Oftersheim. Mehr als die Hälfte des Gemeindegebiets von Oftersheim ist Wald. Der Wald ist ein toller Erlebnisraum für Menschen aller Altersgruppen. Aber der Wald ist krank. Der rasant fortschreitende Klimawandel macht dem wertvollen Ökosystem immer mehr zu schaffen.
Am 36. Tag des Waldes gab es viele mahnende Stimmen zu hören. Die Traditionsveranstaltung mit umfangreichem Programm an der Grillhütte begann mit einem ökumenischen Gottesdienst, der von Pastoralreferent Sebastian Binder von der katholischen Seelsorgeeinheit und Pfarrer Tobias Habicht von der evangelischen Kirchengemeinde gestaltet wurde. Der katholische Kirchenchor unter der Leitung von Tamara Ibragimova begleitete die Feier unter freiem Himmel.
Gottes Schöpfung schützen – Sensibilisierung beim Tag des Waldes in Oftersheim
Die Gemeinde bat Gott um friedliche Aktionen für den Klimaschutz, deren Botschaft gehört wird, um Mut für die richtigen Schritte und um den Beistand des Geistes Jesu. „Gott, unser Schöpfer, du hast uns diese Welt anvertraut, und wir sind nicht sorgsam mit ihr umgegangen“, sagte Habicht. „Gott, unser Schöpfer, was ist das für eine Welt, in der wir leben“, fragte Binder.
Die Lesung aus dem Buch Mose berichtete vom Anfang, als Gott Himmel und Erde schuf: „Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut.“ In der Predigt sprachen die Geistlichen über den Wald, der so viel zu bieten hat. Es sei unsere Aufgabe, „für diesen Lebensraum und für dieses Geschenk gut zu sorgen“, denn schon im ersten Buch der Bibel stehe, „wir sollen die Erde hegen und pflegen“.
Bisher habe das Hauptaugenmerk der Menschen eher dem Bebauen als dem Bewahren gegolten, mahnten sie: „Das hat die Erde an die Grenzen ihrer Belastbarkeit geführt.“ Oftmals lohnten sich Kleinigkeiten, um die Schöpfung zu bewahren. „Wir dürfen den Klimawandel nicht verschweigen.“ Die Predigt blickte auf Franz von Assisi, der in seinem Gebet „Sonnengesang“ eine Hymne auf die von Gott ins Leben gerufene Schöpfung geschrieben hat. Wer heute den „Sonnengesang“ bete, „wird herausgefordert, die Natur zu lieben, ihr Ehrfurcht zu erweisen und sich für ihren Erhalt einzusetzen“. „Geh mit Gottes Segen“ sang der Kirchenchor.
Hoher Besuch beim Tag des Waldes in Oftesheim: Baumann, Dallinger, Seidel und Waldkönigin
Die Karlsruher Parforcehornbläser „Markgraf von Baden“ in ihren Uniformen des Jägerbataillons der Badischen Jäger von 1803 bis 1809 bliesen in ihre Hörner. Die Vorsitzende des Vereinskartells, Silvia Höfs, hieß die Ehrengäste willkommen, unter ihnen Staatssekretär Dr. Andre Baumann, Landrat Stefan Dallinger, die Ehrenbürger Walter Pfister, Kurt Siegel und Roland Seidel sowie die Altbürgermeister Helmut Baust und Siegwald Kehder sowie Ehrenbriefträgerin Pfarrerin im Ruhestand Esther Kraus. Ein besonderer Gruß galt der baden-württembergischen Waldkönigin Eva-Maria Speidel, die erstmals dem Tag des Waldes ihre Aufwartung machte.
Der Klimawandel sei schnell und heftig gekommen, so Höfs: „Unser Wald gerät immer mehr ins Schwitzen.“ Der Schritt zum klimagerechten Waldumbau sei unumgänglich. Dabei sei auch die Forstwirtschaft in besonderem Maße gefordert. Sie dankte Kulturamtsleiter Guido Hillengaß und den teilnehmenden Vereinen: DRK, Mittelalterverein Svart Korpar, SGO, Sängerbund Liederkranz, Heimat- und Kulturkreis, Gesangverein Germania, Carnevalverein, Lebendiges Oftersheim, Pfadfinder, Böhmerwaldgruppe, Musikverein und Hundesportverein sorgten für breites kulinarisches Angebot und reibungslose Unterstützung.
Neue Ideen gefragt, um Klimawandel auch in Oftersheim entgegenzutreten
Bürgermeister Pascal Seidel freute sich, dass der 1977 von Siegwald Kehder ins Leben gerufene und von seinen Nachfolgern weitergeführte Tag des Waldes weiter so beliebt sei. Er gratulierte Dallinger zum 50-jährigen Bestehen des Kreises. Es gehe um die Zukunft des Hardtwaldes, der n eine enorme Trockenheit habe durchleben müssen, so Seidel: „Und es ist zu befürchten, dass das Sterben weitergeht.“ Viele Bäume seien bereits verloren. Nachforsten bleibe eine große Herausforderung: „Denn die heißen Sommer werden bleiben. Ideen sind gefragt.“
Die Sonne brannte gnadenlos und die Besucher suchten Schatten. Die Waldkönigin Eva-Maria Speidel zeigte sich beeindruckt vom vielfältigen Programm. Der Festtag lenke den Blick auf die „unzähligen Leistungen des Waldes“. Der Klimawandel bedeute eine schwere Hürde. Die Menschen müssten dem Wald durch schwere Zeiten helfen. Sie repräsentiert für Baden-Württemberg über 1,4 Millionen Hektar Wald, 631 Hektar davon befinden sich auf Oftersheimer Gemarkung.
Jeder soll einen Beitrag leisten um gegen die Folgen des Klimawandels zu kämpfen
Landrat Dallinger überbrachte die Grüße des Kreises. Es komme auf jeden von uns an, ganz im Sinne der Gebete im Gottesdienst. „Wir alle sind aufgerufen, Beiträge zu leisten gegen den Klimawandel“, appellierte er. Dadurch könne man auch „eigenen Gesundheitsschutz betreiben“. Dem „sauren Regen“ in den 1980er Jahren habe man noch etwas entgegensetzen können, „dem Klimawandel werden wir nicht so leicht begegnen können“, warnte der Landrat und forderte den Ausbau erneuerbarer Energien wie Windkraft, Geothermie und Photovoltaik.
Die Landesforstverwaltung informierte über ihre Aufgaben. Was ist der richtige Umgang mit dem Wald? Was können wir tun, um den Wald als wichtigen Klimaschützer, Lebensraum und Quelle des nachwachsenden Rohstoffs Holz zu erhalten? Dazu gab es Antworten bei zwei geführten Exkursionen über die Oftersheimer Dünen.
Dabei wurde auch das Waldbeweidungskonzept auf dem Feldherrnhügel erklärt. „Dem Wald in Deutschland geht es nicht gut“, hieß es auf den Stellwänden. Philipp Edler vom Kreisforstamt konnte das nur bestätigen.
Tag des Waldes in Oftersheim zeigt auch das Thema „Wald und Klimawandel“ deutlich auf
Dr. Andre Baumann, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft sowie Grünen-Landtagsabgeordneter des Wahlkreises, sprach zum Thema „Wald und Klimawandel“. „Die Wälder in Baden-Württemberg sind im Klimastress, auch der Hardtwald. Der Klimawandel ist auch bei uns angekommen“, sagte Baumann.
Buchen und Fichten gerieten in Stress und würden in den nächsten Jahren auf großer Fläche absterben. Die vor Jahrzehnten gepflanzten Bäume kämen mit der Hitze nicht mehr zurecht. Neophyten kämen dazu, neue Baumarten ebenso. Die Wälder müssten für den Klimawandel umgebaut werden, prognostizierte Baumann Ende des Jahrhunderts viel höhere Temperaturen für die Kurpfalz. „Klimaschutz ist der beste Waldschutz“, plädierte er für einen „gemeinsamen Einsatz für unsere Wälder“.
„Kein schöner Land“ war von den Parforcehornbläsern zu hören. Das Kreisforstamt informierte auf Schautafeln über die Herausforderungen des Klimawandels. Das Waldmobil der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald brachte die Wald- und Umweltbildung direkt vor Ort. Das Fahrzeug dient sonst auch für erlebnispädagogische Programme für Kinder. Hier durften die Felle von Reh, Fuchs, Wildschwein, Marder, Hermelin und Wildkaninchen angefasst werden.
Auf einem angelegten Pirschpfad konnten die Kinder Dachs und Eichelhäher aus Holz begegnen. Beim Mitmachzirkus Paletti aus Mannheim waren Jonglieren, Drahtseillaufen und Balanceübungen angesagt. Für die jüngsten Besucher stand der Maltisch des Förderkreises Wildgehege bereit. Nebenan weidete eine Herde Ziegen im Schatten der Bäume.
Musikverein setzt Schlusspunkt beim Tag des Waldes in Oftersheim
Auch für die Menschen ließ das kulinarische Angebot keine Wünsche offen. Die Pfadfinder waren wieder für das Spülmobil zuständig. Das DRK bot für ältere oder gehbehinderte Menschen einen Fahrdienst an. Die Böhmerwaldgruppe tanzte in der Mittagssonne und erntete Applaus. Der Musikverein setzte den musikalischen Schlusspunkt beim 36. Tag des Waldes.
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