Oftersheim. Es war ein Novum: Am Donnerstag fand die erste öffentliche Waldbegehung, initiiert von Bürgermeister Pascal Seidel, statt – dies in Zusammenarbeit mit dem Kreisforstamt. Forstbezirksleiter Philipp Schweigler vom Forstbezirk Kraichgau-Rheintal gab Erläuterungen und beantwortete auch kritische Fragen souverän. Die Situation sei schwierig, aber es bestünde auch Grund zur Hoffnung.
Über 40 Personen hatten sich bei durchwachsenem Wetter am späten Nachmittag an der Grillhütte unterhalb der Düne eingefunden, darunter auch viele Gemeinderäte. Doch Petrus hatte ein Einsehen, sodass die Exkursion trockenen Fußes gelang. Zuvor begrüßte Bürgermeister Seidel die Gäste herzlich, wie auch der Vertreter des Kreisforstamtes, Philipp Schweigler. Schon kurz nach dem Aufstieg auf die Düne wurde deutlich, dass es dem Wald nicht gut geht – besonders den Kiefern nicht.
„Mit Trockenheit kommen sie noch ganz gut klar, aber nicht mit Hitze“, betonte Schweigler. Dies fördere einen Wärme liebenden Mikropilz, Diplodia pinea, der oft das Ende des Baumes einläute. „Ab 2015 gab es Wärmejahre. Extrem wurde es dann ab 2018“, erläuterte der Experte. „Ab zu vielen Tagen über 35 Grad wird es kritisch für die Kiefer“, ergänzte er. 2022 habe die Durchschnittstemperatur in Deutschland bei fast 11 Grad gelegen und sie steige weiter. Somit war das vergangene Jahr eines der zwei wärmsten seit Beginn der Temperaturaufzeichnung im Jahr 1881. Rechnen müsse man damit, dass sie bald auf über 14 steige. Oft sei es das Zusammenwirken von verschiedenen Gründen, die Bäume töteten – meist Trockenheit, Hitze, Borkenkäfer-, Mistel- und Pilzbefall.
Wald bei Oftersheim: Keine gesunden Bäume werden gefällt
Absterbende oder für eine Fällung markierte Bäume säumten den Weg. Daneben immer wieder riesige Stapel gefällter Bäume – viele davon besonders für Laien nicht als krank erkennbar. Ein Umstand, der für viele Waldbesucher nicht zusammenpasst. Doch der Experte versicherte: „Es werden nur kranke Bäume gefällt. Manchmal ist das aber nur an der Krone ersichtlich und nachdem der Baum gefällt wurde nicht mehr.“ Außerdem verbiete seit einigen Jahren eine kommunale Vorgabe das Fällen gesunder Bäume im gemeindeeigenen Wald. Doch Philipp Schweigler sah auch Grund zur Hoffnung. „Auch wenn wir jedes Jahr 200 bis 300 junge Bäumchen pflanzen, von denen die meisten absterben, oft durch Wurzelfraß durch Engerlinge, werden wir in Zukunft einen Wald haben – nur eben anders.“
Dabei verwies er auf gesunde Eichen. Deren Wurzeln reichten viel tiefer, wodurch sie die Trockenheit besser aushielten. Und es gebe nicht kontinuierlich eine hohe Population an Schädlingen, denn das hinge von vielen Faktoren ab, die sich auch ändern. „Die Population bricht regelmäßig wieder ein“, beruhigte er. Und man setze auf andere Baumsorten wie die Stieleiche und hoffe auf eine Anpassung der Natur. Schwierig sei dies bei der Späten Traubenkirsche, da sehr gut verwurzelt und schwierig zu beseitigen.
Viele auch kritische Fragen beantwortete der Experte und stimmte auch schon mal zu, zum Beispiel, als ein Teilnehmer fragte, wieso kein Vorwald mit Aspen gepflanzt würde und später in hineingefräste Schneisen die gewünschten Arten gepflanzt würden. Denn das Verfahren würde andernorts schon erfolgreich praktiziert.
Wald bei Oftersheim: Viele Maßnahmen in Betracht ziehen
„Da haben Sie Recht, dass man das machen kann. Das wäre eine Möglichkeit. Wir müssen viele Maßnahmen in Betracht ziehen.“ Teilnehmerin Martina Breitenbücher meinte: „Ich finde super, dass diese Veranstaltung stattfindet. Eine gute Gelegenheit, mehr zu erfahren.“ Und Bernd Schwarz meinte: „Wir machen uns Sorgen um den Wald. Deshalb begrüßen wir es, mehr Infos zu bekommen.“ Bürgermeister Pascal Seidel befand: „Es kamen viele Anfragen wegen dem Zustand des Oftersheimer Waldes. Deshalb habe ich diese Veranstaltung angeregt, die offen für alle ist“, und er ergänzte: „Eine Fortsetzung ist durchaus angedacht.“
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