Renaturierung

Aus Schießständen wird beim ehemaligen Rod & Gun Club Oftersheim eine Weide

Davon, was der Rod & Gun Club einst war, ist vor Ort nicht mehr viel zu erkennen. Das hat mehrere Gründe. Die Renaturierung des ehemaligen US-Geländes soll im September beendet sein.

Von 
Lukas Heylmann
Lesedauer: 
Vereinzelte Gebäude sind äußerlich noch intakt, aber bereits entkernt. Rechts im Bild sind die Überreste einer Halle zu sehen, links das Dach eines Schießstandes. © Heylmann

Oftersheim. Zunächst ist die ehemalige US-amerikanische Schießanlage seit 2013 geschlossen und an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) übergegangen, was für Konversionsflächen dieser Art gang und gäbe ist. Zudem hat die von langer Hand geplante Renaturierung des Geländes zwischen Bundesstraße 291 und Golfplatz im Winter begonnen. Abgeschlossen sein sollen die Arbeiten im September.

Doch zunächst ein Blick in die Vergangenheit: Auf dem Areal hatte es nicht nur Schießanlagen für Mitglieder US Army gegeben, auch Deutsche durften das Gelände betreten – insbesondere Sportschützen nutzten diese Gelegenheit gerne, selbst Bogenschützen konnten ihre Vereinstätigkeit vor Ort ausleben. Für US-Amerikaner gab es zudem Einkaufsmöglichkeiten beim Rod & Gun Club. An den Wochenenden gab es zudem Feiern oder die Möglichkeit, Essen zu gehen – das wiederum auch für Deutsche. In den 2000er-Jahren wurde das Gelände zudem als Paintball-Anlage betrieben.

Von den alten Gebäuden sind nur noch Fundamente und Geröll übrig. © Heylmann

Endgültig Schluss damit war, wie erwähnt, im Jahr 2013. Absehbar war das bereits vorher, der Abzug der US-Truppen aus Heidelberg im selben Jahr stand schon länger fest. Seitdem gehört der ehemalige Rod & Gun Club der Bima. Und seit mehreren Jahren ist nun bereits klar, dass die seit mittlerweile einer Dekade nicht mehr benutzten Gebäude irgendwann weichen sollen.

Rod & Gun Club Oftersheim wird zur Weide: Lange Untersuchungen

In der Zeit nach 2013 waren zunächst Untersuchungen des Geländes nach Bodenschutzgesetz notwendig gewesen. Im Frühjahr 2021 hieß es noch seitens der Verantwortlichen, der Rückbau solle im darauffolgenden Herbst oder Winter starten. Stattdessen ging es ein Jahr später los, im nun zurückliegenden Winter. Und auf dem Areal ist deutlich zu sehen, dass sich etwas tut.

Auf Anfrage dieser Redaktion hat Thorsten Grützner von der Bima erläutert, wie es zurzeit mit der Renaturierung, die der Heidelberger Standort des Staatlichen Hochbauamtes leitet, aussieht: „Seit Dezember wurden die Gebäude entkernt und abgebrochen sowie der Oberboden im Bereich der ehemaligen Schrotschießstände abgetragen.“ Und in der Tat: Viele Gebäude sind vor Ort nicht mehr als solche zu erkennen. Dafür liegen ihre Überreste meterhoch gestapelt herum.

Mehr zum Thema

Integrationsbüro schafft mehr Angebote

Oftersheim bereitet sich auf weitere Flüchtlinge vor

Veröffentlicht
Von
Lukas Heylmann
Mehr erfahren
Ein Hoch auf das Ehrenamt

Günter Mittmann ist seit 50 Jahren Übungsleiter beim TSV Oftersheim

Veröffentlicht
Von
Markus Lauff
Mehr erfahren
Jugendarbeit

Jugendzentrum Oftersheim will Anschluss für jeden ermöglichen

Veröffentlicht
Von
Lukas Heylmann
Mehr erfahren

„Aktuell werden die Gewehr- und Pistolenschießstände zurückgebaut und die angefallenen Schuttmassen entsorgt“, so Grützner weiter. Dafür sind auf dem Gelände mehrere Bagger und weiteres schweres Gerät gleichzeitig zugange.

Wenn die Arbeiten in einem halben Jahr beendet sein sollen, stellt sich schnell die Frage nach der Zeit danach. Laut dem Bima-Sprecher soll das Areal anschließend im Zusammenhang mit Ausgleichsmaßnahmen wieder bewirtschaftet werden. Derzeit geplant sei eine Beweidung.

Rod & Gun Club Oftersheim wird zur Weide: Mehr Platz für Eidechsen

In der Pressemeldung, die im Dezember zu diesem Thema veröffentlicht wurde, hatte es geheißen, dass von der Renaturierung viele Tier- und Pflanzenarten profitieren könnten. Fledermäuse und Vögel hatten zu diesem Zeitpunkt bereits neue Quartierkästen bekommen. Was womöglich neue Bewohner in dem Gebiet angeht, steht allerdings noch in den Sternen, wie es weitergeht. „Welche Tier- und Pflanzenarten sich dann letztlich in welcher Anzahl und Ausbreitung ansiedeln, kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht gesagt werden“, erläutert Thorsten Grützner.

Die Schutthaufen sind teils mehrere Meter hoch. Seit Dezember haben Arbeiter die alten Bauten entkernt – jetzt geht es daran, die Überbleibsel zu entfernen. © Heylmann

Grundsätzlich würden auf den Flächen „hochwertige Lebensräume aus Sandmagerrasen, Heiden und kleinflächigen Gehölzgruppen entstehen.“ Einige eindeutige Antworten gebe es aber bereits: Zu den Profiteuren des Rückbaus werden laut Antworten der Bundesanstalt das Heidekraut und die Zauneidechse gehören, die durch die Renaturierung mehr Raum erhalten sollen.

Die Bima geht indes von einem planmäßigen Verlauf der Arbeiten aus – auch zeitlich. Denn bisher hätten sich beim Rückbau weder Probleme ergeben, noch rechnet die Bundesanstalt mit besonderen Herausforderungen. Eins steht so oder so fest: Zumindest die Waffen schweigen künftig beim ehemaligen Rod & Gun Club.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung