Vernissage

Retro-Zweiräder: Ausstellung "Hommage - Schätze aus der Garage" begeistert Besucher in Oftersheim

Die Ausstellung "Hommage - Schätze aus der Garage" präsentiert eine Vielzahl von Retro-Zweirädern. Die liebevoll aufbereiteten Exponate und die atmosphärische Gestaltung begeistern Besucher und unterstützen gleichzeitig ein soziales Projekt.

Von 
Maria Herlo
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Schätze wie dieses Zweirad warten auf die Besucher der Ausstellung. © Norbert Lenhardt

Oftersheim. Manchmal reicht ein Geruch, ein Song, ein Bild, und man fühlt sich ins Paradies der Erinnerung versetzt. Dorthin, wo man sein erstes Dreirad geschenkt bekam, wo Großvater eine „NSU Quickly“ fuhr und Großmutter Apfelkuchen buk, mit Guss aus frisch geschöpfter Sahne, und wo die Liebe ihren Anfang nahm: „Weißt du noch?“

Gegenwärtig gelingt das auf originelle und überraschende Weise Markus „Patch“ Müller und seiner Frau Petra mit der Ausstellung „Hommage – Schätze aus der Garage“ im Gewölberaum des Verwaltungsgebäudes in der Eichendorffstraße 2, die am Freitagabend eröffnet wurde. Nicht Gemälde standen diesmal im Vordergrund, sondern die Präsentation einer Vielzahl zweirädriger Fahrzeuge.

Bürgermeister Pascal Seidel (r.) lässt sich von Markus „Patch“ Müller ein Exponat zeigen. © Norbert Lenhardt

Und vom unwiderstehlichen Charme dieser alten Zweiräder waren nicht nur die zahlreichen Besucher begeistert, sondern auch Bürgermeister Pascal Seidel. „Zunächst konnte ich mir nichts darunter vorstellen“, gestand er in seiner Begrüßung, „doch was wir hier zu sehen bekommen, ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. An dem Gemeinschaftswerk werden Geschichte und gelebte Leidenschaft lebendig. Und die Art, wie jedes einzelne Exponat zur Geltung gebracht wird, macht die Ausstellung zum ästhetischen Erlebnis“, bringt es das Gemeindeoberhaupt auf den Punkt. Besonders freute ihn, dass damit ein soziales Projekt unterstützt wird.

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Für Spenden hat Petra Müller eine Keramik-Milchkanne bereitgestellt. Das Geld kommt dem Oftersheimer „Café Vergissmeinnicht“ zugute. Schließlich dankte Seidel dem Ehepaar Müller für die sehenswerte Präsentation und wünschte ihr viele Besucher. Worte des Dankes richtete er auch an Ute Walter und ihre Kollegin Ina Jahnke von der Gemeindeverwaltung, die mit viel persönlichem Einsatz die Ausstellungen im Gewölberaum schon seit vielen Jahren betreuen und begleiten.

Schon beim Eintritt empfingen die Besucher Markthändlerinnen im Retrolook, die kühle Getränke anboten, Männer in Arbeitsuniform führten die Gäste in den Ausstellungsraum, der durch raffinierte Eleganz bestach. Die dekorierten Exponate waren von Strahler und Spots in unterschiedlichen Farben beleuchtet und diskrete Musik tönte aus unsichtbaren Lautsprechern. Und es sind nicht nur die Zweiräder, sondern auch die unzähligen kleinen, liebevoll zusammengetragenen und aufbereiteten Artefakte, die diese Schau so interessant und einzigartig machen.

Tour in die Schweiz

Hörte man den Erläuterungen des gebürtigen Friedrichshafener Markus „Patch“ Müller zu, wurde deutlich, dass diese motorisierten Zweiräder mehr sind als nur ein Fortbewegungsmittel, hinter jedem Exemplar steht eine Geschichte, die der passionierte Sammler unterhaltsam zum Besten gab. „Da ich weder malen noch singen kann und auch sonst von Kunst nicht viel verstehe, habe ich überlegt, mit meiner Passion, aufgegebene Zweiräder aufzustöbern und sie aufwendig zu renovieren, den Leuten Gelegenheit zu geben, die Welt durch meine Augen zu sehen“, sagte der einstige Restaurantleiter des ältesten Heidelberger Studentenlokals „Zum Seppi“ und fügte hinzu: „Je aussichtsloser eine Sache ist, je mehr reizt es mich, sie in Angriff zu nehmen.“

Als Beispiel erwähnte er die Aktion „Heidi statt Corona“, wo er mit einer „NSU Quickly-S“ aus dem Jahr 1959 in die Schweiz fuhr, was wegen der Corona-Pandemie unmöglich schien und dann doch gelang. Trotz Lockdown und Krieg möchte er den Leuten etwas Schönes zeigen, ihnen Momente der Entspannung bieten und Zuversicht bieten.

Ein Kultobjekt auf zwei Rädern ist das französische hellblaue „Vélosolex“ von 1981. Es lässt den Nervenkitzel, die Freude am Fahren vor über 40 Jahren erahnen. Sein Besitzer träumte von Paris, das er mit dem Mofa erkunden wollte. Oder die „Susi“ – die Fahrzeuge haben bei ihm alle einen Namen und er redet über sie wie über Menschen – die hier auf dem erhöhten Podium wie ein Popstar thront. Weil er mit ihr zum Schwetzinger Schloss ohne Helm fuhr, hat ihn ein Polizist herausgewunken, erzählte Müller.

Schön in eine Ecke eingepasst, lag eine „Quickly“ aus den 1950er-Jahren so, wie Müller sie gefunden hat, ohne Motor und Bremsen. Zur ihr gesellt sich ein kirschrotes Kinder-Dreirad, ebenfalls aus den 1950ern, und ein Moped im „Hühnerstall“, Grund genug, die sehenswerte Ausstellung zu besuchen und den Flair vergangener Zeiten zu genießen.

Exponat der Ausstellung "Hommage - Schätze aus der Garage" in Oftersheim. © Norbert Lenhardt

Freie Autorin

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