Oftersheim. Viel erinnert vor Ort nicht mehr an das, was der ehemalige Rod & Gun Club in Oftersheim in der Nähe der B 291 einmal gewesen ist. Wo früher Mitglieder der US Army und auch deutsche Sportschützen ihrem Hobby nachgingen, Feste gefeiert wurden und Einkaufsmöglichkeiten für US-Amerikaner bestanden, ist jetzt Vieles dem Erdboden gleich gemacht.
Doch wo diese Formulierung normalerweise bedeutet, dass nur etwas verschwunden ist, soll sie in diesem Fall darauf verweisen, was entstehen könnte. Seit vergangenem Winter laufen auf dem Gelände Rückbauarbeiten mit dem Ziel, eine Renaturierung vorzunehmen. Die Arbeiten hätten eigentlich im September abgeschlossen sein sollen. Pressesprecher Thorsten Grützner von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), in deren Eigentum das Gelände übergegangen ist, hat die Fragen dieser Zeitung zu dem Thema beantwortet.
In welchem Stadium befindet sich die Renaturierung des ehemaligen Rod & Gun Clubs mittlerweile?
Die Renaturierung steht kurz vor dem Abschluss. Als letzte Maßnahme steht noch die Entsiegelung des ehemaligen Parkplatzes an.
Die Arbeiten sollten ursprünglich im September abgeschlossen sein. Ist das gelungen oder gab es Probleme?
Die Arbeiten konnten noch nicht abgeschlossen werden. Mit Inkrafttreten der Ersatzbaustoffverordnung am 1. August dieses Jahres ist es zeitaufwändiger geworden, Abbruchmaterialien einer Verwertung zuzuführen, da unter anderem umfangreichere Beprobungen notwendig sind. Dies hat auch beim ehemaligen Rod & Gun Club zu Verzögerungen beim Abtransport der Abbruchmaterialien geführt.
Ursprünglich fanden sich vor Ort unter anderem Bauanlagen wie ein Heizöltank oder mehrere Schächte, zudem gab es Ablagerungen durch den ehemaligen Schießbetrieb. Wie gewährleistet die Bundesanstalt, dass sich keinerlei Schadstoffe mehr auf dem Gelände finden?
Alle technischen und baulichen Anlagen wurden fachgerecht ausgebaut und entsorgt, ebenso die Kugelfänge der Pistolen- und Gewehrschießbahnen. Im Bereich der Schrotschießstände wurde je nach gemessenem Belastungsgrad die oberste Bodenschicht in einer Tiefe von zehn bis 40 Zentimetern abgetragen. Ziel war es hier, die Hauptbelastung von der Fläche zu entfernen. Eine Vollsanierung fand nicht statt. Alle Maßnahmen wurden mit der zuständigen Wasserbehörde abgestimmt.
Wie geht es ab jetzt weiter auf dem Gelände, wenn alles wie geplant läuft?
Nach Abschluss aller Rückbau- und Entsiegelungsarbeiten wird die entstandene Rohbodenfläche zum Teil aufgeforstet und eingesät. Ausgebracht wird ein zuvor auf der Fläche gewonnenes Saatgut.
Ist mittlerweile absehbar, was genau vor Ort gepflanzt oder angesiedelt werden soll?
Der Bereich der ehemaligen Schrotschießstände wird teilweise mit Eichen und Hainbuchen aufgeforstet. Die übrigen Rohbodenflächen werden eingesät. Das Saatgut enthält dabei Samen der Besenheide (Calluna vulgaris) und typischer Sandrasenvertreter. Eine bewusste Ansiedelung von Tieren erfolgt nicht. Lediglich die zuvor von der Renaturierungsfläche abgesammelten Zauneidechsen können sich nach Öffnung der Ausweichhabitate nun wieder auf der gesamten Fläche ausbreiten.
In einer Pressemitteilung von Dezember 2022 hieß es, das Gelände werde „landschaftsgerecht neu modelliert“. Was bedeutet das konkret?
Auf der Fläche wurde in Anlehnung an das angrenzende Natur- und Landschaftsschutzgebiet „Oftersheimer Dünen“ eine Düne modelliert.
Bleibt das Gelände nach Abschluss der Arbeiten im Besitz des Bundes?
Ja, die Fläche verbleibt dann auch weiterhin im Eigentum der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA).
Wer hat die Maßnahme in Oftersheim bezahlt?
Die Kosten der Renaturierung (Rückbau und Entsiegelung) werden neben dem Bund auch von den US-Streitkräften getragen - die Renaturierung ist nämlich die Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme für den Ausbau des US-Depots in Germersheim und der Coleman Barracks in Mannheim.
Laut Informationen aus dem Frühjahr 2023 ist für den ehemaligen Rod & Gun Club eine Beweidung geplant. In welcher Form wird das entstehende Naturgebiet auch Menschen zugänglich sein?
Ob eine Beweidung erfolgen kann, hängt vom Erfolg der Einsaat ab. Geplant ist dies aber weiterhin und wird dann mit Mobilzäunenvorgenommen werden. Die Fläche selbst wird nicht mehr eingezäunt sein. An der ehemaligen Haupteinfahrt wird ein Bereich mit einer Informationstafel geschaffen, die Interessierte ausführlich über das zum Teil von den US-Streitkräften finanzierte Renaturierungsprojekt informieren wird.
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