Oftersheim. Nera läuft aufgeregt durch die Wohnung von Brigitte Wagner. Unter anderem die Hündin aus Kroatien erinnert die 73-Jährige täglich daran, wie viele liebenswerte und fürsorgliche Menschen Teil ihres Lebens sind. Die Seniorin, die schon seit 51 Jahren in Oftersheim lebt, hat sich bei uns gemeldet, um von ihrem persönlichen Engel zu erzählen.
Es gibt allerdings nicht nur einen. „Meine ganze Familie besteht aus Engeln“, sagt sie und entsperrt den Bildschirm ihres Handys. „Mein Enkel Louis hat mir gerade vor wenigen Tagen eine sehr liebe Nachricht geschrieben. Dass er sehr gerne Zeit mit mir verbringt und sich dafür entschuldigt, dass er ab und an zu oft an seinem Handy ist. Das ist doch ungewöhnlich für einen 13-Jährigen, oder?“, fragt sie lächelnd, nachdem sie sich seine Nachricht nochmals angesehen hat.
Hund aus Kroatien
Die Beziehung zu ihrer Familie sei schon immer sehr besonders. „Als meine Tochter zusammen mit ihren Kindern im Kroatienurlaub waren, haben sie beispielsweise meine Hündin Nera gesehen. Da mein Dackel kurz vorher verstarb, haben sie die Mischlingshündin für mich herausgesucht“, erzählt sie von dieser Geste. Die Hündin sei nämlich von einer Tierauffangstation, was die 73-Jährige besonders freut.
Den Moment am Frankfurter Flughafen nennt sie auch als einer der schönsten mit ihrer Familie. „Mein Neffe hatte ihn dann dabei, als Nera zu mir gesprungen ist, war ich einfach sehr glücklich“, sagt sie. Ihre Tochter Sandra wohnt mit Mann Alexander und ihren beiden Kindern Christoph und Louis nur etwa fünf Minuten von der Seniorin entfernt. Das sei vermutlich auch einer der Gründe, warum die Beziehung zu ihnen so innig ist. „Ich gehe jeden Tag mit meiner Tochter und den beiden Hunden Gassi. Als die Enkel kleiner waren, habe ich mit dem Kinderwagen auch viele Runden gedreht“, erzählt sie vom Kontakt in den vergangenen Jahren.
Besonders 2020 hat Brigitte Wagner gemerkt, was sie an ihrer Familie hat. Sie musst nicht nur mit den Folgen der Corona-Pandemie leben, sondern verlor auch noch ihren Mann. „Mein Mann hatte Angst, dass ich nicht gut versorgt bin, wenn er nicht mehr da ist. Diese Sorge war allerdings unbegründet“, erzählt sie weiter. „Meine Tochter schimpft sogar manchmal mit mir, wenn ich die Einkäufe die Treppen hochtrage, weil sie ja nicht weit weg wohnt und mir immer helfen will.“ Auch wenn bei ihren technischen Geräten irgendwas nicht funktioniert, gibt es schnell Hilfe. „Die Enkel sind da ja total fit. Die kann ich anrufen und dann kommen sie schnell vorbei und regeln das alles.“
Warum sie auch zu ihren Enkeln noch bis heute einen so engen Draht hat, kann sie gar nicht so genau sagen. „Ich habe ihnen immer Freiraum gegeben und rücke ihnen auch nicht auf die Pelle. Das hätte mich als junger Mensch ja auch verrückt gemacht, aber sie kommen gerne zu mir und sind natürlich auch immer willkommen“, sagt die Oftersheimerin.
Ein Bild unter dem Baum
Dass all das nicht selbstverständlich ist, das weiß Brigitte Wagner, deshalb genießt sie jedes Treffen mit ihren persönlichen Engeln. An den Feiertagen wird es immer besonders schön. Sie erinnert sich an einige Geburtstage und natürlich auch an Weihnachten: Am Heiligen Abend feiern sie gemeinsam bei ihrer Tochter, am ersten Weihnachtsfeiertag wird nur Kaffee getrunken und am zweiten gibt es Essen bei ihr Zuhause – „So machen wir das schon immer, daran ändert sich auch nichts.“
In diesem Jahr hat Brigitte Wagner sogar einen ganz speziellen Weihnachtswunsch geäußert. „Ich habe mir ein aktuelles und großes Bild von der Familie gewünscht. Das was ich hier habe, ist schon sehr alt“, sagt sie.
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