Hardtwaldring

SWR-Sendung über das teure Ende einer günstigen Sanierung in Oftersheim

An diesem Dienstag dreht sich in der SWR-Fernsehsendung „Marktcheck“ alles um das gesundheitsgefährdende Bisphenol A in Leitungswasser, das für einige Oftersheimer immense Unannehmlichkeiten bedeutet.

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Pressemitteilung SWR
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Diese Rohre im Oftersheimer Mehrparteienhaus wurden mit Epoxidharz innensaniert – ein fatales Unterfangen. © SWR/Patricia Neligan

Oftersheim/Stuttgart. Ein Jahr Baulärm, Dreck und Staub. Bäder, die wochenlang nicht zu nutzen sind. Und Kosten von mehreren Zehntausend Euro pro Wohnung eines 54-Parteien-Hauses in Oftersheim. Und das, weil die Eigentümergemeinschaft vor 15 Jahren die Trinkwasserrohre vermeintlich günstig mit Epoxidharz sanieren ließ. Das hat zu hohen Werten des gesundheitsgefährdenden Stoffes Bisphenol A im Warmwasser des Hauses geführt.

Das Gesundheitsamt ordnete eine Komplettsanierung der Wasserinstallation an. Ähnliches droht in vielen Tausend Gebäuden, wie das Verbrauchermagazin „Marktcheck“ an diesem Dienstag, 14. November, 20.15 Uhr im SWR berichten wird (auch in der Mediathek), so der SWR in einer Mitteilung an diese Redaktion.

Epoxidharz zersetzt sich in einem Rohr: Für den Menschen ist das gefährlich und kann zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. © SWR/Meligan

Krankheiten wie Diabetes durch kleinste Mengen Bisphenol A

In dem Fernsehbeitrag werden unter anderem Nicole und Axel Alder vorgestellt. Das Bad der Familie ist eine Baustelle und wird es noch für Wochen bleiben: Alle Wasserrohre werden ersetzt. Das Paar hat sich ein Notbad in der Küche eingerichtet.

Zum Waschen dürfen sie das warme Wasser verwenden, aber Tee oder Nudeln kochen damit, ist von Amts wegen verboten. Es darf nur kaltes Wasser gezapft und erhitzt werden, denn Bisphenol A ist gefährlich. Forscher gehen davon aus, dass es schon in kleinsten Mengen Krankheiten wie Diabetes auslösen, die körperliche Entwicklung von Kindern stören und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann.

Weil im Warmwasser des Wohnblocks in Oftersheim die Grenzwerte dafür eklatant überschritten werden, hat das Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises den Austausch der Leitungen angeordnet. Das bringt den Wohnungseigentümern nicht nur Lärm und Dreck, sondern vor allem immens hohe Kosten: Die Alders werden insgesamt über 70 000 Euro für die Sanierung und ihr neues Bad bezahlen – ein Schock für die Familie.

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Epichlorhydrin und Bisphenol A in Wasserrohren: Tausende Gebäude betroffen

Die Probleme von Bewohnern wie der Familie Alder sind Ergebnis einer Entscheidung der Eigentümergemeinschaft vor 15 Jahren. Damals beschloss man, die Wasserrohre günstig mit Epoxidharz zu sanieren. Bei der sogenannten Innenrohrsanierung werden alte verrostete Wasserrohre nach einer Reinigung mit Epoxidharz ausgekleidet. Es besteht aus Epichlorhydrin und Bisphenol A.

Hintergrund zu Bisphenol A

Bisphenol A (BPA) ist ein chemischer Stoff, der in Kombination mit anderen chemischen Stoffen zur Herstellung von bestimmten Kunststoffen und Harzen verwendet wird.

Was macht BPA im Körper? BPA wirkt laut wie das weibliche Hormon Östrogen und hat in Tierversuchen schon in geringen Konzentrationen Organmissbildungen sowie Beeinträchtigung der Gehirnentwicklung und der Fortpflanzung verursacht.

Im April 2023 veröffentlichte die EFSA eine Neubewertung der Sicherheit von BPA, wobei der in ihrer früheren Bewertung aus dem Jahr 2015 festgelegte Wert für die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (Tolerable Daily Intake – TDI) deutlich gesenkt wurde.

Auf der Grundlage aller neu bewerteten wissenschaftlichen Erkenntnisse haben die Sachverständigen der EFSA einen TDI-Wert von 0,2 Nanogramm (0,2 Milliardstel eines Gramms) pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag festgelegt, der den bisherigen vorläufigen Wert von 4 Mikrogramm (4 Millionstel eines Gramms) pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag ersetzt. Der TDI-Wert ist etwa 20 000 Mal niedriger als zuvor. kaba (Quelle: EFSA)

Letzteres löst sich auf Dauer im warmen Wasser aus dem Harz. Fachleute gehen davon aus, dass Tausende Gebäude von diesem Problem betroffen sind und dass in den kommenden Jahren viele Sanierungen wie in dem Haus in Oftersheim notwendig werden. Damit nicht genug: Die Sanierung mit Epoxidharz entspricht zwar schon seit zwölf Jahren nicht mehr den allgemein anerkannten Regeln der Technik. Aber angeboten wird das Verfahren immer noch als vermeintlich sichere und langlebige Sanierung. 

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