Oftersheim/Schwetzingen. Immer wieder betont Pascal Seidel, Bürgermeister von Oftersheim: „Grundsätzlich begrüßen wir die Schaffung von neuem Wohnraum.“ Wenn dieser aber im angrenzenden Schwetzingen geschaffen wird und die eigene Kommune dadurch unter dem erhöhten Verkehrsaufkommen leide, könne die Gemeinde nicht tatenlos zusehen.
Und eben genau das befürchtet der frisch konstituierte Gemeinderat von Oftersheim beim Bauprojekt „Schwetzinger Höfe“, weswegen die Gemeinde alle Stellungnahmen dazu abgibt, die der Gemeinderat mit kleinen Änderungen nun wie von der Verwaltung vorgeschlagen einstimmig angenommen hat.
Fluch und Segen zugleich
Um von Schwetzingen nach Oftersheim oder auch von Oftersheim nach Schwetzingen zu kommen, gibt es gleich mehrere Wege. Eine Straße, die Gemeinde und Stadt beispielsweise verbindet, ist die Scheffelstraße, die auf Oftersheimer Gemarkung dann in die Heidelberger Straße mündet. Doch die räumliche Nähe der beiden Kommunen ist Fluch und Segen zugleich – wobei momentan wohl eher der Fluch im Vordergrund stehen könnte, zumindest aus Sicht der Oftersheimer Gemeinderäte.
Die Schwetzinger Höfe im Überblick
Als „Schwetzinger Höfe“ wird das Neubaugebiet im Osten von Schwetzingen an der Scheffelstraße bezeichnet.
Auf dem ehemaligen Pfaudler-Gelände soll insgesamt Wohnraum für über 2000 Menschen entstehen.
In Summe umfasst das Gebiet eine Größe von 6,9 Hektar.
Bauherren sind die Epple Projekt Kurpfalz Heidelberg und die Conceptaplan Dossenheim.
Das gesamte Projektvolumen beträgt rund 400 Millionen Euro.
Die voraussichtliche Fertigstellung wird in der ersten Hälfte der 2030er Jahre sein. Schon jetzt leben Menschen in den ersten Wohnungen. nesy
Das große Bauvorhaben, das im Umfeld des Kreisverkehrs zwischen Südtangente und Scheffelstraße in Schwetzingen unter dem Titel „Schwetzinger Höfe“ verwirklicht wird – erste Wohnungen sind bereits bezogen, andere sind noch im Bau – bereitet den Nachbarn Sorge. Und auch die Verkehrsuntersuchung der Firma BS Ingenieure aus dem Juni vergangenen Jahres besänftigt das Oftersheimer Gemüt eher unzureichend.
„Dringender Handlungsbedarf“
Doch dazu äußerte sich der Oftersheimer Gemeinderat schon einmal in einer Stellungnahme, die im April im Schwetzinger Gemeinderat verlesen und abgewogen wurde. „Unsere erste Stellungnahme wurde von den Schwetzingern zwar zur Kenntnis genommen, der entschied aber, dass unsere genannten Themen nicht ausschlaggebend seien“, lässt Bürgermeister Seidel gegenüber dieser Zeitung Revue passieren.
Nun erhalten die Oftersheimer eine neue Chance – und haben auch einige Punkte gesammelt, die schon zuvor in einer nichtöffentlichen Sitzung abgesprochen wurden. Es bestehe dringender Handlungsbedarf der Schwetzinger Kollegen, um das dann erhöhte Verkehrsaufkommen in der Stadt zu halten, heißt es in der Beschlussvorlage.
Außerdem brauche es eine Lösung für den massigen Radverkehr am Kreisel in Schwetzingen, nur so könne für Oftersheimer Schüler weiterhin ein sicherer Schulweg garantiert werden. Die Verkehrsuntersuchungen seien weiter zu kurz gegriffen, vermeintlich wichtige Verkehrsbereiche und die Auswirkungen auf diese – beispielsweise die Bundesstraße B 535 – seien ausgespart worden.
Außerdem müsse nach Ansicht der Oftersheimer auch die schon lange geplante Sanierung und Umfunktionierung von Patrick-Henry-Village bei Heidelberg beziehungsweise Eppelheim beachtet werden, die die Verkehrssituation in Schwetzingen und Oftersheim weiter verschärfen könne.
Klarere Formulierung gewünscht
Nur beim letzten Punkt in der Beschlussvorlage gibt es Diskussionsbedarf in der öffentlichen Sitzung des Oftersheimer Gemeinderats. Es heißt, dass die Verbesserung des Knotenpunktes an der Scheffelstraße auf Oftersheimer Gemarkung Kosten verursache, die von Schwetzingen zu tragen seien. „Das hört sich ja so an, als wäre schon beschlossen, dass mehr Verkehr nach Oftersheim kommt“, stellt Tillmann Hettinger (CDU) fest.
Gremiumskollege Michael Seidling von den Freien Wählern teilt die Ansicht des Christdemokraten: „Da muss noch etwas klarer formuliert sein, dass wir eine Lösung priorisieren, bei der der Verkehr auf Schwetzinger Gemarkung abfließt.“ Der Bürgermeister verspricht: „An die Formulierung gehen wir noch einmal ran.“
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In den Stellungnahmen der Parteien betont Sozialdemokrat Jens Rüttinger, dass die Stadt Schwetzingen ihre Verkehrsprobleme auf eigener Gemarkung lösen müsse: „Und vor allem kann nicht verlangt werden, dass wir uns an Kosten beteiligen.“ Bürgermeister Seidel versucht zu relativieren: „Ja, das soll eine kritische Stellungnahme werden. Wir dürfen aber trotzdem nicht vergessen, dass wir bei unserem Bauprojekt Nord-West auch Schwetzingen miteinbeziehen mussten.“ Kein schlichtendes Argument, findet Rüttinger, der kontert: „Das war ein völlig anderes Gebiet. Die Entscheidungen damals haben wir für dort getroffen, hier treffen wir eine neue unabhängige Entscheidung.“
Tillmann Hettinger verliest die längste Stellungnahme der Fraktionen. Absichtserklärungen der Stadt, Verbesserungen vornehmen zu wollen, würden nicht reichen, findet der Christdemokrat. In der zugrundeliegenden Verkehrsuntersuchung sieht Hettinger Widersprüche, unzureichende Analysen und weggelassene Fakten. Zu einer möglichen Ampelregelung an der Scheffelstraße in Oftersheim – einer von zehn Punkten, die im Gutachten Beachtung finden – die von der Stadt Schwetzingen bezahlt wird, sagt Hettinger: „Nur als letzten Lösungsweg, ultima ratio, kann sich die CDU-Fraktion eine Kostenübernahmeregelung mit der Stadt Schwetzingen bei einem Ausbau des Knotenpunkts vorstellen.“
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