Oftersheim. „Wenn es so weitergeht, wird der Wochenmarkt in Oftersheim nicht überleben.“ Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat Jens Rüttinger zeichnet ein düsteres Bild, als er gegenüber dieser Zeitung erklärt, weswegen der Kommunalpolitiker im Frühjahr dieses Jahres den Dauerbrenner Wochenmarkt zum wiederholten Male in einer Sitzung des Gemeinderats zum Thema machte.
Anlass für die Nachfrage, ist die anhaltende Suche der Gemeinde nach Marktbeschickern. „Bisher haben wir nur Absagen“, erklärt die zuständige Gemeindemitarbeiterin Andrea Markus und fügt hinzu: „Wir suchen nach Händlern, die zum Beispiel Fisch und Blumen anbieten. Bisher erfolglos, niemand hat freitags Zeit.“ Trotz der zunächst getroffenen Aussage, ein Fischhändler würde lieber passend zum Mittagessen verkaufen, sei Markus’ Meinung nach nicht die Uhrzeit des Marktes, der jeden Freitag von 14 bis 17 Uhr geöffnet hat, das Problem, sondern ausschließlich der Tag.
Die verbliebenen Warenanbieter, die regelmäßig die Verkaufsstände in Oftersheim bestücken, könnten sich trotz des beschränkten Angebots auf sichere Verkaufszahlen verlassen: „Jetzt im Sommer sind Kunden und Händler teilweise im Urlaub, aber eigentlich bleiben die Besucherzahl und der Umsatz des Marktes in den vergangenen Jahren stabil“, erklärt die Gemeindemitarbeiterin: „Es kam sogar eine Händlerin, die Essig und Öl anbietet, neu dazu.“
Trotzdem positive Entwicklung beim Oftersheimer Wochenmarkt
Tatsächlich scheint sich die Situation des Marktes seit Januar 2021 positiv entwickelt zu haben, denn damals konnte die Gemeinde, wie diese Zeitung berichtete, ausschließlich drei Händler ausweisen. Mittlerweile seien es sechs Warenanbieter, die regelmäßig den Markt beschicken, informiert die Gemeinde auf Nachfrage dieser Redaktion. Einschränkend zu beachten ist dabei allerdings, dass der damalige Bürgermeister Jens Geiß schon im März 2021 bekanntgab, dass drei neue Anbieter den Markt bereichern möchten.
Dass die Zahl der Unternehmer, die ihre Ware freitags in Oftersheim verkaufen wollen, offensichtlich stagniert, dürfte der Mehrheit der Menschen in der Gemeinde weniger zusagen. Das ergab zumindest eine Umfrage der SPD in Oftersheim im Winter 2020/2021, wonach steigende Anbieterzahlen auch zu mehr Interesse am Wochenmarkt führen würden. Schon damals forderten die Umfrageteilnehmer unter anderem Fisch und Blumen – eine Lücke, die die Gemeinde demnach bisher nicht hat schließen können.
Im Frühjahr dieses Jahres brachte der SPD-Fraktionsvorsitzende Jens Rüttinger das Thema also zurück in den Gemeinderat. Er sei von mehreren Bürgern angesprochen worden, die nach wie vor unzufrieden mit der Situation seien, erklärte Rüttinger und stellte die Frage, ob die Gemeinde weiter an der Optimierung des Marktes arbeiten würde. Damals zeigt sich der aktuelle Bürgermeister Pascal Seidel zustimmend und erklärte, man habe die Situation auf dem Schirm, auch wenn noch keine Entscheidungen getroffen seien. Es liege trotz dessen – so Seidel – auch in der Verantwortung der Verbraucher, den Markt zu nutzen.
Fehlt Herzblut bei der Gemeinde?
Für Rüttinger fehle es seitens der Gemeindeverwaltung an „Herzblut“ und Engagement für den Wochenmarkt, wie er dieser Zeitung schriftlich mitteilt und anfügt: „Wenn es so weitergeht, wird der Wochenmarkt nicht überleben. Wir können immer wieder das Klagen über den Verlust von Einzelhandelsgeschäften und Handwerksbetrieben lesen. Aber dann ist es schon zu spät. Wenn wir unsere Gemeinde attraktiv halten wollen müssen wir nicht nur den Wochenmarkt, sondern auch die örtlichen Gewerbetreibenden nach allen Kräften unterstützen.“ Sich nur über steigende Gewerbesteuereinnahmen zu freuen, sei dem Kommunalpolitiker dabei zu wenig.
Trotzdem stimmt Rüttinger dem Bürgermeister zu: „Aber selbstverständlich müssen auch die Oftersheimer den Wochenmarkt nutzen und dort einkaufen, denn ohne gute Einnahmen werden sich auch die letzten Marktbeschicker zurückziehen.“ Zu der Möglichkeit, eine Marktgilde zu beauftragen, wie es zum Beispiel die Gemeinde Ketsch vor einiger Zeit getan hat, möchte sich die Verwaltungsvertreterin Andrea Markus unterdessen nicht äußern. Und somit ist die nähere Zukunft des Oftersheimer Wochenmarktes wohl noch nicht abschließend geklärt.
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