Oftersheim. Unter dem Motto „Segen hoch und runter“ erlebten die evangelischen Gemeinden aus der ganzen Region in der Christuskirche einen Gottesdienst voller Symbolkraft, Emotionen und Aufbruchstimmung. Anlass war die feierliche Segnung der Dienstgruppe Nordwest, in der sechs Gemeinden – Brühl, Eppelheim, Ketsch, Oftersheim, Plankstadt und Schwetzingen – zusammen wirken.
Dass dieses Zusammengehen nicht als Verlust verstanden wird, sondern als Ausdruck von Hoffnung und Freude, machte schon zu Beginn Kirchengemeinderat Johannes Haid in seiner Begrüßung deutlich. Nachdem Haid die große Festgemeinde, Dekanin Katharina Treptow-Garben sowie die Mitglieder der Dienstgruppe willkommen geheißen hatte, sagte er: „Der gemeinsame Weg zur formalen Fusion, aber auch zum inneren Zusammenwachsen birgt mit Sicherheit zahlreiche Herausforderungen, dafür braucht es Energie, Mut, Beharrlichkeit, Motivation und Kreativität und schließlich eben auch Gottes Segen.“
Er hob nicht nur die Notwendigkeit, sondern auch die Chancen dieser Entwicklung hervor. Durch die Bündelung von Kräften entstehen größere Gemeinschaften mit mehr Menschen, Ideen und Möglichkeiten. Gottesdienste, Veranstaltungen und Angebote können vielfältiger gestaltet werden, und die Gemeinden gewinnen neue Handlungsspielräume. Kirchliches Leben soll in einer veränderten Zeit lebendig erhalten bleiben.
Eine symbolträchtige Leiter beim Segnungsgottesdienst in Oftersheim
Und welches Thema würde besser für das Auf und Ab passen als „Segen hoch runter“? Um es zu veranschaulichen, haben die Veranstalter neben dem Altar eine hohe Leiter aufgestellt, auf der Dr. Simon Layer, Pfarrer in Oftersheim, mit Schuldekan Christian Lang einen witzigen Wortwechsel führte, den Dekanin Treptow-Garben in ihre Predigt einband.
Sie spielte damit auf Jakobs Himmelsleiter an, Sinnbild der Verbindung zwischen Himmel und Erde. Ihr liegt die Geschichte aus der Genesis zugrunde, in der berichtet wird, wie Jakob zu seinem Onkel aufbricht, um Esaus Rache zu entgehen. Als die Nacht einbrach, legte Jakob seinen Kopf auf einen Stein, um zu schlafen. Im Traum erscheint ihm die Himmelsleiter mit den Engeln, die auf ihr auf- und niedersteigen, und hört die Stimme Gottes, die ihm Land und Nachkommenschaft verspricht.
So wird für Jakob der Stein zum Gedenkstein und der Ort zum Gotteshaus und zum Himmelstor. Daraus leitete die Dekanin eine Botschaft ab, die gerade in Umbruchszeiten trägt: „Jakob hat etwas Besonderes erfahren“, erläuterte sie, „Gott ist ihm begegnet und er kennt ein Ritual, das ihm hilft, diese besondere Erfahrung zu verarbeiten. Er hat Öl dabei und salbt den Stein und macht aus diesem Ort einen heiligen Ort.“
Und sie betonte, dass „wir solche Rituale brauchen, denn Rituale würdigen, stellen fest, geben Sicherheit, öffnen Raum“. Der Segen für die Dienstgruppe sei deshalb mehr als ein symbolischer Akt – er markiere den Beginn von etwas Neuem, von Menschen, „die vorher allein unterwegs waren und nun gemeinsam Verantwortung tragen.“
Diese Verantwortung wird schon seit dem 1. Januar 2024 unter 13 Pfarrern und Diakonen sowie Bezirkskantor Paul Hafner aufgeteilt, die eine Dienstgruppe bilden. Das bedeutet, dass alle gemeinsam und gleichberechtigt ihren Dienst versehen, Schwerpunkte festlegen, sich absprechen, sich vertreten und Bilder für die Zukunft entwerfen. „Mancher Abschied vom Vertrauten bringt Schmerz, mancher beflügelt die Freude am Neuen. Es ist nicht immer einfach, mit anderen zusammenzuarbeiten, es fordert Mut zur Auseinandersetzung …“, hieß es dazu in der Predigt.
In einem feierlichen Moment stellten sich alle im Halbkreis um Schuldekan Christian Lang, Herwig Huber und um Katharina Treptow-Garben auf, um den Segen zu empfangen. Auf die Fragen, ob sie bereit seien, einander zu respektieren, miteinander zu beten und den Dienst in Gottes Auftrag zu gestalten, antworteten sie mit einem klaren „Ja, mit Gottes Hilfe“. Auch die gesamte Gemeinde, die Kirchengemeinderäte und Mitarbeitenden sprachen ihre Unterstützung zu – ein sichtbares Zeichen von Gemeinschaft. Dafür formulierten Melanie Börnig und Steffen Groß am Ende berührende Dankesworte.
Eine besondere Note verlieh dem Gottesdienst die musikalische Umrahmung, die Paul Hafner an der Orgel vornahm. Zusätzlich sorgte die Sängerin Anna Keibs mit ihrer ausdrucksvollen, klangschönen Stimme für besondere Gänsehautmomente. Als Paul Hafner selbst zum Mikrofon griff und im Duett mit Anna Keibs sang, bewies er, dass er nicht nur ein begnadeter Organist und Pianist ist, sondern auch ein bestechender Sänger. Mit Staunen und Begeisterung entdeckten die Zuhörer eine neue Facette dieses vielseitigen Musikers.
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