Oftersheim/Berlin. Der US-amerikanische Architekt Daniel Libeskind ist in Berlin mit dem Europäischen Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma ausgezeichnet worden. Der Preis wird vom Zentralrat und dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma sowie der Manfred Lautenschläger-Stiftung vergeben, die den mit 15 000 Euro dotierten Preis stiftet. Der Preis würdigt herausragende Persönlichkeiten, die sich auf europäischer Ebene um die gleichberechtigte Teilhabe und Menschenrechte von Sinti und Roma verdient gemacht haben.
Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose aus Oftersheim, würdigte den Preisträger mit den Worten: „Daniel Libeskind hat mit seinem künstlerischen Wirken international dazu beigetragen, die Erkenntnis zu stärken, dass Holocaust auch die Ermordung von 500 000 Sinti und Roma im NS-besetzten Europa bedeutet. In Kenntnis der Geschichte dieses Menschheitsverbrechens ist die Ignoranz der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union beschämend, mit der die menschenverachtende Situation von Sinti und Roma hingenommen wird, die besonders in Mittel- und Osteuropa zu apartheidähnlichen Zuständen geführt hat.“
Rose führte weiter aus: „Wir alle stehen heute, als Bürger, wie auch unsere demokratischen Institutionen, in der Pflicht, den demokratiefeindlichen Bestrebungen von nationalistischen und rechtsextremen Parteien in vielen Ländern Europas entgegenzutreten, die wieder Stimmung und Hass gegen Juden sowie Sinti und Roma schüren.“
Die Präsidentin des Deutschen Bundestags, Bärbel Bas, sagt dazu in ihrer Laudatio: „Daniel Libeskind hat weltweit Denkmäler der gemeinsamen Erinnerung an die im Holocaust ermordeten europäischen Juden sowie Sinti und Roma geschaffen. Er hat somit einen eindringlichen Beitrag dazu geleistet, den lange ignorierten Völkermord an den Sinti und Roma im öffentlichen Bewusstsein zu verankern.“ Die Bundestagspräsidentin weiter: „Der Preis würdigt Libeskinds Einsatz für unsere Erinnerungskultur. Der Preis ist zugleich ein Aufruf, sich für die gesellschaftliche Anerkennung und gleichberechtige Teilhabe von Sinti und Roma einzusetzen.“
Mit der Preisverleihung werden die weltweiten Beiträge Libeskinds zur Erinnerungskultur gewürdigt. Das Gedenken an den Holocaust ist ein wichtiger Bestandteil seines Schaffens. Libeskind: „Ich habe meine gesamte berufliche Laufbahn dem Kampf gegen die Auslöschung der Erinnerung gewidmet und dem Bau von Architektur, die mit Emotionen und Hoffnung erfüllt ist. Ohne die bewusste Entscheidung, an der Erinnerung festzuhalten und unsere Erfahrungen mit anderen zu teilen, kann die Zeit schleichend alles auslöschen.“
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