Oftersheim/Region. Die Gründung am Valentinstag scheint ein gutes Omen gewesen zu sein. Denn die „Bürgerinitiative Plankstadt und angrenzende Gemeinden“ (BiP) gegen den Neubau einer Gütertrasse mitten durch Feld und Flur nimmt immer mehr an Fahrt auf. Als nächste Protestaktion nach Plankstadt (wir berichteten) fand am Dienstag vor dem Rathaus in Oftersheim ein weiteres Treffen mit Vertretern der betroffenen Gemeinden statt. Die BiP-Organisatoren Alexandra Ulrich, Thomas Schmeckenbecher und Jörg Rauch aus Plankstadt freuten sich über den Zuspruch und die Unterstützung der Oftersheimer.
Bürgermeister Jens Geiß dankte der Initiative für ihr Engagement. Die von der Bahn favorisierte Trasse zwischen Eppelheim, Grenzhof, Plankstadt und Oftersheim sei eine „klare Zerschneidung zwischen unseren Gemeinden“. So wünsche man sich die Trasse nicht. Man werde sich hier eindeutig positionieren, dankte Geiß auch dem Verband Region Rhein-Neckar und dem Landratsamt, die mit eingebunden seien. „Die Initiative ist wichtig, um die Bürger aufmerksam zu machen. Wir wollen gleichzeitig Alternativen aufzeigen, die gibt es nämlich“, sagte der Rathauschef.
„Niemand ist gegen was, wir brauchen die Trasse, aber wir brauchen sie verträglich“, erklärte Eppelheims Bürgermeisterin Patricia Rebmann. Man sei sich einig, dass die von der Bahn geplante kostengünstigste Alternative so nicht verlaufen könne: „Das wird kein Sprint, sondern ein Marathon.“
Plankstadts Bürgermeister-Stellvertreter Gerhard Waldecker dankte der BiP seiner Heimatgemeinde für die schnelle Gründung: „Wir müssen die Augen aufhalten, was alles geplant ist. Längst nicht alle Möglichkeiten sind ausgeschöpft, die Bahn könnte auch vorhandene Strecken nutzen.“ Eine Trassenführung mitten durch die Region hätte gravierende Folgen für die Orte.
Flächenverbrauch und Lärm
Die BiP befürchtet unter anderem mehr Lärm und Feinstaub, mehr Erschütterungen für Mensch und Natur sowie die weitgehende Zerstörung geschützter Biotope. Die Bahn werde deshalb aufgefordert, sich an das Bündelungsgebot zu halten.
Wie in Plankstadt ist auch in Oftersheim der Gemeinderat gegen die geplante Trasse. Michael Seidling (Freie Wähler) sieht „die Zerschneidung unserer Landschaft, wenn Güterzüge hier durchdonnern“. Man sei daher für die Unterstützung der Bürgerinitiative: „Wir stehen gemeinsam da.“ Grünen-Fraktionsvorsitzender Patrick Schönenberg befürchtet einen riesigen Flächenverbrauch und viel Lärm: „Für die Bevölkerung und den Naturschutz der falsche Weg.“ Es gebe Varianten für die Planung. „Wir haben drei Autobahnen und drei Bundesstraßen, wir brauchen nicht noch drei Bahnstrecken“, meinte er.
Carmen Kurz-Ketterer (FDP) schloss sich an: „Wir werden nicht abwarten und den Kopf in den Sand stecken. Die Gemeinschaft muss kämpfen.“
Für CDU-Fraktionssprecherin Annette Dietl-Faude zählt das Totschlagsargument wegen der kostengünstigen Lösung nicht. Das lasse jede Diskussion wegfallen. „Die Menschen wollen nicht in ihrer Freizeit zu Hause vor einer Lärmschutzwand sitzen“, meinte sie. Der CDU-Ortsverband hat für kommenden Montag, 11. April, um 19 Uhr in den Rose-Saal zur Informationsveranstaltung „Noch mehr Bahnlärm in Oftersheim?“ mit Verbandsdirektor Ralph Schlusche eingeladen.
Werner Kerschgens (SPD) bat die Bürgerinitiative, weiter den Finger in die Wunde zu legen. Dass die Gemeinden an einem Strang zögen, sei hervorragend: „Güterzüge sind übrigens auch hinter einer Lärmschutzwand gut zu hören.“
BiP-Sprecher Thomas Schmeckenbecher informierte über ein Videomeeting mit den Planern der Bahn. Das Projekt müsse sich „volkswirtschaftlich rentieren“, sei deren Aussage gewesen. Das würde dann sogar eine Strecke mit vier Gleisen bedeuten, warnte Schmeckenbecher vor einer „größeren Sache“. Die Bahn wolle die Gemeinden gegeneinander ausspielen, plädierte er für eine starke Gemeinschaft gegen donnernde Güterzüge und extreme Eingriffe in die Landschaft. Eine „größere Aktion“ habe der Bauernverband geplant, teilte Alexandra Ulrich mit. An Gründonnerstag, 14. April, werden die Landwirte die geplante Güterstrecke mit ihren Traktoren markieren, um damit weiter auf Bürgerinitiative aufmerksam zu machen.
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