Gesundheit

Vortrag über Schlaganfall in Oftersheim klärt über Vorsorge auf

Beim Arzt-Patienten-Forum in Oftersheim nimmt der Arzt Sascha Wohnsland die Schlaganfall-Prävention in den Blick. Auch Fragen zu Symptomen und Behandlung kommen nicht zu kurz.

Von 
Katja Seneadza
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Deutlich mehr Besucher als erwartet, kamen zu dem Vortrag von Dr. Sascha Wohnsland in den Bürgersaal. © Katja Seneadza

Oftersheim. Im Bürgersaal stand am Mittwoch das Thema Schlaganfall im Mittelpunkt. Deutlich mehr Besucher als erwartet verfolgten den kurzweiligen Vortrag von Dr. Sascha Wohnsland und nutzten die Gelegenheit ihre Fragen zu stellen. Bevor der Oftersheimer Hausarzt beginnen konnte, mussten erst noch einige weitere Stühle herangetragen werden, um allen einen Sitzplatz zu sichern. Dass trotz des starken Regens so viele Besucher erschienen sind, zeigt, dass das Thema die Menschen beschäftigt.

Unterschiedliche Ursachen, immer ein Notfall

Wohnsland blickte aus hausärztlicher Sicht auf den Schlaganfall. Neben Ursachen und Symptomen standen die Behandlung und Prävention im Mittelpunkt. Ein Schlaganfall ist eine plötzlich auftretende Funktionsstörung des Gehirns und immer ein Notfall. Knapp 270.000 Menschen in Deutschland erleiden jährlich einen Schlaganfall. Auch wenn 80 Prozent davon 60 Jahre oder älter sind, kann es jeden treffen.

Meist führt eine Durchblutungsstörung durch ein Blutgerinnsel zu dem akuten Ereignis (Hirninfarkt). Seltener ist eine Blutung im Gehirn, etwa wenn ein Blutgefäß reißt, dafür verantwortlich. In beiden Fällen wird das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt.

Schon während des Vortrags beantwortete der Oftersheimer Arzt Fragen der Besucher. © Katja Seneadza

Mögliche Ursachen für einen Hirninfarkt sind Arteriosklerose oder Vorhofflimmern, oft können Ärzte jedoch nicht eindeutig ermitteln, was das Ereignis ausgelöst hat. Je nachdem, welche Areale im Gehirn betroffen sind, äußert sich ein Schlaganfall unterschiedlich. Es können Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen auftreten, Schwindel, Sprachstörungen oder auch starke Kopfschmerzen. Meist ist nur eine Körperseite betroffen. Problematisch ist, dass Symptome häufig nicht eindeutig sind. Sie können, müssen aber nicht, auf einen Schlaganfall hinweisen.

„Time is brain“ – Faktor Zeit ist entscheidend

Im Zweifelsfall sollte immer der Notarzt gerufen werden, denn der Faktor Zeit ist entscheidend. „Time is brain“, betonte der Mediziner immer wieder. Für einige Stunden kann das Gehirn ohne Sauerstoff auskommen, aber mit jeder Verzögerung der Behandlung sterben Nervenzellen ab, die nicht mehr repariert werden können. Auch wenn die meisten Menschen einen Schlaganfall überleben, haben viele mit dauerhaften Einschränkungen wie Lähmungen, Sprachstörungen oder gestörter Wahrnehmung zu kämpfen. Bei jedem dritten Patienten bildet sich die vorübergehende Minderdurchblutung (TIA) zurück. Sie erhöht aber das Risiko für einen erneuten Schlaganfall.

Der FAST-Test wurde entwickelt, um innerhalb kürzester Zeit den Verdacht auf einen Schlaganfall zu überprüfen. Kann eine Person lächeln? Kann sie die Arme nach vorne strecken und dabei die Handflächen nach oben drehen? Kann sie einen einfachen Satz nachsprechen? Bereitet eine der Aufgaben Schwierigkeiten, dann sollte man sofort die 112 wählen. Der oder die Betroffene sollte in dieser Zeit auch nicht alleine bleiben und keine Medikamente oder Getränke zu sich nehmen.

Akutversorgung in der Stroke Unit

Die Erstversorgung beim Verdacht auf einen Schlaganfall findet idealerweise auf einer Spezialstation, einer sogenannten Stroke Unit statt, die in größeren Krankenhäusern zu finden ist. Patienten aus Oftersheim und Umgebung werden dafür in der Regel nach Heidelberg oder Mannheim gebracht. Hier klären die Mediziner durch ausführliche Untersuchungen, ob der Patient tatsächlich einen Schlaganfall erlitten hat, und was dafür verantwortlich war. Abhängig von den Ergebnissen und der Verfassung des Patienten leitet das Team die weitere Therapie in der Stroke Unit ein. Bei einer Thrombolyse bringen Spezialisten ein Medikament ein, um das Blutgerinnsel aufzulösen. Im Rahmen der Thrombektomie werden größere Gerinnsel mittels Katheter operativ entfernt. Auch hier gilt: „Time is brain“.

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Im Anschluss an die Akutversorgung folgt die weitere Therapie. Viele Patienten erhalten blutverdünnende Medikamente, besonders bei Vorhofflimmern. Außerdem stellen die Behandler den Bluthochdruck und gegebenenfalls Diabetes medikamentös ein. Auch eine Senkung der Fettwerte kann wichtig sein. Je nach Beschwerden folgen Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie oder eine Reha. Nach sechs Monaten ist etwa die Hälfte der Schlaganfallpatienten wieder weitgehend selbstständig, so Wohnsland.

Risikofaktoren und Prävention

Neben Risikofaktoren, die der Mensch nicht beeinflussen kann, wie Alter, Geschlecht, Genetik oder frühere Schlaganfälle, gibt es auch solche, auf die man selbst einwirken kann. Dazu zählen Rauchen, Alkoholkonsum oder auch Stress. Mit ausgewogener Ernährung, der Vermeidung von Übergewicht und der regelmäßigen Kontrolle von Blutdruck, Blutzucker und Fettwerten kann jeder etwas zur Vorbeugung tun. Außerdem sollte, wenn möglich, regelmäßige Bewegung auf dem Plan stehen. Dabei sei es aber auch wichtig, dass es Spaß mache.

Während der kurzweiligen 90 Minuten und danach stellten zahlreiche Besucher ihre Fragen. Wohnsland ging mit viel Wissen und Empathie auf die teilweise sehr persönlichen Anliegen ein, machte aber auch deutlich, dass für detaillierte Empfehlungen immer eine individuelle Betrachtung und ärztliche Begleitung notwendig sei. Beschwerden und Sorgen sollten deshalb immer mit dem Hausarzt besprochen werden.

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