Oftersheim. Wie es um den Oftersheimer Gemeindewald steht, kann man unter anderem an der Holzernte ablesen. So könnte man als Laie meinen: Ein Wald, der viel Holz hergibt, ist einer in einem guten Zustand. In Oftersheim ist das mitnichten der Fall: Seit 2021 gilt dort nach einem Antrag der Grünen-Gemeinderatsfraktion, dass im Forstbetrieb lediglich beschädigte Bäume aus dem Wald entnommen werden dürfen.
Und so war die Aussage von Revierförster Robert Lang in der jüngsten Gemeinderatssitzung, dass 2024 wohl eher 500 statt der im Hiebs- und Kulturplan anberaumten 320 Festmeter Ernte anfallen würden, kein Grund zur Freude. Lang war gemeinsam mit Forstbezirksleiter Philipp Schweigler vor Ort, um vor der Beratung über den oben genannten Plan die Situation des Oftersheimer Gemeindewalds darzulegen. Den Hiebs- und Kulturplan nahm das Gremium letztlich einstimmig wie vorgeschlagen an.
Schweigler begann mit einem Rückblick auf das Jahr 2023. Da sei zwar der Herbst „schön nass“ gewesen, was auch durchaus ein bisschen Hoffnung für dieses Jahr ausgelöst habe, aber im Mai und Juni habe es kaum Regen gegeben. „Das hat für massive Schäden am Altholz, aber auch beim Jungbestand gesorgt“, erklärte der Forstbezirksleiter. „Wegen dieser Häufung von Dürrephasen steht der Wald unter Stress“, fuhr er fort. Das sei besonders dramatisch für Kiefern und Buchen, bei denen auch im Oftersheimer Gemeindewald ein flächiges Absterben zu beobachten sei.
Exotische Probleme im Oftersheimer Wald
Das Problem ist aber nicht nur die Witterung. Des Weiteren leiden die Bäume auch unter Neophyten – also nicht einheimischen Pflanzen – wie der Kermesbeere oder der Traubenkirsche sowie unter Schädlingen wie dem Maikäferengerling. Wie Robert Lang berichtete, hatte es im Frühjahr 2023 eine Testanpflanzung von 100 neuen Bäumen im Gemeindewald gegeben. „Das sah auch anfangs nach einem Erfolg aus“, so der Revierförster. Dann seien sie allerdings doch dem Engerling zum Opfer gefallen.
Auch für dieses Jahr ist eine solche Anpflanzung im gleichen Volumen wieder geplant. Das verleitete Gemeinderätin Gudrun Wipfinger-Fierdel zu einer, wie sie selbst sagte, provokanten Frage, nämlich, ob man sich das Geld für die 100 Bäume nicht sparen könne, wenn sie höchstwahrscheinlich wieder keine Aussicht auf Überleben hätten. Hintergrund ihrer Anfrage waren die im Hiebs- und Kulturplan aufgeführten Kosten von 32 000 Euro für die Unterhaltung des Waldes.
Neophytenbekämpfung oberstes Gebot im Oftersheimer Wald
Laut Robert Lang würden für eine Testpflanzung von 100 Bäumen aber nur etwa 500 Euro anfallen – der komplette Rest des veranschlagten Geldes würde zur Neophytenbekämpfung eingesetzt. „Denn nur wenn wir die zurückdrängen können, haben die neuen Bäume auch eine Chance“, erläuterte der Revierförster.
Nach den Maßnahmen, die Lang und sein Team insbesondere gegen die Kermesbeere ergreifen, erkundigte sich die SPD-Gemeinderätin anschließend ebenfalls. Der Förster berichtete, dass es im Jahr zwei Durchgänge mit einer Gruppe von acht Arbeitern auf einer 25 Hektar großen Fläche gebe, einmal im Frühjahr und einmal im Herbst. Das Team entferne dann die Kermesbeere mit dem Spaten – das sei die einzige nachhaltige Methode. Zuständig sind sie für den Wald außerhalb des Oftersheimer Naturschutzgebietes, das in der Verantwortlichkeit des Regierungspräsidiums Karlsruhe liege.
Keine andere Option der Schädlingsbekämpfung in Oftersheim
Auf diese Weise nachhaltig Neophyten zu bekämpfen dauere, so Lang, „ein paar Jahre“. Aber nur so gebe es eine Chance auf Naturverjüngung im Oftersheimer Gemeindewald. Das Problem mit dem Maikäferengerling, so erklärte Philipp Schweigler, bestehe aber noch immer. Da diese allerdings im Zyklus ihres Aufwachsens nicht jedes Jahr gleich schädlich für die Bäume seien, sei es trotz des Misserfolgs im vergangenen Jahr eine gute Option, auch dieses Frühjahr wieder 100 neue Bäume zu pflanzen.
Auf Nachfrage von Frank Weiß (FWV) fügte der Forstbezirksleiter hinzu, dass es keine wirkliche Option gebe, das Schädlingsproblem zu lösen. „Das muss man hinnehmen. Frühe gab es chemische Methoden, aber die sind heute nicht mehr zugelassen“, erklärte Schweigler. Zudem gebe es dafür auch keinen gesellschaftlichen Konsens mehr.
Michael Seidling (FWV) erkundigte sich, welche Baumarten vielversprechend bei Neupflanzungen seien – auch im Hinblick auf das sich stetig wandelnde Klima mit heißen und dürren Sommern. Daraufhin nannte der Forstbezirksleiter Eichenarten, Kirsche und Feldahorn als Bäume, die den zu erwartenden klimatischen Bedingungen nach jetzigem Wissensstand gut trotzen könnten.
In einer Stellungnahme für die Grünen-Fraktion sprach Patrick Alberti davon, dass es ein dramatischer Anblick sei, den der Wald biete: „Deshalb sind die Maßnahmen unbedingt notwendig. Der Wald der Zukunft wird anders aussehen.“ Zudem dankte Alberti den Oftersheimer Bürgern für ihren unermüdlichen Einsatz im Wald, beispielsweise bei der Bekämpfung der Kermesbeere.
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