Dieser Punch hat erst einmal gesessen. Oftersheim ist in die Schlagzeilen geraten. Eben nicht nur durch Malaika Mihambos zweiten Weltmeistertitel oder das unlängst euphorisch gefeierte Ortsmittefest, sondern nunmehr durch einen politischen Knalleffekt, der seinesgleichen sucht und viele Fragen aus verschiedensten Perspektiven aufwirft.
Etwa warum ein geknickter Gemeinderat laut mehreren Äußerungen und nach Informationen der Schwetzinger Zeitung desillusioniert, enttäuscht und entmutigt diesen krassen Weg wählt, als demokratisch legitimierte Vertretung der Bürgerschaft das Forum und somit das Echo der Öffentlichkeit zu suchen. Genauso gut hätten Ratsmitglieder ihre Ratlosigkeit im zentralen Gremium offensiv ausdrücken können ...
Jetzt gilt es für alle Beteiligten, weitere Kollateralschäden und unschöne Begleiterscheinungen von der Gemeinde abzuwenden. Darin zumindest sollten sich alle – unabhängig von Parteibüchern, professionellen Interessen und persönlichen Befindlichkeiten – einig sein. Da hat Jens Geiß ohne Wenn und Aber Recht: Es geht um Oftersheim! „Ofdasche“ first! Um die Zukunft und Weiterentwicklung eines Ortes, der sich traditionell von Schwetzingen abzugrenzen versucht und mit der unmittelbar benachbarten Spargel- und Festspielstadt ganz eng verbandelt ist.
Betroffenheit und Mitleid mit Jens Geiß als Zielscheibe einer knallharten Resolution wären der falsche Weg. Geiß hat Fehler gemacht – er ahnt es und streitet es nicht ab. Das ehrt ihn sehr. Es ist bewundernswert, wie er sich (s)einer „Götterdämmerung“ in der Lokalpolitik stellt. Man vermag sich nicht auszumalen, dass er im Hinblick auf die Bürgermeisterwahl am 18. September das Handtuch wirft. Vielmehr wird er wahrscheinlich in den „Ring“ steigen – und kämpfen. Um seine Reputation, um seine zweite Chance, um den Chefsessel im Rathaus, um „sein“ Oftersheim, das Dienstleister der Bürger ist. Nichts anderes.
Wenn der erste Pulverdampf verraucht ist, wird es mit harten Bandagen in den Wahlkampf gehen. Die Hauptprobleme liegen auf dem Tisch: Amtsverständnis, Außendarstellung und Öffentlichkeitsarbeit (letztere findet wegen Personalausfällen allenfalls marginal statt), Verkehrsprobleme, Ortssanierungsmaßnahmen, Digitalisierung, Natur- und Klimaschutz.
„In der Krise beweist sich der Charakter“, hat Helmut Schmidt gesagt. In jeder Krise steckt eine Chance. Verwaltungsspitze und Gemeinderat sollten dies nutzen. Es ist Zeit für Veränderung(en)!
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Zeit für Veränderung
Joachim Klaehn sieht in der Rathaus-Krise eine große Chance.