Bauhof

So will Oftersheim Insekten helfen

Mehrere öffentliche Flächen in Oftersheim sollen bald Nahrungsgrundlagen für Insekten schaffen. Dafür sorgt derzeit der Bauhof. Beim ersten Versuch vor einigen Jahren hatte es einige Beschwerden gegeben.

Von 
Lukas Heylmann
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Diese Blühwiese befindet sich direkt an der Bahnunterführung. Was auf den ersten Blick wild und ungeordnet scheint, hat eigentlich System. © Gemeinde

Oftersheim. Grundsätzlich ist es einer Verwaltung ja daran gelegen, dass ihre Kommune für die Einwohner lebenswert ist. Damit sind gemeinhin Menschen gemeint, vielleicht noch deren Haustiere. Oftersheim geht jetzt einen Schritt weiter und tut etwas für seine Insekten.

„Auf vier Rasenflächen der Gemeinde wird der Bauhof die Mähintervalle so weit reduzieren, dass Wildkräuter wachsen und blühen können. Die Wildkräuter sollen Insekten als Nahrungsgrundlage dienen“, heißt es in einer Pressemitteilung der Gemeinde. Laut Bauhofleiter Jochen Barisch sind die Grundstücke weitestgehend im Gebiet Nord-West verortet, unter anderem geht es um die Rasenfläche an der Lärmschutzwand der Bahnlinie an der Hildastraße. Eine weitere Fläche gibt es beispielsweise noch in der nähe das Parkplatzes am Friedhof. Grundsätzlich ist das Projekt erst mal nur ein Versuch, wie Barisch erläutert.

Symbolbild © dpa

„Als wir Ende März beziehungsweise Anfang April mit dem Mähen begonnen haben, hat schon vieles geblüht.“ Denn ganz ohne Mäharbeiten geht es auch bei den geplanten Insektenfutterstellen nicht. „Jetzt müssen wir schauen, wie es sich entwickelt. Wenn es so nass bleibt, wird es zumindest ordentlich wachsen und blühen.“

Oftersheim will Insekten helfen: Zweiter Versuch

Der erste Anlauf, solche Flächen in der Gemeinde zu schaffen, ist der aktuelle Versuch nicht. „Wir haben das vor Jahren schon einmal probiert, da haben sich dann aber viele Bürger beschwert“, blickt Barisch zurück. „Erstens haben sie sich ordentlichere Rasenflächen gewünscht und außerdem waren einige unzufrieden, weil das Unkraut auch in ihre Gärten gestreut hat.“

Die Gemeinde setzt nun auf einen Sinneswandel seitens der Menschen. „Der Klimawandel ist in aller Munde“, sagt Barisch. „Vielleicht ist also mittlerweile mehr Verständnis für solche Maßnahmen da.“ Sicher ist er da aber nicht. Erst im vergangenen Jahr hatte es viele Beschwerden gegeben, weil der Bauhof für einen gewissen Zeitraum die Böschungen in der Plankstadter Straße nicht gemäht hatte.

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Sollte der Versuch Erfolg haben, könnte man sich beim Bauhof vorstellen, noch weitere Fläche auf die gleiche Weise zu nutzen. „Wir können aber natürlich nicht komplett aufhören mit dem Mähen“, gibt Barisch zu verstehen. „Repräsentationsflächen wie den Gemeindepark müssen wir natürlich entsprechend pflegen. Das Gleiche gilt für Spielplätze. Wenn es da richtig zu blühen anfängt und entsprechend die ersten Bienen auftauchen, kommen schnell Anrufe von Eltern, die sich Sorgen machen.“

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Für den Bauhof ist das neue Projekt auch eine Umstellung der Arbeitsweise. „Für gewöhnlich steht alle paar Wochen das Mähen an und man geht eben einmal mit dem Gerät über die Fläche“, erläutert Jochen Barisch. „Wenn wir den Rasen jetzt wachsen lassen und viel seltener kürzen, brauchen die Mitarbeiter schon wieder eine andere Maschine dafür. Außerdem fällt dann viel später erst der Müll auf, den Menschen gegebenenfalls dort hinterlassen haben. Statt den Abfall einmal die Woche einsammeln zu können, geht das dann viel seltener und er ist möglicherweise auch durch das Mähen zerfetzt.“

Hilfe für Insekten in Oftersheim: Ganz ohne Kontrolle geht es nicht

Komplett unbehelligt wachsen lassen kann der Bauhof die Gräser und Kräuter nicht. „Das wird vor allem im Sommer schwierig. Am Ende haben wir im Juni und Juli wieder 40 Grad, dann steht da vertrocknetes Stroh – im schlimmsten Fall direkt neben der Bahnlinie, Lärmschutzwand hin oder her“, erklärt Barisch das zu hohe Risiko. Deshalb steht – Stand jetzt – der nächste Mähvorgang für Ende Mai oder Anfang Juni an. Danach sollen die Flächen wieder wachsen können – ab dann mit besonderem Augenmerk auf Trockenheit und Hitze. Aber auch jetzt schon findet eine Art Monitoring statt, einfach um zu sehen, ob das Projekt letztlich von Erfolg gekrönt sein wird.

Ansonsten steht die Zukunft der Oftersheimer Blühwiesen noch etwas in den Sternen – ein Versuch eben. „Ich will jetzt nicht sagen, dass das direkt Neuland ist, aber wir müssen auf jeden Fall spontaner reagieren, als wenn wir einfach alles regelmäßig runterschneiden und kürzen“, so Barisch. Aktuell sieht der Zeitplan, der sich immer witterungsbedingt ändern kann, nach Anfang Juni noch einen Mähvorgang im August oder September vor. Ansonsten ist es nun an Wetter, Bevölkerung und natürlich den Insekten, was aus dem Versuch wird.

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