Uhr während eines festlichen Blaulichtumzuges endgültig um. Wie heißt es so schön im Deutschen? Was lange währt, wird endlich gut.
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