Oftersheim. Die diesjährige Mitgliederversammlung des Turn- und Sportvereins Oftersheim am Donnerstagabend war turbulent. Die bestens besuchte Zusammenkunft im Bürgersaal geriet schon bei der Genehmigung der Tagesordnung aus den Fugen. Danach folgten gegenseitige Schuldzuweisungen, Anfeindungen und Vorwürfe. Dirk Oswald begrüßte über 60 Mitglieder zu seiner ersten Versammlung im Amt des Vorsitzenden. Markus Lauff, vor einem Jahr noch selbst in dieser Funktion, im Oktober aber zurückgetreten, wollte einige Anträge vor der Entlastung des Vorstands eingebracht wissen. Das wurde zuerst abgelehnt, weil Anträge zur Tagesordnung spätestens eine Woche vorher da sein müssen. Dann wurde der Tagesordnungspunkt aber doch genehmigt und vorgezogen.
Der Vorstand stellte seine neue Organisationsform vor. Die Pächterfamilie des Clubhauses musste den Saal verlassen, weil sie nicht Mitglied im TSV ist. Der Verein sei in der Vergangenheit immer zentral von einer Person geleitet worden. Das habe so nicht weitergehen können, kam Oswald auf das „emotionale Thema Clubhaus“ zu sprechen. Es habe mit den Pächtern Reibungen und Konflikte gegeben, außerdem seien Rückstände bei der Pacht aufgelaufen. Der Vorstand sei beschimpft und beleidigt worden, „dabei haben wir viel Zeit investiert, nur um zu helfen“. Man habe den Pachtvertrag gekündigt.
Beitrag beim TSV Oftersheim wird erhöht
Anschließend lieferte Finanzvorstand Klaus Donderer seinen Bericht. Der Verein hatte Einnahmen von knapp 281 000 Euro. Die Ausgaben allein für den Sportbetrieb kamen auf 298 000 Euro. Insgesamt 59 000 Euro Verlust seien „nicht eingeplant gewesen“, meinte er. Zum Jahresende existierten zwar immer noch Rücklagen von 194 000 Euro. Es gebe aber auch eine große Investitionsliste: „Wir brauchen 207 000 Euro in den kommenden Jahren.“
Für 2024 sind Einnahmen von 248 000 Euro geplant, die Ausgaben für den Sportbetrieb dürften auf 254 000 Euro steigen. Der Verein komme deshalb um eine Beitragserhöhung nicht herum, so der Finanzvorstand. Drei Euro mehr im Monat für ein Einzelmitglied, sechs Euro für Familien und einen Euro für Passive.
Das sei immer noch in der Größenordnung der Nachbarvereine. Die neuen Beiträge gelten ab der zweiten Jahreshälfte. „Das Jahresergebnis ist stark negativ, ebenso wie die Aussichten“, schloss Donderer, der als Finanzvorstand bis zur Mitgliederversammlung 2025 einstimmig nachgewählt wurde. Die Kassenprüfer bescheinigten eine lückenlose und ordnungsgemäße Kassenführung. Die Versammlung war später mit deutlicher Mehrheit für die Beitragserhöhung.
Eine Aussprache zu den Berichten gab es nicht. Dafür brach Zoff los. Zunächst attackierte Markus Lauff den Vorstand um Dirk Oswald. Es fehle die Eintragung im Vereinsregister. Bei der letzten Wahl sei ein Formfehler passiert, wodurch der Vorstand „womöglich nicht gültig gewählt worden“ sei. Das Protokoll der letzten Mitgliederversammlung zeige verschiedene Versionen. Die Protokolle einer Vorstands- und Sportratssitzung seien nicht korrigiert worden, obwohl sie als fehlerhaft bemängelt worden seien. Es fiel das Wort „Urkundenfälschung“.
Finanzieller Verlust beim TSV Oftersheim im fünfstelligen Bereich
Der finanzielle Verlust liege im mittleren fünfstelligen Bereich und sei nach Einschätzung des damaligen Finanzvorstands „absehbar gewesen“, monierte Lauff. Einige Mitglieder forderten ihn auf, mit den Vorhaltungen aufzuhören. Die Mehrheit war für die Begrenzung der Redezeit auf eine Viertelstunde. Zeitweise war der Vorstand aus dem Saal und ließ die Zeit verstreichen. Die Emotionen kochten hoch, als wieder das Clubhaus-Thema zur Diskussion gestellt wurde. Die Beschimpfungen nahmen zu. Das gegenseitige Zuhören wurde so immer schwieriger.
Die Kündigung sei für Außenstehende nicht nachvollziehbar, meinte Markus Lauff, der von seinem Bruder Stefan, bis vergangenes Jahr stellvertretender Vorstandssprecher, in seiner Argumentation unterstützt wurde. Die Pächterin habe für 2022 noch keine vollständige Nebenkostenabrechnung erhalten, ihre Schulden in den vergangenen vier Monaten auf weniger als die Hälfte abbezahlt und dieses Jahr noch keine neuen Schulden gemacht, führte Lauff aus. Er habe selbst nicht gedacht, dass das funktioniert, musste er zugeben. Die Pächterin habe die Kündigung lediglich per E-Mail erhalten, kein Vorstandsmitglied habe es für nötig gehalten, mit ihr persönlich darüber zu sprechen. Jetzt sollte sie zumindest die Chance bekommen, dazu Stellung zu nehmen. Nach langem Hin und Her wurden der Pächterin zehn Minuten Redezeit eingeräumt. Bahrije Salihu und ihr Mann Afrim durften in den Saal.
Sohn Bleron ergriff das Wort. Es habe große Rückstände gegeben, vor allem wegen der schwierigen Umstände am Anfang, räumte er ein. Zudem habe man noch unter der Vorgängerin gelitten. Im Sommer sei es dann gut gelaufen und man habe immer mehr positive Rückmeldungen bekommen. Ab Dezember habe der Vorstand dann plötzlich „Privates wissen und Einblick in die Geschäftszahlen nehmen wollen“. Eine Vereinbarung über die Abzahlung der Schulden sei nicht eingehalten worden. „Man hat versucht, uns unter Druck zu setzen.“
„Unfaires Verhalten“ beim Vorstand des TSV Oftersheim?
Vorstandsmitglieder seien sogar ins voll besetzte Clubhaus gekommen und gefordert: „Wir sollten sofort unterschreiben.“ Jetzt habe man die fristlose Kündigung bekommen, sah Bleron Salihu ein „unfaires Verhalten“ und „Dreistigkeit“ vonseiten des Vorstands. Dadurch habe der Betrieb Schaden genommen: „Viele Familienfeiern sind abgesagt, Reservierungen storniert worden.“ Über 7600 Euro habe man zurückzahlen können, 4600 Euro seien noch offen. „Wir sind mehr als glücklich, ein Teil des Vereins zu sein“, sei der Streit wohl mehr ein „Ego-Problem“ zwischen den Parteien. „Als Markus Lauff den Verein verließ, wurde von uns erwartet, dass er und seine gesamte Familie Hausverbot bekommt“, gab Salihu zu Protokoll. Das brachte mehr Aufruhr in die Versammlung. Einige Mitglieder forderten, die Pächterfamilie solle weitermachen dürfen. Eine Fortführung des Pachtverhältnisses sei immer noch besser als ein Leerstand des Clubhauses.
TSV Oftersheim: Die Geehrten
- Elke Jokisch wurde zum Ehrenmitglied im Turn- und Sportverein ernannt. Werner Heger wurde für 50-jährige Trainertätigkeit mit der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet.
- 50 Jahre und längere Mitgliedschaft: Frank Weber, Hubert Fuschlberger, Friedrich Vobis, Helga Münkel, Joachim Leonhardt, Günter Mittmann, Christine Kruse, Werner Krause, Karlheinz Kilb, Helmut Grams, Edeltraud Lüben.
- 40 Jahre und längere Mitgliedschaft: Bernd Vogel, Karl-Heinz Kolb, Claudia Weber, Inge Schnabel, Dieter Burkard, Horst Messmer, Walter Schmider, Elke Braun, Michael Höfler, Ralf Weber.
- 25 und 26 Jahre Mitgliedschaft: Detlev Sauter, Gudrun Rühl, Sabine Rüd, Dorothea Müller, Benno Müller, Anna Holland, Esther Herm, Anja Fischer, Michaela Böhm, Birgit Brake, Ilse Keitel, Volker Adler, Burkhard Minuth, Elisabeth Groß, Karin Adler, Carmen Heyer, Michael Zimmer.
Finanzvorstand Donderer wehrte sich. Man habe sich nicht eingemischt, sondern nur betriebswirtschaftlich helfen wollen. Und man habe von Januar bis Juni sogar Nachlass gewährt. Durch die Kündigung sei der Pächterin ein erheblicher finanzieller und Vertrauensschaden entstanden, hatte Lauff einen weiteren Antrag vorbereitet, ihr zumindest Schadensersatz in Höhe von 4000 Euro zu erstatten.
Erregte Diskussion über Clubhaus des TSV Oftersheim
Dazu kam es aber nicht mehr. Die erregte Diskussion drehte sich um Für und Wider, ob das Thema Pachtvertrag überhaupt in eine Mitgliederversammlung gehört. Nicht wenige wollten eine Fortsetzung mit der Familie Salihu. Der Vorstand sei jetzt gefordert. Die zum 20. März ausgesprochene Kündigung könnte „abgewendet werden durch Zahlung“, erklärte Donderer. „Wir wurden belogen, beschimpft und beleidigt. Uns wurden nur Versprechungen gemacht“, sah Sportvorstand Jessica Fürle dagegen bei der Pächterfamilie kein Entgegenkommen mehr.
Handball-Abteilungsleiter Jochen Kühnle wollte „in einem Verein Mitglied sein, in dem ich Spaß habe“ und nicht weiter von Querelen belästigt werden. „Wir kommen auf euch zu“, versprach Oswald der Pächterfamilie.
Vorstand und Kassenprüfer wurden mehrheitlich bei drei Neinstimmen und zehn Enthaltungen entlastet. Vor dem Disput hatte Sportvorstand Jessica Fürle die Berichte aus den Abteilungen Turnen, Ski, Tanz, Leichtathletik, Volleyball und Wandern vor vorgetragen. Oswald hatte von der Triathlon-Abteilung berichtet, für den Gesundheitssport war Abteilungsleiterin Elisabeth Groß dran. Michael Zipf hatte auf die Handball-Abteilung innerhalb der HG Oftersheim/Schwetzingen geblickt. Nach über drei Stunden standen schließlich die Ehrungen an. Eigentlich hätten Markus und Stefan Lauff noch mit Dankesworten verabschiedet werden sollen. Die Brüder waren aber längst weg.
Verdiente Mitglieder wurden mit Urkunden und Präsenten bedacht. Einige waren aber schon gegangen. Elke Jokisch wurde für besondere Verdienste um den Verein zum Ehrenmitglied ernannt. Werner Heger, der für 50-jährige Trainertätigkeit mit der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet wurde, fand die richtigen Worte: „Die Begleitmusik des heutigen Tages war nicht besonders ehrenvoll.“
Vorstandsvorsitzender Oswald schloss die Versammlung mit der Bitte, sich nicht mehr mit der Vergangenheit zu beschäftigen, sondern nach vorne zu schauen. Auf den Vorstand käme viel Arbeit zu: „Wir müssen oft Entscheidungen treffen, die nicht immer einfach sind.“
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