Oftersheim. Ein Foto schießen kann mittlerweile jedes gängige Smartphone, allerdings ist Foto nicht gleich Foto und vor allem ist nicht jede Fotografie Kunst. „Kunst kommt von Künden“, findet Volker Jean Rahn, der Fotograf aus Oftersheim, entgegen dem Sprichwort Kunst käme von Können. „Kunst muss meiner Meinung nach etwas aussagen, etwas verkünden“, erklärt Rahn. Ihm gehe es darum, Momente festzuhalten und „einfrieren“ zu können, um diese mit anderen zu teilen. „Jedes Foto sollte eine Geschichte erzählen“, so Rahn.
Dieses Motto inspirierte folglich auch seine Ausstellung ab dem 10. Juni in Oftersheim (Verwaltungsgebäude der Gemeinde, Eichendorffstraße 2), welche er derzeit fertigstellt und vorbereitet. „Magie des Moments“ ist der Name der Ausstellung, welche sich ganz dem Thema widmet, Momente zu verewigen. „Manchmal bietet ein ganz normaler Ablauf etwas zum Einfrieren. Das kann letztendlich nichts aussagen oder eben eine ganze Geschichte erzählen“, erläutert Rahn.
Eigentlich ist Rahn auf Schwarz-Weiß-Fotografien spezialisiert. Dennoch hat sich in die Ausstellung auch das ein oder andere farbige Bild geschlichen. „Nachdem wir zwei Jahre so schlechte Zeiten hatten, dachte ich, es muss auch etwas Buntes dazu“, berichtet Rahn.
In den vergangenen zwei Jahren sei aus Gründen der Corona-Pandemie ein großer Teil seiner Arbeit nicht möglich gewesen. Als Ersatz für die entfallenen Ausstellungen erstellte Rahn einen Youtube-Kanal, über den er seine Fotografien zu vier verschiedenen Themen, beispielsweise Landschaftsfotografie, mit der Welt teilte.
Kein kommerzieller Anspruch
„Ich mache einfach das, was mir gefällt und lege mich auch thematisch nicht fest“, erzählt Rahn. Das falle ihm leicht, weil es nie um kommerzielle Ansprüche ging. Ihm liege es lediglich am Herzen, erlebte Momente teilen zu können. Das sei auch der entscheidende Unterschied zwischen künstlerischer Fotografie und den Fotos, die wir im Alltag mit unseren Smartphones schießen: „Ein Bild sollte einen Eye-catcher, eine Hintergrundgeschichte, haben.“
Neben den Ausstellungen vermisste Rahn vor allem das Reisen nach Kuba, wo er seit 2000 ständig gewesen sei. Sein Lieblingsmotiv seien Menschen – und vor allem in Kuba hätten diese eine tolle Ausstrahlung. „Egal, ob es glatte oder gravierende Gesichter sind, junge oder alte, sie erzählen immer eine Geschichte“, so Rahn.
In Zeiten, in denen es schwierig war – zeitweise noch ist – mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, fotografiere er auch gerne Familienmitglieder wie seinen kleinen Enkelsohn beim Fußball. Bei solchen Fotografien weiß er natürlich ganz genau, welches Objektiv mit welchem Winkel er braucht, aber dennoch betont er: „Technik ist nicht alles und vor allem ist auch die Technik nicht perfekt.“
Zwar sei er selbst Techniklehrer an einer Kunstschule gewesen, aber letztendlich käme es doch auf die Kreativität an. Genauso handhabt Rahn es mit der digitalen Bildbearbeitung: „Ich benutze lieber die guten alten Tricks, um Effekte hervorzurufen.“ Photoshop nutze er dafür nicht. Ein Bild digital zu bearbeiten, bedeute für ihn nur das Zurechtschneiden des Rahmens. Die eine oder andere analoge Kamera verwende er noch heute für seine Arbeit.
Neben der handwerklichen Begabung kann Rahn eines besonders gut: sehen und vorausschauen. „Das ist das Wichtigste. Nur so kann man hinter alltäglichen Momenten etwas zum Festhalten finden.“ Als es ihm nicht möglich war, mit Menschen zusammenzukommen, um sie zu fotografieren, stand die Kamera trotzdem nicht still. „Wir waren zum Beispiel bei einem Freiluftmuseum, da sind einige der Bilder für die Ausstellung entstanden“, berichtet der Fotograf. Er sehe etwas und seine Fantasie gibt dem Gesehenen eine Geschichte, ob diese wirklich wahr ist, sei hierbei unwichtig.
Schlussendlich ginge es darum, etwas zu sehen und zu spüren, damit es festgehalten werden könne.
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