Oftersheim. Die Arbeiten in der Mannheimer Straße schreiten termingerecht voran und die Ausgaben bleiben im geplanten Rahmen (wir berichteten). In Zeiten explodierender Kosten und sich bundesweit zu oft ewig hinziehender Großprojekte klingt das erst einmal gut. Doch wie beurteilen Anwohner und Händler die umfangreiche Maßnahme? Unsere Zeitung sprach mit Betroffenen.
„Das war zum Teil schon heftig, der Lärm und die Erschütterungen“, meint Anwohner Thomas Sturm. Seine Frau Carola stimmt ihm zu und zeigt auf den Boden vor einer Hauswand des leerstehenden historischen Nachbarhauses. „Da sind wegen der Vibrationen sogar Steine herausgefallen“, meint sie. Die große Baustelle ist inzwischen weiter gezogen zum letzten Bauabschnitt diesseits der Gleise. Doch Lärm und Staub wird es vermutlich noch genug geben, bis endlich die abschließende Asphaltschicht aufgebracht wird.
„Es muss ja sein“
Die Anwohner zeigen Verständnis: „Aber das lässt sich nicht vermeiden. Es muss ja sein.“ Die Gewerbetreibenden äußern sich ähnlich. Wegen der Sperrung waren oder sind sie für ihre Kunden schlechter erreichbar, was sich auch negativ auf den Umsatz auswirke. Vor Ramic Fidans Podologischem Fußzentrum ist aktuell nur der schmale Bürgersteig frei. „Ältere Kunden, die schlecht laufen können, kommen aktuell deshalb weniger oder gar nicht. Hoffen wir, dass alles schnell fertig wird“, meint er.
Michael Wolf betont: „Wir hatten noch Glück, da wir auch an die Max-Planck-Straße grenzen, wo der Zugang normal gewährleistet war.“ Doch der Raumausstatter hätte sich mehr Kommunikation seitens der Gemeinde gewünscht und ganz so glatt wie es schiene, sei es nun doch nicht gelaufen: „Laut der uns zugeschickten Pläne hätte beim gerade beendeten Bauabschnitt noch ein Durchkommen zur Viktoriastraße möglich sein sollen. Da hat man sich dann schon gewundert. Das hätte man kommunizieren müssen“, ergänzt Wolf, der sich auch fragt, ob man die Rohrleitungen ohne Aufriss des Bodens hätte erneuern können. Entsprechende Verfahren gebe es.
In der Mannheimer Straße wohnt auch Christian Zimmermann. „Den Rüttler zur Bodenverdichtung merkt man stark“, so der ehemalige Gemeinderat. Aber im Großen und Ganzen sei er zufrieden mit dem Voranschreiten der Arbeiten. „Die Firma macht einen guten Job und die Anwohner werden immer informiert.“ Mehr Solidarität beim Parken fände er hingegen großartig. „Man kann hier ja gerade nicht mehr parken. Ich fände es toll, wenn man sich da unter Nachbarn helfen würde. In der Max-Planck-Straße gibt es zum Beispiel nicht belegte Stellplätze.“ Er fragt: „Es geht ja auf der anderen Seite der Gleise weiter, kann man da nicht gleich die Unterführung für Rollatoren und Fahrradfahrer anpassen?“
Mit eigenen Mitteln
„Es war oft anstrengend und laut. Es kamen weniger Kunden, aber wir konnten mit unserem Lieferservice gegensteuern“, erzählt Sonja Merdes von der Kurpfalzapotheke. Besonders ärgere sie der nun viel zu hohe Bordstein vor ihrem Geschäft. „Hier und an anderer Stelle ist das gefährlich. Es besteht Sturzgefahr für Rollstuhlfahrer und Menschen mit Rollatoren beim Überqueren der Straße“, zeigt sie sich besorgt. Genau wie Melanie Weber von der Weinhandlung nebenan habe sie bereits mit Bürgermeister Jens Geiß telefoniert.
Darauf angesprochen, habe das Gemeindeoberhaupt die Beseitigung des Problems zugesichert: „Die sogenannte ‚Dachbildung‘ ergibt sich aus der neuen Struktur, die dafür sorgt, dass der Regen besser abfließen kann, wodurch der Gehwegrand jetzt stellenweise zu hoch ist“, so Geiß. Aber Barrierefreiheit stehe für die Gemeinde mit an oberster Stelle. „Wir werden den Bordstein, wo es nötig ist, senken. Dabei gehe ich davon aus, dass die Gemeinde das mit eigenen Mitteln umsetzen kann“, sichert er zu.
Auf die Bahnunterführung angesprochen, erläutert Jens Geiß: „Die Rampe sollte nur sechs Prozent Gefälle haben, hat aktuell 16,5. Die Umbauarbeiten dürften Kosten im siebenstelligen Bereich verursachen. Die Gemeinde hat die Bahn wegen der Kostenbeteiligung vor drei Jahren verklagt und das Verfahren, dessen Ende wir abwarten müssen, läuft noch.“
Auch eine Rohrerneuerung ohne Aufriss des alten Straßenbelages habe man geprüft. „Das sogenannte ‚Schlauchlinerverfahren‘, für das im aktuellen Haushalt fast eine halbe Million vorgesehen ist, setzen wir in Oftersheim oft ein. In diesem Fall war das aber nicht machbar“, betont er. Kommunikation mit den Bürgern habe es viel gegeben. Was die angebliche Querungsmöglichkeit zwischen Max-Planck- und Viktoria-straße angeht, vermute er, könne dies eventuell auf eine nicht korrekt interpretierte schematische Darstellung zurückzuführen sein. „Aber für Fragen der Bürger stehen wir natürlich immer zur Verfügung.“
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