Oftersheim. Bei der Gemeinderatssitzung war der erste Punkt auf der Tagesordnung der Zustand des Waldes und der sorgte nicht wirklich für gute Stimmung am Ratstisch. Im Gegenteil, die Einschätzungen vom neuen Revierleiter Philipp Edler und dem Forst-Bezirksleiter Philipp Schweigler deuteten, anders als man nach diesem doch eher regenreichen Jahr hätte vermuten können, in Sachen Waldzustand auf keine Entspannung hin. Dem Oftersheimer Wald, der zum Großteil aus Kiefern besteht, gehe es nicht gut. „Das Sterben geht einfach weiter“, so Schweigler. Lediglich Jungbäume seien in einem etwas besseren Zustand.
Das mit dem Sterben liegt natürlich vor allem am Zustand der Kiefern. Auf den rund 80 Hektar Oftersheimer Wald sind Fichten mit 70 Prozent die dominierende Baumart. Und genau die sind es, die von der Hitze und Trockenheit der vergangenen Jahre nachhaltigen Schaden davongetragen haben.
Klimawandel in Oftersheim: Wie südlich der Alpen
Unter Druck seien aber auch die zwölf Prozent Buchen. Die hier heimischen Bäume hätten mit den raschen Veränderungen im Zuge des Klimawandels zu kämpfen. Und diese seien mittlerweile nicht mehr zu übersehen. Eine Skala mit Jahresdurchschnittstemperaturen machte das deutlich.
Von 1961 bis 2022 ist die Jahresdurchschnittstemperatur von zehn auf zwölf Grad gestiegen. Hört sich unspektakulär an, ist aber das Gegenteil. Denn damit herrschen hier nun Durchschnittstemperaturen, wie sie in den 60er Jahren südlich der Alpen geherrscht haben.
Und damit, so Schweigler, kämen unsere Bäume immer weniger klar. Deshalb würden mittlerweile auch nur noch Bäume gefällt, die massiv geschädigt seien. Das hat der Gemeinderat übrigens im Jahr 2021 per Gemeinderatsbeschluss verfügt. Noch vor wenigen Jahren bestand hierfür eigentlich keine Veranlassung. Seit 2015 sei hier aber etwas massiv ins Rutschen geraten. Zudem setzten den geschwächten Bäumen auch Schädlinge immer mehr zu. Vor allem Engerlinge treten hier gehäuft auf und schädigen die Bäume zusätzlich.
Invasive Arten in Oftersheimer Wald bekämpfen
Etwas Licht für die Förster gab es bei der Bekämpfung von Neophyten. Gerade bei der Kermesbeere zeige der Kampf doch Wirkung. Aber auch natürliche Fressfeinde würden sich diesen invasiven Arten zunehmend annehmen. Auch die Natur fände so ihre Lösungen.
Der neue Revierleiter Edler präsentierte anschließend den Hieb- und Kulturplan 2025, der eine Ernte von 370 Festmetern vorsieht. 50 Festmeter mehr als vergangenes Jahr. Für die Kultur-, Forstschutz- und Jungbestandspflege sollen in 2025 35 700 Euro investiert werden, die Ausgaben für die Ernte der Forsterzeugnisse sollen 9400 Euro, die Verwaltungskosten 12 200 Euro betragen. Auf der Ertragsseite wird von einem Verkaufserlös in Höhe von 15 000 Euro ausgegangen. Für die Erholungsvorsorge stehen im Jahr 2025 3000 Euro auf der Ertragsseite. Insgesamt belaufen sich die Erträge damit auf 18 000 Euro. Insgesamt weist der Forstbetriebsplan 2025 eine Unterdeckung von rund 44 000 Euro aus.
Baumsterben im Oftersheimer Wald: Viele Neupflanzungen vergebens
Wie im vergangenen Jahr werden rund 100 verschiedene Bäume gepflanzt, um Arten zu finden, die mit den neuen Bedingungen besser klarkommen. Neu sind auch die sogenannte Hähertische. Das sind kleine Körbe auf einem Holzpfahl voll mit Eicheln. Wenn Eichelhäher diese entdecken, würden sie weit besser als der Mensch dafür sorgen, dass Eicheln in den Boden kommen und dann möglicherweise neue Eichen wachsen. Auf die Frage von Patrick Schönenberg (Grüne), wie viele der letztjährig gepflanzten Bäume überlebt hätten, musste Schweigler einräumen, dass es nur wenigen gelang.
Jetzt aber mehr zu pflanzen, mache angesichts der vielen Engerlinge im Boden keinen Sinn. Das wäre Geldverschwendung. Silke Seidemann (FWV) erkundigte sich nach dem vermehrt auftretenden Ginster. Für Schweigler kein Problem, er sei eine heimische Art und würde dem Baumwachstum nicht im Wege stehen. Der Ginster profitiere einfach davon, dass der Wald lichter werde und mehr Licht den Boden erreiche. Am Ende goutierte der Rat den Hiebs- und Kulturplan 2025 einstimmig
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