Oftersheim. Sie sei bei der Veranstaltung des Sängerbunds Liederkranz Oftersheim, um die ansässigen Vereine zu unterstützen und ein Stückchen Kuchen zu essen, verrät Lilo Bronner. „Das bietet sich bei dem schönen Wetter ja an. Es ist nur schade, dass gar keine jungen Leute da sind.“ Gelassen spricht die Oftersheimerin das aus, was den Verantwortlichen der Chöre schon lange den Kopf zerbricht - die hoffnungslose Suche nach jungem Nachwuchs.
Es ist eine Tradition, die - außerhalb von Corona-bedingten Ausfällen - seit ungefähr 20 Jahren in der Gemeinde gepflegt wird. Der Sängerbund Liederkranz lädt Chöre aus der Region dazu ein, den Tag im Hof des Gemeinschaftshauses bei Speis und Trank musikalisch mitzugestalten. Und die folgen der Einladung gerne: Insgesamt acht Chöre, unter anderem „sing2gether“ aus Reilingen und „Plank-Ton“ aus Plankstadt, sind mit dabei. Bei bestem Sommerwetter, einem voll besetzten Innenhof und ausgelassener Stimmung liefern die Gesangstalente eine bunte Mischung aus ihrem individuellen Repertoire.
Veranstaltung des Sängerbundes Liederkranz in Oftersheim bleibt toller Anlass
„Das ist einfach ein toller Anlass, um in der Gemeinde zusammenzusitzen und die Sonne zu genießen“, findet der Vorsitzende des Veranstaltervereins, Thomas Widenka. Besonders freue er sich, dass Ulrich Engelhardt vom Chorverband Heidelberg zu Besuch kam. Bürgermeister Pascal Seidel sei auch vor Ort gewesen, so Widenka: „Er ist nun zu einem Fußballspiel, meinte aber, er komme heute Abend noch einmal, um mit uns ein Bier zu trinken.“
Zum ersten Mal finde die Veranstaltung unter anderem Motto, nämlich „Chorgesang zur Kaffeezeit“, statt. Die Gründe für die Neuerung sind dabei eher pragmatischer Natur: „Für unseren Verein, der händeringend nach Nachwuchs sucht, ist es mittlerweile schwierig, die Veranstaltung ganztägig zu machen, wie es ja eigentlich war“, erklärt der Vorsitzende. Die Anzahl der Helfer sinke von Jahr zu Jahr. Daher hätten sich die Organisatoren dazu entschieden, den Vormittag und das Mittagessen ausfallen zu lassen und erst mit Kaffee und Kuchen zu beginnen. „Das ist ein Versuch, aber nicht in Stein gemeißelt. Vielleicht ist es nächstes Jahr wieder wie gewohnt“, fügt Widenka an.
Oftersheimer Sänger immer noch in komfortabler Situation
Auch wenn die Veranstaltung aufgrund der Altersstruktur im Verein nicht mehr so lange gehe wie in der Vergangenheit, sei die Situation des Sängerbunds recht komfortabel, glaubt Widenka. „Wir haben das Glück, noch über 50 Leute zu haben, bei den meisten ist das schon lange nicht mehr so. Nun starten wir eine Kooperation mit dem Sängerbund Plankstadt, ich denke, solche Verbände sind die Zukunft der Sänger.“
Genauso sieht es Norbert Engelhardt vom angesprochenen Sängerbund Liedertafel Plankstadt: Vor allem wir Männerchöre haben ein Problem. Das Angebot für junge Leute ist so vielfältig, dass niemand auf die Idee kommt zu singen.“ Wenn der Verein junge Leute doch begrüßen könne, handle es sich meist um Verwandte von Mitgliedern. „Langfristig konzentrieren wir uns auf Männer zwischen 40 und 60 Jahren, die ein neues Hobby suchen.“ Vielen sei auch nicht bewusst, wie gesund das Singen sei.
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Das aussterbende Paradebeispiel ist an diesem Tag Sebastian Krause vom Oftersheimer Sängerbund. „Ich denke, es kommen wenig aus meiner Altersgruppe, weil eine falsche Vorstellung besteht. Sie denken, sie müssten vorsingen oder so. Dabei geht es ja viel mehr um Gemeinschaft und Spaß“, betont der 21-Jährige.
Diese Aspekte möchte auch Michael Hertlein von der Germania Oftersheim mehr in den Mittelpunkt rücken: „Das Beisammensein nach dem Singen ist eigentlich schöner als das Singen selbst.“
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