Leimbach-Serie Teil 1

Wie der Leimbach Oftersheim und Schwetzingen prägt

In den kommenden Wochen erkunden wir das außergewöhnliche Gewässer, das Oftersheim und Schwetzingen prominent durchquert sowie an seinem Ende bei Brühl in den Rhein mündet: der Leimbach.

Von 
Benjamin Jungbluth
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Blick auf den Leimbach vor Oftersheim. Hier soll er mit dem parallel verlaufenden Landgraben zusammengelegt werden und eine naturnahe Auenlandschaft entstehen. © Benjamin Jungbluth

Oftersheim/Schwetzingen. Er verbindet den Kraichgau mit der Rheinebene, durchquert Städte und Dörfer ebenso wie Felder und Waldgebiete und prägt unsere Region auf vielfältige Weise: Der Leimbach – in örtlicher Mundart durchaus auch „die Leimbach“ – entspringt in der Nähe von Sinsheim, trifft bei Oftersheim auf unser Verbreitungsgebiet, durchquert Schwetzingen und mündet nach knapp 40 gewundenen Kilometern bei Brühl in den mächtigen Rhein.

Die Leimbachroute ist durch kleine Zusatzschilder unter den offiziellen Radwegeschildern markiert – manchmal nicht ganz einfach zu erkennen, zumal es in der Region noch viele weitere Radtouren gibt. © Benjamin Jungbluth

Dabei ist das recht schmale Gewässer in weiten Teilen stark vom Menschen geprägt – auch wenn es inzwischen teilweise unter großem Aufwand renaturiert und gleichzeitig der Hochwasserschutz ausgebaut wird. Zudem hat der Leimbach auch eine große historische Bedeutung. Schließlich ist er eng mit dem Schwetzinger Schlossgarten verknüpft, wo er heute noch eine wichtige Funktion erfüllt.

Die weniger bekannten Bereiche des Leimbachs

In einer kleinen Serie stellen wir deshalb in den kommenden Wochen den Leimbach etwas genauer vor: Um das Ortsgewässer von Oftersheim und Schwetzingen in vielleicht etwas weniger bekannten Bereichen zu beleuchten und auch, um zum eigenständigen Erkunden dieses für unsere Region so wichtigen Bachs einzuladen – zum Beispiel entlang der 2015 eröffneten Leimbachroute, die für Radfahrer viele Sehenswürdigkeiten verbindet und gleichzeitig eine spannende Erkundungstour bietet.

Doch wie verläuft der Leimbach eigentlich genau? Er entspringt westlich von Sinsheim, exakter am Ortsrand des Diel-heimer Stadtteils Balzfeld. Eine genaue Verortung ist schwierig, weil er von mehreren Quellen gespeist wird und erst ab dem Ortsgebiet seinen Namen trägt. Auch auf seiner gesamten Strecke hat er zahlreiche Zuflüsse, die ihm stetig Wasser zuführen. Sein oberster Zufluss, der oft in die Gesamtlänge von knapp 40 Kilometern miteingerechnet wird, heißt noch Bettelbach und entspringt zwischen Feldern südlich der Autobahn A 6.

In den kleinen Kraichgau-Dörfern verläuft der Leimbach mitten durch die Ortsgebiete. In Wiesloch, wo an diesem Montag der fünfte Bauabschnitt zum Hochwasserschutz beginnt, der eine Umgestaltung des Gewässers und seiner Ufer sowie die Erhöhung der dortigen Fußgängerbrücke umfasst, trifft er dann auf die Rheinebene und erstmals auf eine Stadt – und muss sogleich in Teilen unter der Erde verschwinden. Am Bahnhof Wiesloch-Walldorf schwenkt er schließlich nach Norden und fließt zunächst parallel zu den Gleisen der Bahnstrecke Heidelberg-Karlsruhe. Kurz darauf kommt es zu einer Aufteilung: Der bereits im 16. Jahrhundert als Entlastungsgewässer angelegte Hardtbach biegt nach Westen ab, unterläuft die Autobahn A 5 und später die A 6, durchquert den Hardtwald und streift Hockenheim-Talhaus, um schließlich Richtung Ketsch in den Kraichbach zu münden.

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Der Hauptstrom des Leimbachs hingegen verläuft zunächst leicht östlich und erreicht den Außenbereich von Nußloch. Weiter geht es durch Teile von St. Ilgen und Sandhausen, wo er im Norden den bei Nußloch entspringenden Landgraben kreuzt: Tatsächlich queren sich die beiden Gewässer hier, weil der Leimbach quasi als Aquädukt über den Landgraben geführt wird. Von dort verlaufen beide Gewässer parallel Richtung Westen, unterqueren die A 5 und erreichen unser Verbreitungsgebiet auf östlicher Oftersheimer Gemarkung.

Kurz vor dem Ortseingang werden dann beide Gewässer zusammengeführt, um die Hardtgemeinde gemeinsam zu durchqueren. Unter den Bahngleisen geht es weiter ins Schwetzinger Stadtgebiet, wo sich der Leimbach seinen Weg Richtung Schloss bahnt. Dort fungiert er zunächst als Wassergraben am Schlossplatz, womit der Leimbach also streng genommen auch unser persönlicher Redaktionsbach ist.

Großer Auftritt in Schwetzingen

Doch seinen größeren Auftritt hat er kurz darauf beim historischen Schloss-Wasserrad am Finanzamt und wenig später im Garten der kurfürstlichen Residenz, wo er die Seenlandschaften und die Gräben bis heute speist. So erklärt sich auch, warum die Gewässer der Region eng mit Kurfürst Carl-Theodor verknüpft sind: Auf sein Geheiß hin wurden Leimbach und Hardtbach im 18. Jahrhundert weiter reguliert, um unter anderem die Be- und Entwässerung der Schlossanlagen zu ermöglichen.

In Schwetzingen kann „die Leimbach“ durchaus als Burggraben gelten. Zudem treibt das Gewässer seit Mitte des 18. Jahrhundert die Wasserspiele im Schlossgarten an. © Michael Wiegand

Diese Grundstrukturen bestehen bis heute fort. „Wegen des fehlenden Gefälles wurden das Bachbett verlegt und die Bachsohle über mehrere Kilometer hinweg künstlich bis über die Höhe des angrenzenden Geländes angehoben. Der nun höher liegende Bachlauf wurde seitlich durch Dämme eingegrenzt. Erst diese Ingenieurleistungen schufen hier die Voraussetzung für die intensive Nutzung und Besiedelung der sumpfigen Auenlandschaft östlich des Rheins“, teilt das Regierungspräsidium Karlsruhe als zuständige Gewässerbehörde mit.

Fünf Großmaßnahmen für den Hochwasser- und Umweltschutz

In Karlsruhe laufen bereits seit Jahrzehnten Planungen und Umsetzungen für einen verbesserten Hochwasser- und Umweltschutz entlang von Leimbach und Hardtbach. Insgesamt fünf Großmaßnahmen nehmen sich insbesondere der Bereiche zwischen Wiesloch und Oftersheim an. Sie werden die Zukunft des Leimbachs und seiner Nebengewässer sicherlich maßgeblich mitbestimmen.

Davon unberührt verläuft der Leimbach am nördlichen Rand des Schwetzinger Schlossparks entlang und entschwindet schließlich am römischen Wasserkastell. Weiter geht es bis fast zur Brühler Straße, wo der Leimbach alsbald die A 6 unterquert und dann zwar auf Brühler Gemarkung verläuft, jedoch einen weiten südlichen Bogen um die Hufeisengemeinde macht.

Zwischen Brühl und Ketsch sind sogar Bienen beheimatet – neben zahllosen anderen Tieren. © Michael Wiegand

Dabei erreicht er für kurze Zeit auch noch Ketscher Boden, bevor er wieder nach Brühl übersetzt und das Naturschutzgebiet Schwetzinger Wiesen quert. Auf seinen letzten Metern erahnt man also, wie die Umgebung des Leimbachs mit nur wenig menschlichem Einfluss aussehen könnte. Doch dann ist dieser kurze Moment der Freiheit für das Bächlein auch schon wieder vorbei und der Leimbach aus dem Kraichgau geht in den Brühler Auenwäldern in den großen Rhein über.

Wobei derzeit – und wohl noch etwas länger – die Mündung für Interessierte leider nicht erreichbar ist: Wegen der langwierigen Baustelle der Fischaufstiegsanlage und der neuen Fuß- und Radwegbrücke ist der Bereich weiterhin komplett gesperrt.

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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