Klimaneutralität

Wo die Fernwärme in Oftersheim ausgebaut werden soll

Die kommunale Wärmeplanung zeigt auf, welche Gebiete der Gemeinde zukünftig wie versorgt werden sollen. Ans Fernwärmenetz angeschlossen werden, sollen nur Teile Oftersheims. Es gibt aber Alternativen.

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Nicolai Lehnort
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Diskutieren die Fragen der Bürger zur kommunalen Wärmeplanung: Katrin Rauland von MVV Regioplan (v. l.), Oftersheims Klimaschutzmanager Martin Hirning und Moritz Heuchel von den Stadtwerken Schwetzingen. © Nicolai Lehnort

Oftersheim. „Man ist 150 Jahre lang mit immer größer werdendem Tempo in die fossile Straße hineingefahren und jetzt muss man in 16 Jahren wieder herauskommen.“ So beschreibt Klimaschutzmanager Martin Hirning die Herausforderung, die vor uns liegt. 16 Jahre bleiben der Gemeinde Oftersheim noch, um das eigens auferlegte Ziel der Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen. Mit welchen Maßnahmen der Weg beschritten werden soll, wie die Bürger daran beteiligt sind und welchen Beitrag sie selbst leisten können, das waren Themen bei der zweiten Informationsveranstaltung zur kommunalen Wärmeplanung.

Dass es in Oftersheim kein flächendeckendes Fernwärmenetz geben wird, hatte Bürgermeister Pascal Seidel bereits bei der ersten Veranstaltung angekündigt. Wirtschaftlich sei das nicht darstellbar. Katrin Rauland von MVV Regioplan, das mit der Ausarbeitung der kommunalen Wärmeplanung beauftragt wurde, präsentierte im März Potenziale zur klimaneutralen Energiegewinnung in Oftersheim. Diesmal ging das Unternehmen einen Schritt weiter und zeigte auf, welche Oftersheimer Gebiete zukünftig ans Fernwärmenetz angeschlossen werden sollen. Eine Info, die im Bürgersaal mit Spannung erwartet wurde.

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Von zwölf sogenannten Eignungsgebieten, in die das Unternehmen die Gemeinde eingeteilt hat, sind aktuell zwei ans Fernwärmenetz angeschlossen. In den restlichen wird Wärme überwiegend durch fossile Brennstoffe erzeugt. Beinahe drei Viertel der Haushalte nutzen Erdgas- oder Ölheizungen.

Und für den Großteil dieser Haushalte heißt die Zukunft Wärmepumpe oder Solarthermie. Letztere birgt dank der Oftersheimer Lage und Witterung großes Potenzial – das war bereits eine Erkenntnis der ersten Infoveranstaltung – und werde laut Klimaschutzmanager Hirning derzeit viel zu wenig genutzt. Würde etwa das Potenzial der weniger effizienten Photovoltaik (PV) auf Dachflächen in Oftersheim komplett ausgeschöpft werden, könnte damit gar mehr Wärme erzeugt werden als die Gemeinde aktuell verbraucht.

Fernwärme soll in Oftersheim kaum ausgebaut werden

Von den zehn vorwiegend durch Gas beheizten Eignungsgebieten soll bis 2040 nur der „Ortskern Süd-Ost“ mit der aktuell auf erneuerbare Energien umgestellten Fernwärme versorgt werden. Grund dafür sind unter anderem die sogenannten Ankerkunden in dieser Gegend, etwa die Theodor-Heuss-Schule, die verlässlich und in großer Menge Wärme abnehmen würde. Für viele Anwesende im Bürgersaal eine ernüchternde Nachricht.

Doch: „Fernwärme ist nicht das einzige Heilmittel“, beschwichtigt der Klimaschutzmanager. Sollten sich genügend Interessenten finden, wäre beispielsweise der Aufbau eines Nahwärmenetzes denkbar. Die sogenannten kalten Nahwärmenetze gelten als Kerntechnologie der Wärmewende. Abnehmer können mit einer Erdwärmepumpe im eigenen Haus davon profitieren. In Zusammenarbeit mit Energieversorgern kann diese bei einer Umrüstung über den Wärmepreis in Raten abbezahlt werden, erläutert Hirning.

Maßnahmen zur kommunalen Wärmeplanung sind in Oftersheim einsehbar

Bei der Entscheidung, welche Maßnahmen in Angriff genommen werden, greift die Gemeinde Oftersheim den Hausbesitzern unter die Arme. So liegen von Montag, 27. Mai, bis Freitag, 28. Juni, im Rathaus Steckbriefe mit den wichtigsten Fakten zu den zwölf Eignungsgebieten aus. Diese sind auch online abrufbar. Dort aufgelistet sind neben Alter der Gebäude und aktuellem Netzbestand auch das Potenzial zur Dachflächen-PV.

Bürger können sich so informieren, was in ihrem Gebiet möglich ist und Alternativen abwägen. Zusätzlich kann der Maßnahmenkatalog eingesehen werden. Dieser soll bei einer Gemeinderatssitzung im September verabschiedet werden und enthält neben Informationen zum Fernwärmenetz auch Machbarkeitsstudien etwa zu einer Bachwärmepumpe im Leimbach. Laut Hirning könnten damit im Idealfall bis zu 500 Oftersheimer Haushalte versorgt werden.

Für den Klimaschutzmanager Hirning sollte der erste Schritt aber stets eine Beratung sein. Dabei sollten etwa Wärmeverbrauch und -bedarf sowie der energetische Zustand des Hauses erhoben werden, um darauf basierend Heizkosten zu berechnen und Alternativen in Erwägung zu ziehen.

Volontariat Nicolai Lehnort ist seit Juli 2023 Volontär.

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