„Musik im Park“-Konzertreihe im Gemeindepark

Sören Walter von der Band "Bad liver and a broken heart" im Interview

Sören Walter tritt am Sonntag mit „Bad liver and a broken heart“ im Gemeindepark auf und verspricht interessante Arrangements.

Von 
Volker Widdrat
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Mentor und Schülerin: Leadsänger und Gitarrist Sören Walter (r.) fördert Tara Gentner musikalisch, wo und wie es nur geht. Am Sonntag ist „Bad liver and a broken heart“ in Oftersheim zu Gast, zum Abschluss der Reihe „Musik im Park“. © Gentner

Oftersheim. Die Coverband „Bad liver and a broken heart“ beschließt am Sonntag um 17 Uhr die „Musik im Park“-Konzertreihe im Gemeindepark. Der Eintritt ist frei. Wir haben mit Sänger und Gitarrist Sören Walter über den Auftritt gesprochen.

„Bad liver and a broken heart“ wurde als Band 2016 eigens für das Altlußheimer Straßenfest gegründet, was hat es damit auf sich?

Sören Walter: Meine damalige Lebensgefährtin Betty Gentner hatte mir ein Video ihrer Tochter Tara gezeigt, auf dem diese als zwölfjähriges Mädchen Leonard Cohens „Hallelujah“ sang, sie begleitete sich dabei selbst auf der Gitarre. Ich war beeindruckt, ja begeistert von Taras musikalischer Intuition und ihrer bezaubernden, kindlich-reinen und doch ausdrucksstarken Stimme. Ich versuchte, sie zu fördern, so gut ich eben konnte, gab ihr ein bisschen Gitarrenunterricht, machte sie mit ein paar Liedern bekannt, die ich für passend hielt. Tara ist ziemlich sprachbegabt, sie hat sich damals in sehr kurzer Zeit mit dem spanischen Lied „La Llorona“ vertraut gemacht, wir haben es noch heute im Programm, es wird am Sonntag der Opener sein. 2016 bekam Betty eine Anfrage seitens einer Bekannten aus dem Altlußheimer Rathaus. Man suche noch Bands für das Schulstraßenfest. Ob sie nicht jemanden wisse. Wir hatten schon seit Längerem nach einer Möglichkeit gesucht, Tara ein bisschen in der Öffentlichkeit bekannt zu machen und ein paar Lieder vorbereitet. Aus dem großen musikalischen Freundeskreis Bettys fanden sich dankenswerter Weise Mitstreiter und es entstand das erste Lineup der Band „Bad liver and a broken heart“.

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Warum wurde der Name nach dem Titel von Tom Waits gewählt, die Band covert ja nicht nur Stücke von ihm, oder?

Walter: Damals musste schnell ein Name her. Ich singe gerne Tom Waits, der gehört zu meinen Hausgöttern. Diese fast schon abartige Stimme liegt mir, obwohl ich heute nicht mehr so rau singe. Die Underground-Außenseiter-Romantik, wie Waits sie pflegt, empfinde ich als höchst poetisch. Ein Bandname aus fünf Wörtern ist eher auffällig, auch das spielte eine Rolle. Der Name gibt einen Hinweis darauf, dass wir nicht die üblichen Covers spielen. Es ist nicht unser vorrangiger Impuls, diesbezügliche Erwartungen des Publikums zu bedienen.

Was bedeuten Coversongs und eigene Stücke in vier Sprachen, welche Sprachen sind das?

Walter: Coversongs singen wir in Spanisch, Französisch, Englisch und Mundart (wienerisch/bayrisch). Aktuell kommt noch ein Lied in Ladino hinzu, der Sprache der Sephardim. Wir hoffen, diese schöne Sprache einigermaßen korrekt auszusprechen. Bei den Eigenkompositionen präsentieren wir eines von Taras ersten eigenen Stücken, das Lied „Captain“. Die anderen Eigenkompositionen und Arrangements sind von mir. Sie sind rein instrumental.

Welche Künstler mit ihren Stücken kommen in Ihrem Konzert vor?

Walter: Neben dem einen oder anderen Traditional sind die Covers des Programms von Johnny Cash, Leonard Cohen, Sting, Indila, Pink Floyd, Al Dubin/Harry Warren, Wolfgang Ambros, John Lennon, Motörhead, Tom Waits, Joan Baez, George Gershwin, Sandrine Kiberlain und Astor Piazzolla.

Welche musikalischen Einflüsse haben Sie besonders geprägt?

Walter: Ich komme aus der Epoche der musikalischen Romantik. Sie ist meine stärkste musikalische Prägung. Kunstlied, Klaviersonate, Symphonie, Oper, Musikdrama. Vielleicht wollten Sie aber eher ein paar zeitlich näherliegende Einflüsse aus dem Bereich der Pop- und Rockmusik wissen: Ich fange mal bei den Beatles an, dann geht es wohl über Pink Floyd, The Doors, Led Zeppelin, King Crimson und andere danach ins härtere Genre mit Black Sabbath, Dead Kennedys, Exploited, MDC, Judas Priest, Slayer, Cromags, Henry Rollins. Die Aufzählung ist sehr unvollständig. Durch meinen viel zu früh verstorbenen Freund Bodo Primke fand ich den Weg – sozusagen zurück – zur klassischen Gitarre. Eine ganze Welt tat sich mir auf. Weiter ging es über den Flamenco zur Weltmusik und zum Fado. Heute bin ich am meisten mit meinen eigenen Stücken beschäftigt. Ich habe mich darauf verlegt, überwiegend für rein akustische Instrumentation zu schreiben, da mir einfach keine Texte einfallen wollen. Ich verwende aber vorhandene Texte, vorwiegend aus der Hochromantik, als Vorlage und entwickle daraus musikalische Gedanken ohne Worte.

In welcher Besetzung tritt die Band in Oftersheim auf?

Walter: Tara Gentner (klassische Gitarre, Sologesang), Viktoriia Knittel (Solo- und Chorgesang), Bettina Gentner (Saxofon, Chorgesang), Susanne Stader (Querflöte, Chorgesang), Stephanie Freiburg (Tenorblockflöte, Akkordeon, Chorgesang), Karl Wüst (Kontrabass, E-Bass), Pit Goss (Percussion), Ionel Ungureanu (Violine, Viola), Christoph Rehorst (Kontrabass) und Sören Walter (Klassische Gitarre, Sologesang).

Die Band hatte ja 2019 noch einen Auftritt bei der Spargelwanderung unserer Zeitung, wie haben Sie die Corona-Pandemie überstanden? War es schwierig?

Walter: Die Corona-Pandemie bescherte uns eine völlig neue Form der Kunstfreiheit. Nicht auftreten zu können, führt zu Motivationsverlusten und Einbrüchen bei der Disziplin und im Finanziellen. Für manchen von uns ist die Musik ein wichtiger Nebenverdienst. Ich selbst hatte keine finanziellen Einbußen. Ich arbeite hauptberuflich in einem systemrelevanten Beruf. Ich bin ganz und gar kein Bühnenmensch, hier habe ich nichts vermisst. Allerdings spüre ich den Drang, meine eigenen Werke zur Aufführung zu bringen. Dieses Vorhaben war komplett auf Eis gelegt. Also habe ich zu Hause an meinen Stücken gefeilt, habe sie für andere Besetzungen neu arrangiert und versucht, schöpferische Kraft für neue Stücke zu finden – das ist mir kaum gelungen. Es war fast kein Ende der Unwägbarkeiten absehbar und sie werden vielleicht wiederkommen. Nein, sie sind immer noch da, aktuell nur weniger spürbar. Dafür ist seit Februar eine andere große Unwägbarkeit dazugekommen. Die wichtigste Konsequenz für mich ist: Mach so viel Musik wie irgend möglich. Jeder entscheidet selbst, was für sein Leben vorrangig ist, was Bedeutung hat. Manchmal wird man darauf gestoßen. Proben fanden in der Lockdown-Zeit tatsächlich nur unter Einhaltung der Auflagen statt, also selten. Wer erkrankt war, hielt die Quarantäne, der Rest war demotiviert und besorgt. Es gab Zweier-Proben und dergleichen, es gab Online-Proben, zum Gruseln fand ich das alles. Das Leben ist ein Experiment mit ungewissem Ausgang, das wissen wir ja theoretisch. Und jetzt sind wir der Praxis ein Stück nähergekommen.

Was hat es eigentlich mit Ihrem verwendeten Künstlernamen Pavian Cevapcicci auf sich?

Walter: Pavian Cevapcicci ist einer von vielen meiner Künstlernamen, sie entstehen meist spontan aus einer Laune, nicht jeder versteht den schrägen Humor. Ich glaube, für den Altlußheimer Auftritt wollte man unsere wirklichen Namen wissen. Anscheinend wollte ich meinen nicht nennen, also nannte ich mich Pavian Cevapcicci. Man bleibt geheimnisvoll, wenn jeder merkt, dass das kein richtiger Name sein kann. Ich bin ein Anhänger der Evolutionstheorie und glaube, dass wir und die anderen Affen die gleichen Vorfahren haben. Manchmal spüre ich die Vorfahren von Orang-Utan, Gorilla, Schimpanse und Pavian recht deutlich in mir. Wie dann aber dieser Nachname zustande kam, ist mir selbst rätselhaft. Ein Jux. Vielleicht bilden alle Silben des kompletten Namens einen Rhythmus, der mir gefällt: Pa-vian Ce-vap-ci-cci. Lang, lang, kurz-kurz, kurz-kurz. Wie auf dem Fastnachtsumzug.

Auf was darf sich das Publikum am Sonntag bei Musik im Park in Oftersheim freuen?

Walter: Auf ein buntes Programm mit sehr zarten, sanften, aber auch mit knallharten, rohen, teils gruseligen Liedern. Auf interessante Arrangements. Auf instrumentale Stücke aus eigener Feder. Und nicht zuletzt auf unsere beiden Gäste: Ionel Ungureanu und Christoph Rehorst. Ich bin mehr als glücklich darüber, die beiden für unseren Auftritt gewonnen zu haben.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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