Oftersheim. „Zum zweiten Mal ausverkauft“ meldeten die Organisatoren des multimedialen Dorfabends, der am Samstag im Rose-Saal stattgefunden hat. Die Bewahrer und Hüter der Oftersheimer Geschichte(n), Dieter Burkard, Gerhard Frei und Wolfgang Deinert vom Heimat- und Kulturkreis (Huko) hatten 162 Fotos aus dem Archiv gezogen und daraus einen bunten Abend über die Ortsgeschichte mit schwerpunktmäßigem Blick auf die Gaststätten und Ladengeschäfte zusammengestellt.
Charly Weibel war als Warmmacher engagiert worden. „Das ist besser als Warmduscher“, begrüßte er das Publikum. Er sei extra aus Reilingen angereist, um ein bisschen „Kultur nach Oftersheim zu bringen“, ätzte er. Denn: „In Ofdasche is oft-a-schee.“
Dieter Burkard begrüßte das Publikum. Zum zweiten Mal sei so der Beweis erbracht, man habe „gut gedacht und gut gemacht“. Er gab einen kurzen Ausblick auf das, was nun folgen sollte, nämlich Blicke auf Straßenzüge, Innen- und Außenansichten von Gebäuden und auf einige originale und originelle Fotos von Personen, vorrangig der 1950er und 1960er Jahre.
Oftersheimer sollen bei sich zu Hause nach weiteren geschichtsträchtigen Bildern suchen
Nur rund 5.500 Einwohner habe es damals hier gegeben, dafür allerdings 15 Wirtschaften, „alle mit gutbürgerlicher deutscher Küche“. Er bat das Publikum, noch weiter zu Hause nach alten Fotos zur Dokumentation und Bewahrung der Oftersheimer Geschichte zu stöben und diese zur Digitalisierung den Zuständigen des Huko vorzulegen.
Schon gleich, als Gerhard Frei übernahm und die Fotos vorstellte, sorgte das erste Bild für Gemurmel im Saal. Das sollte die Dauer der Bilderschau mal mehr und mal weniger laut untermalen und so für das Interesse der Besucher stehen.
Eine Aufnahme von 1951 zeigt die alte Mozart-Apotheke, daneben das Metropol-Kino sowie die Tabakwiegehalle und ganz rechts zwei Tore der Feuerwehr. Ein lautes „Aaaah“ ging durch den Saal, als ein Foto vom alten Bahnübergang mit Bahnwärterhäuschen und Personen gezeigt wurde.
Ein Zeitungsausschnitt von 1953 listet zwölf Wirtschaften auf, die zur Kerwe einladen, allesamt mit den Namen der Wirtsleute. Und im Goldenen Hirsch wurde an zwei Tagen sogar zum Tanz mit der Kapelle Napoli aufgespielt. Im „Ochsen“ sieht man auf einer uralten Aufnahme Männer, die sich allesamt in weißer Kleidung aus den Fenstern beugen – Gerhard Frei äußerte die Vermutung, dass es sich um medizinisches Personal handeln könnte und der Ochse im Ersten Weltkrieg als Lazarett umfunktioniert wurde.
Auf einer Postkarte des Goldenen Hirsch aus dem Jahre 1925 steht „Offersheim“ zu lesen. Das sorgte für Freude im Publikum. Ein anderes Foto zeigt die beiden Wirtsleute, dazu erklang der Zwischenruf „Das sind die Schwiegereltern von Doris Polifka und sie ist heute Abend anwesend!“ Auch Innenansichten des „Kronprinz“ mit großem Saal, in dem Ringer-Wettkämpfe stattfanden, des „Kühlen Krug“ oder der „Neuen Welt“ sorgten für Erheiterung.
Dorfabend in Oftersheim: Erinnerungen an das Gasthaus „Zur Rose“
Seit 1870 gab es das Gasthaus „Zur Rose“, in dessen Saal man sich ja befand – auch eine Kegelbahn gehörte dazu. Besonders laut wurde das Raunen beim Anblick der alten „Bärehöhl‘“ der Familie Maier. Um diese legendäre Gaststätte ranken sich einige urige Geschichten. Kohlehandlung, Schmiede, Kiosk und Eiswagen („Es gab nur Vanille und Schoko“) kamen gut an. Ebenso der Autoschalter der Volksbank, ein Waschmaschinenverkäufer mit Zange oder eine Sargbestellung mit dem Hinweis „gebrauchsfertig“. Dass die Milch früher offen aus Kannen auf der Straße angeboten wurde – heute undenkbar.
Manche Bilder offenbarten erst auf den zweiten Blick ihre Geschichtsträchtigkeit. So eine Aufnahme vor 1990 vom Abriss der Häuserreihe, wo dann das Siegwald-Kehder-Haus entstand: Dort wurde auf einem Straßenschild der Weg zur Oftersheimer Polizeiwache angezeigt. Auch eine Schlumpel am Fenster einer Gaststätte ist ein Zeugnis alter Traditionen.
Weiter ging es mit dem ersten Oftersheimer Selbstbedienungsladen, dem Geschäft, in dem man die „Sandscheine“ zum selbstständigen „Schürfen“ von Sand als Baumaterial holen konnte und mit den Bäckern und Metzgern im Ort, von denen es etliche gab – ein Geschäft kombinierte sogar beides.
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