Oftersheim. Die Umbenennung der Kurpfalzhalle, die nach Beschluss des Gemeinderates seit 25. Januar den Namen des langjährigen Gremiumsmitglieds und Ehrenbürgers Roland Seidel trägt, bleibt heiß diskutiertes Thema (wir berichteten mehrfach). Nicht alle Einwohner seien mit dem Beschluss des Gemeinderates um Bürgermeister Jens Geiß einverstanden, hatte unser Leser Hans-Peter Sturm, im Heimat- und Kulturkreis mit Helmut Spieß für die Museumsbetreuung zuständig, bereits Ende Februar moniert.
Auf der sozialen Plattform Facebook hatte sein Beitrag „Musste das in diesem Fall wirklich sein?“ viele Reaktionen ausgelöst. Der Beitrag wurde innerhalb weniger Stunden dutzende Male kommentiert. Viele stimmten Sturm zu, andere konnten seinen Unmut nicht verstehen.
Bessere Möglichkeiten
Nach Sturms Meinung hätte es bessere Möglichkeiten gegeben, die kommunalpolitischen Leistungen und das Engagement Seidels gebührend zu würdigen. „Es geht mir keineswegs darum, an den großen Verdiensten Roland Seidels um das Gemeinwohl, auch auf Vereinsebene, in irgendeiner Weise rühren zu wollen“, betonte er. Es sei gerechtfertigt, „dass sein Name nunmehr auch an geeigneter Stelle im öffentlichen Raum“ manifestieren werde. Dass ausgerechnet die durch ihren außergewöhnlichen Namen für Oftersheim charakterbildende Kurpfalzhalle ausgewählt worden sei, kritisierte er jedoch. „Dieser Name war Jahrzehnte ein Begriff, nicht nur in der Gemeinde.“
Nachdem das Thema in einer SPD-Sitzung kontrovers diskutiert wurde, fragt Sturm in einer Zusendung an diese Zeitung, ob dies auch bei anderen Parteien der Fall sein werde. Bei Hilde Rauchholz bedankt sich Sturm für ihren Leserbrief vom 19. März. Als langjährige SPD-Gemeinderätin wisse sie um Beschlussfindungen und habe sich deutlich geäußert. „Dies tun mir gegenüber auch weiter über diese haarsträubende Umbenennung aufgebrachte Bürger – Leute, die beruflich mit der Halle in Verbindung standen, ehemalige Gemeinderäte, auch Nachfahren bereits verstorbener Gemeindevertreter.“ Und meistens komme der Zusatz „Jeder sagt das Gleiche“.
„Inzwischen ist auch durchgesickert, welchem Ratsmitglied die Oftersheimer diesen Einfall zu verdanken haben, doch entscheidend ist, dass dieser Nonsens beschlossen wurde, womöglich noch einstimmig“, unterstreicht Sturm. „Hatte wirklich kein Mitglied das Stehvermögen, dessen Sinnhaftigkeit in Zweifel zu ziehen? Offenbar fehlen dem heutigen Gremium Persönlichkeiten mit dem Format eines Rudolf Uebelhör, Heinrich Zwick oder des im letzten Jahr verstorbenen Ehrenbürgers Friedbert Schnabel.“ Sie alle hätten schon bei der Erwägung einer Umbenennung sinngemäß geantwortet: „Also Leute, sonst geht’s euch aber noch gut . . .“
Hans-Peter Sturm stellt die Frage, wie die Umbenennung bei den Altbürgermeistern ankommt. „Zu seiner Verabschiedung nach drei Amtsperioden 1998 erhielt die bis dahin namenlose, altengerechte Wohnanlage die Bezeichnung ,Siegwald-Kehder-Haus’.“ So wichtig die Einrichtung in der Kommune auch sei, in der Außenwahrnehmung einer Großgemeinde spielte sie sicher eine eher untergeordnete Rolle im Gegensatz zur zentralen kulturellen Veranstaltungsstätte. „Den Namen von Helmut Baust erhielt 2014 eine unscheinbare Straße, die bisher im Gewann ,Stimplin’ nur im aktuellen Ortsplan besteht – als projektiert auf ungewisse Zeit. Und wohlgemerkt, beide waren Bürgermeister und sie hätten auch niemals dieses ,Geschenk’ angenommen“, so Sturm.
„Haben die Gemeinderäte nicht bei ihrer Vereidigung gelobt, stets im Sinne der Bürger zu handeln und Schaden von der Gemeinde abzuwenden“, fragt er. Ein Schaden sei längst entstanden. Auch in Nachbarorten, in denen die Umbenennung und der massive Gegenwind aus der Bevölkerung mit Kopfschütteln aufgenommen werde.
„Ketscher würden Sturm laufen“
Neue Hinweisschilder auf die Halle seien mit dem Zusatz „ehem. Kurpfalzhalle“ in Klammern „mehr als peinlich“, unterstreicht Sturm, suggerierte er doch „eigentlich heißt die Halle ja . . .“. Sturm vermutet: Sollte in Ketsch die Rheinhalle umbenannt werden, „würden die Ketscher dagegen Sturm laufen“. „Das hätten die Ofdascher auch tun können – in Form eines Bürgerbegehrens. Kürzlich habe ich einem ehemaligen Mitglied des Landtages gegenüber diese Möglichkeit erwogen. Der Haken dabei: Die Antragsunterlagen müssten spätestens drei Monate nach Veröffentlichung dieses Gemeinderatsbeschlusses eingereicht werden, also bis 26. April – inklusive den Unterschriften von sieben Prozent aller wahlberechtigten Einwohner. Wäre das zu schaffen gewesen?“
Tatsächlich gebe es jemanden, der der „Unruhe im Ort endlich ein Ende machen könnte: Roland Seidel selbst. Wie oft habe ich schon gehört, er hätte die Ehrung besser nicht angenommen oder spätestens jetzt abgegeben“, schreibt Sturm. „Manche fragten auch, ob es nicht auch so bereits genug der Würdigungen gewesen sei. Wie geht er damit um – im Bewusstsein dieser breiten Ablehnung bei den Einwohnern?“
Bislang habe sich auch noch kein Gemeinderatsmitglied öffentlich zum Beschluss geäußert. „Warum eigentlich nicht, glaubt man doch, richtig entschieden zu haben.“ Es folgt Sturms rhetorische Frage „Oder tun sich inzwischen bei manchen doch erste Zweifel auf?“ Wer nach dem Motto „Gar nicht reagieren, das beruhigt sich schon wieder“ agiere, werde merken: „Denkste! Niemand wird sich beruhigen, denn auch im Bürgermeisterwahlkampf ist dieses Thema offenbar angekommen, denn einer der Bewerber verteilt Stofftaschen mit Abbildungen unter anderem jenes ,corpus delicti’.“
„Provinzposse“ abschließen
Die alten Hinweisschilder mit dem Schriftzug „Kurpfalzhalle“ habe er sich nach dem Austausch im Bauhof aushändigen lassen, schreibt Sturm abschließend. Käme es nun doch zur Rücknahme des „unrühmlichen Beschlusses“, könnten sie wieder eingesetzt werden und das Kapitel „Seidel-Halle“ bliebe „eine Provinzposse“. Ansonsten bestehe weiter „bei den meisten Bürgern der Ärger über diese Fehlentscheidung über ihre Köpfe hinweg – im wahrsten Sinn des Wortes: bei jedem Blick auf die Schilder und Veranstaltungshinweise in der Kurpfalzhalle“.
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