Oftersheim. „Dünen hat nicht jede Gemeinde und hier fühle ich mich wohl“, sagt Sophia Schad. Die mit 17 Jahren jüngste Oftersheimer Gemeinderätin jemals hat für das Treffen mit der Zeitung das Dünenklassenzimmer als Ort ausgesucht. „Dort bin ich gerne und oft, auch wegen der Nähe zum Wald, der mir ebenfalls wichtig ist“, erklärt Schad, die mittlerweile für die Grünen-Fraktion am Ratstisch sitzt.
Einige Wochen nach der Wahl sei es für sie langsam realisierbar geworden, dass sie so viele Stimmen bekommen habe. „Aber bis es sich wirklich echt anfühlt, dauert es sicher ein paar Sitzungen“, vermutet Schad. Zu den Grünen kam sie, als Fraktionsvorsitzender Patrick Schönenberg sie im September 2023 ansprach, ob sie nicht Interesse hätte, sich zu engagieren. Die Themen, für die die Partei steht, seien ihr wichtig. „Das betrifft generell die Natur – deshalb ja auch meine Liebe zu den Dünen und zum Wald – aber auch die Digitalisierung. Zudem hat es menschlich gut gepasst“, resümiert die 17-Jährige.
Die neue Gemeinderätin ist auch bei der Oftersheimer Jugendbeteiligung aktiv
Dass sie sich engagieren wollte, war für sie immer klar. Schad war schon Klassen- und Schülersprecherin, zudem ist sie in Oftersheims Jugendbeteiligung (Jubeto) aktiv. „Ich wäre auch gerne Teil eines Jugendgemeinderats geworden, aber als es den hier zum letzten Mal gab, war ich noch zu jung“, sagt sie. Zwar ist es ihr erklärtes Ziel, sich für die Jugend in Oftersheim einzusetzen, doch Schad fügt schnell hinzu: „Meiner Ansicht nach sollten im Gemeinderat alle Generationen vertreten sein. Schließlich sind wir auch für alle zuständig.“
Zur Person
Sophia Schad ist 2006 in Schwetzingen geboren.
Derzeit besucht sie die Carl-Theodor-Schule in Schwetzingen und macht ihren Abschluss voraussichtlich 2026.
Schad wohnt schon ihr ganzes Leben in Oftersheim.
Für die Grünen stand sie auf Listenplatz fünf und hat 1821 Stimmen bekommen. lh
Dennoch liegen ihr die Themen der anderen jungen Menschen im Ort rein altersbedingt sehr nahe – ganz weit vorne der fehlende Aufenthaltsort für Jugendliche, der nun als Resultat des Hearings im Oktober und von Bemühungen der Jubeto endlich entstehen soll. „Es gehört zu den Pflichten der Gemeinde, Jugendarbeit zu machen“, findet Sophia Schad. Einen Platz für die jungen Menschen zu schaffen, sei jetzt schon seit Jahren Thema. Ein erster Vorstoß in dieser Angelegenheit vor einigen Jahren – noch vor Pascal Seidels Amtsantritt als Bürgermeister – war damals allerdings noch gescheitert.
Die bereits angesprochene Digitalisierung sieht sie in mehreren Bereichen als dringlich an – eines davon sind die Schulen. „Ich gehe zwar in Schwetzingen zur Schule, aber das dürfte in jeder Kommune das Gleiche sein. Das Land will alles digitaler machen, aber vor Ort ist es nicht umsetzbar, weil es am Ausbau von Wlan oder technischen Geräten fehlt.“ Auch an Grundschulen, von denen Oftersheim bekanntlich zwei hat, steige die Erwartung an die Lehrkräfte, ihren Unterricht digitaler zu gestalten. „Ihnen gegenüber ist das nicht fair“, findet die Grünen-Gemeinderätin, „solange es an der Ausstattung und den Voraussetzungen mangelt.“
Digitalisierung in Oftersheim: Beim Rathaus sieht die neue Rätin Verbesserungsbedarf
Doch auch im Rathaus sieht Sophia Schad Verbesserungsbedarf in Sachen Digitalisierung. „Man sollte mehr Anliegen online erledigen können“, findet sie. „Die Öffnungszeiten des Bürgerbüros sind für viele problematisch – nicht nur für Jugendliche, auch für ältere Menschen.“ Die Situation habe sich seit der Corona-Pandemie zwar verbessert, aber dieser Trend müsse auch weitergehen.
Mit den Abläufen einer Gemeinderatssitzung hat sich Schad schon vor der Wahl befasst. Einen Einblick hatte sich nicht zuletzt deshalb, weil ihr Vater während der Corona-Pandemie die technische Umsetzung der Sitzungen betreut habe. Mit den Fraktionskollegen hat sie sich ebenfalls bereits ausgetauscht. „Aber ich werde noch viel lernen müssen, auch über die genauen formellen Abläufe“, gibt die 17-Jährige zu.
Schad steigt nun sehr jung in die Kommunalpolitik ein. Somit ist es zumindest vorstellbar, dass der Oftersheimer Gemeinderat nicht ihre letzte Station bleibt. Während der vergangenen Amtsperiode verließen beispielsweise Pascal Wasow und Selcuk Gök (beide SPD) den Brühler Rat, um in anderen Gemeinden Bürgermeister zu werden. Ob das für die neu gewählte Grünen-Rätin mittelfristig eine Option ist, möchte sie jetzt noch nicht beurteilen. „Ich würde das nicht grundsätzlich ablehnen“, sagt sie. „Was noch kommt, wird man sehen. Aber jetzt will ich mit meinem Engagement erst mal für Oftersheim da sein und gemeinsam mit den anderen Mitgliedern Entscheidungen treffen, die die Gemeinde weiterbringen.“
Eine erste kleine Veränderung haben sie und Jana Patzschke (SPD) jedenfalls schon in den Gemeinderat gebracht – und das ganz ohne über einen Beschlussvorschlag abzustimmen: Die Zahl der Frauen am Ratstisch ist von sechs auf acht angestiegen. Und der Altersschnitt der Gremiumsmitglieder ist ebenfalls gesunken. Das ist jedenfalls ein Schritt in die Richtung, für die Sophia Schad stehen möchte: eine Vertretung für alle Generationen in Oftersheim.
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