Hobbykünstler

Upcycling ist beim Künstler-Markt in Oftersheim hoch im Kurs

An zwei Tagen stellen 30 Hobbykünstler in der Kurpfalzhalle während der Kerwezeit ihre selbst gemachten Kunstwerke und Geschenkideen aus. Dabei wird so manchem Material neues Leben eingehaucht.

Von 
Connie Lorenz
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Glückwunsch- und Segensbänder bestickt Brigitte Schardt nach alter Tradition und mit viel Können. © cheesy

Oftersheim. Etageren aus altem Blümchengeschirr, Tannenbäumchen aus früheren Sofakissen, kleine Täschchen aus den Seiten alter Stoffmuster-Bücher – aus fast allem kann noch etwas werden und ein neuer Lebenszyklus beginnen, da sind sich etliche der Aussteller einig. An zwei Tagen stellen 30 Hobbykünstler in der Kurpfalzhalle während der Kerwezeit ihre selbst gemachten Kunstwerke und Geschenkideen aus.

Zum Einsatz kommen auch aufgelesene Steine, gesammelte Wollreste oder alte Bilderrahmen, die jemand auf den Sperrmüll gestellt hat. Sogar das Füllmaterial aus alten Kissen wird weiterverwertet. Die Ausstellerinnen und Aussteller sind erfinderisch und wissen, wie Upcycling funktioniert. „Wir sammeln alles ein, was wir irgendwie gebrauchen können“, sagt Rosi Marchi, die hinter ihrem Stand mit einem Lächeln die neugierigen Besucher begrüßt.

Jürgen und Brigitte Eifler aus Reilingen sammeln für krebskranke Kinder. © cheesy

„Von alten Kerzenstumpen bis zum ungeliebten Pyjama, wir können alles verwerten und aus allem noch etwas machen. Wir fragen oft einfach Freunde und Nachbarn oder stöbern auf Flohmärkten oder in Kisten, die manchmal vor Häusern stehen“, sagt die Brühlerin, die zum zweiten Mal dabei ist. „So wird alten Sachen ein neues Leben geschenkt.“

Aus Alt mach Neu

Für die Deutsche Leukämie Forschungshilfe sammelt das Ehepaar Eifler. „Der Erlös kommt zu 100 Prozent krebskranken Kindern und auch deren Geschwisterkindern zugute, sagt Brigitte Eifler. „Im Klinikum in Mannheim gibt es eine Wunschfee, die sich bei den Kindern umhört, was sie sich von Herzen wünschen.“ Seit 17 Jahren unterstützen die beiden diese Aktion mit dem Verkauf von selbst genähten Täschchen, gebastelten Tischsets und schönen Dekogegenständen. “Die Sachen aus Holz macht alle mein Mann“, so Brigitte Eifler.

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Der Stand von Brigitte Schardt fällt bei dem meist recht modernen Angebot ein wenig aus dem Rahmen. Sie widmet sich seit etwa 40 Jahren dem Besticken von Schleifen, die vor über 100 Jahren als Glückwunsch- oder Segensband an vielen Hauseingängen hingen. Das Gestalten dieser kleinen Kunstwerke hat Schardt von ihrer Mutter beigebracht bekommen. Die Großmutter von Brigitte Schardt lernte es ihrerseits in der Haushaltsschule der Großherzogin Luise von Baden in der Orangerie im Schwetzinger Schloss. Und gab ihr Wissen nun schon an die zweite Generation weiter.

Kunstvolle Stickereien

„Der Witz an der Sache ist nicht die Vorderseite. Man hat dann sauber gearbeitet, wenn auf der Rückseite nur senkrechte Stiche zu sehen sind“, sagt die ehemalige Gymnasiallehrerin aus Plankstadt. Und tatsächlich sehen ihre Bänder von hinten genauso beeindruckend aus wie von vorne. „Ich brauche etwa 40 Stunden für ein aufwendiges großes Band.“

Das Helferteam vom Heimat- und Kulturverein Oftersheim um Dorothea Müller ist zwei Tage lang in der Kurpfalzhalle im Einsatz. © cheesy

Der Verkaufspreis einer solchen Schleife steht dazu in keinerlei Verhältnis. „Ich mache das mit großer Freude und Hingabe abends beim ,Fernseh-Hören’. Meine Ideen für Muster suche ich aus alten Büchern, davon habe ich ganze Regalmeter“, erzählt die rüstige Pensionärin, die „alles bestickt, was sich nicht wehrt“. Auch ein paar Damen vom Heimat- und Kulturverein sind mit von der Partie. Die mediterranen Tonhäuschen von Brigitte Grams, die sie zweimal brennt und bemalt, entzücken in Rot-Weiß-Blau und peppen so jede Fensterbank auf.

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Gleich am Eingang sitzt Yvonne Wierer. Am Nachmittag des ersten Tages hat sie bereits fast alle Marmeladen verkauft. „Ich hatte etwa 100 Gläser, diese hier sind übrig“, sagt sie und zeigt auf einen kleinen Restbestand von acht Stück. Ausverkauft seien Himbeere, Wildpflaume und Kornelkirsche. „Ich habe Stammkunden, die sind immer schon früh da und holen sich ein paar Gläser“, berichtet die ehemalige Vorsitzende des Arbeitskreises Brauchtum und Volkskunde. „Alle Sorten kommen aus meinem eigenen Garten“, darauf ist sie besonders stolz, „sogar der Rote Weinbergpfirsich, der eigentlich von der Mosel stammt.“

Suppe und Kuchen sehr gefragt

Auch der Essen- und Getränkeverkauf der Kolleginnen vom Heimat- und Kulturverein in der Cafeteria läuft hervorragend. „Wir haben schon fast die Hälfte der Suppe und der Kuchen ausgegeben, ich denke, wir müssen für den Sonntag mit der längeren Öffnungszeit noch mal ein paar backen“, sagt Dorothea Müller, die aktuelle Vorsitzende. Auch sie ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis dieses Tages.

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