Klimaschutz

Oftersheim strebt Bürgerbeteiligung für Klimaneutralität bis 2040 an

Am Freitag findet in Oftersheim die Veranstaltung "Oftersheims Klimaschutzfahrplan bis 2040" statt. Klimaschutzmanager Martin Hirning erläutert im Vorfeld die Bedeutung der Bürgerbeteiligung für die Umsetzung.

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Noah Eschwey
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Martin Hirning, Klimaschutzmanager der Gemeinde Oftersheim, wird am Freitagabend die Informationsveranstaltung moderieren. © Pfeifer-Wiest

Oftersheim. „Wenn wir es schaffen, fünf Prozent der Bürger zu überzeugen, dann werden diese als Multiplikator wirken. Unsere Botschaft kann sich dann verbreiten wie ein Lauffeuer“, hofft Martin Hirning, der Klimaschutzmanager der Gemeinde Oftersheim. Die Botschaft laute: Der Klimawandel müsse aufgehalten werden.

Im Vorfeld der Veranstaltung „Oftersheims Klimaschutzfahrplan bis 2040“, die an diesem Freitag, 1. Dezember, um 18 Uhr im Rettungszentrum in der Eichendorffstraße in Oftersheim stattfinden wird, erklärt der Experte gegenüber dieser Zeitung unter anderem, welchen Weg die Gemeinde zur Klimaneutralität einschlagen möchte – und warum das Mitwirken der Bürger dafür unumgänglich sein werde.

Bürger als Multiplikatoren: Gemeinsame Botschaft gegen den Klimawandel

Es sei die zweite Veranstaltung dieser Art, erklärt Martin Hirning: „Bei der ersten konnten wir 100 Menschen mit unseren Fakten überzeugen. Mit 500 Personen, hätten wir die angestrebten fünf Prozent.“

So gehe er, wie er mit einem Augenzwinkern bestätigt, davon aus, vier weitere Veranstaltungen in Oftersheim auf den Weg bringen zu müssen, um genügend Menschen in der Gemeinde anzusprechen und über die Pläne der Kommune zu informieren. „Die Überzeugten werden dann weitere Bürger an Bord holen“, sagt der Klimaschutzmanager.

Herausforderungen und Bewusstsein: Klimaschutz als Gemeinschaftsaufgabe

Warum es so wichtig sei, die Oftersheimer von Maßnahmen gegen den Klimawandel zu überzeugen, weiß der Gemeindemitarbeiter: „Wir werden nur mit den Leuten gemeinsam Lösungen schaffen. Die Alternative wäre gesetzlicher Zwang. Der wird aber nicht kommen, weil keine Regierungspartei aktuell dazu bereit ist, weitreichende Maßnahmen zu beschließen“, sagt er. „Da ist die Angst groß, sofort abgewählt zu werden.“

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Die Bürger seien sich der Gefährdung, die der Klimawandel mit sich bringt, nicht wirklich bewusst, glaubt Martin Hirning. Dafür hat er ein Beispiel. „Jeder Fünfte wählt die AfD, eine Partei, die den Klimawandel leugnet. Wüssten die Menschen, wie ernst die Lage ist, würden nicht zwanzig Prozent den eigenen Tod wählen.“

Doch wie ernst die Lage wirklich ist, macht der Klimaschutzverfechter mit einem weiteren Beispiel deutlich: „Schaffen wir es nicht, den Temperaturanstieg bei 1,5 Grad Celsius zu deckeln und dann langfristig die Temperatur wieder zu senken, dann steigt der Meeresspiegel in den nächsten zwei- bis vierhundert Jahren enorm.“ Dann gebe es Seehäfen in Berlin, Magdeburg und Hannover, scherzt Hirning zynisch.

Bürgerforum in Oftersheim: Klimaschutzmanager übernimmt nur die Moderation

Bei der Veranstaltung am Freitag übernehme der Oftersheimer Klimaschutzmanager ausschließlich die Moderation: „Wir haben in diesem Jahr ein Bürgerforum ins Leben gerufen. Da haben Einwohner in sechs Gruppen Maßnahmen für die jeweiligen Bereiche diskutiert. Die Gruppen werden größtenteils selbst ihre Maßnahmen präsentieren.“

In Oftersheim wird der Hardtwald in Sachen Klimaschutz eine wichtige Rolle spielen. So haben Bürger laut Martin Hirning vorgeschlagen, den Hardtbach aus dessen Bachbeet zu entlassen, um den Wald zu vernässen. © Widdrat

Die einzelnen Bereiche, mit denen sich die Bürger im Forum beschäftigten, seien unter anderem Mobilität, Strom, Konsum sowie Wärme gewesen, so Martin Hirning. „Es hat sich aber auch eine Gruppe mit den Klimaanpassungsmaßnahmen beschäftigt. Da geht es darum, wie vulnerable Mitbürger vor den unverhinderbaren Auswirkungen des Klimawandels geschützt werden können.“ Laut Aussage des Gemeindemitarbeiters sei dies bitter nötig, weil es selbst im Falle der Erfüllung der Klimaziele bereits erhebliche Veränderungen auf der Erde gebe – wie zum Beispiel der Temperaturanstieg.

Einen Vorschlag der Bürger verrät Hirning schon vor der Präsentation am Freitagabend: „Sehr effektiv wäre es, im Hardtwald den Hardtbach aus dessen Bachbett zu entlassen. So könnte man den Wald vernässen.“

Dadurch würde langfristig ein Moor im Hardtwald entstehen. Durch diese landschaftliche Veränderung könne das fünffache an Kohlenstoffdioxid im Boden gebunden werden, lautet die Einschätzung des Klimaschützers.

Der Klimastammtisch

Der Oftersheimer Bürgermeister Pascal Seidel lädt die Bürger der Gemeinde zum Stammtisch Klimaschutz ein.

Am ersten Donnerstag eines jeden Monats können Interessierte mit dem Klimaschutzmanager der Gemeinde Martin Hirning ins Gespräch kommen und sich über die Thematik austauschen.

Themen sind unter anderem Klimaschutz, Energie, Strom, Mobilität, Konsum. Auch eigene Vorschläge können eingebracht werden.

Die Veranstaltung beginnt immer um 18 Uhr in der Pizzeria Aquila, Mannheimer Straße 44a, in Oftersheim.

Der nächste Termin, zu dem die Bürger laut der Gemeinde eingeladen seien, ist am Donnerstag, 7. Dezember um 18 Uhr in der Gaststätte. nesy

Bürgerinitiativen und ihre Auswirkungen: Hindernisse auf dem Weg zur Klimaneutralität

Im Bereich der Mobilität sei es laut Hirning zunächst wichtig, Individualverkehr mit Ökostrom betreiben zu können und im nächsten Zug die Infrastruktur auf klimaneutralen Öffentlichen Nahverkehr umzubauen. Durch die intensive Einbindung der Bürger wolle die Gemeinde eine breite Unterstützung der Maßnahmen bewirken, so Hirning: „Wir möchten mit den Menschen zusammenarbeiten.“

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Das Bestreben sei es auch, in Oftersheim bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu werden. „Das wird verdammt schwer“, glaubt Martin Hirning, auch weil seiner Meinung nach bundesweit Bürgerinitiativen die notwendigen Maßnahmen aufhalten würden.

„Es werden gezielt Desinformationen verbreitet, die dann von Bürgerinitiativen übernommen werden. Wegen gezielten Desinformationskampagnen und gefährlichem Halbwissen werden Bürgerentscheide gegen den Klimaschutz gewonnen. So verhindern die Initiativen Windräder und vieles mehr. Sie sägen an dem sprichwörtlichen Ast der sicheren Energieversorgung.“

Um gegen Desinformationskampagnen vorzugehen, die Bürger mit ins Boot zu holen und über die Faktenlage zu informieren, seien Veranstaltungen wie die am Freitagabend so wichtig, findet Martin Hirning, der Klimaschutzmanager der Gemeinde.

Volontariat Noah Eschwey ist Volontär in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung.

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