Plankstadt. Alla strahlt übers ganze Gesicht. Seit sechs Monaten ist sie hier in Deutschland – geflohen vor dem Krieg in der Ukraine. Trotz der furchtbaren Zustände in ihrer Heimat ist sie zufrieden und vor allem glücklich, jetzt in Plankstadt zu sein. „Ich habe mich hier sehr willkommen gefühlt“, sagt sie. Deutsch spricht sie noch nicht, eine russischsprachige Dolmetscherin übersetzt das Gespräch mit uns.
Alla ist fast jedes Mal dabei, wenn die ehrenamtlichen Helfer um Claudia Huth im Gemeindezentrum das Frühstück für die Geflüchteten aus der Ukraine organisieren. Dann gibt es Kaffee, Tee und Backwaren, Aufschnitt und Süßes. Der Austausch steht im Vordergrund – Übersetzer sind vor Ort und wenn etwas gebraucht wird, wie zum Beispiel Kinderkleidung, wird ein Termin ausgemacht, an dem die Ehrenamtlichen das Spendenlager in der Mehrzweckhalle aufschließen.
„Am Anfang haben wir das Frühstück jede Woche angeboten“, erzählt Koordinatorin Claudia Huth. Mittlerweile sei der Bedarf etwas gesunken, weshalb man auf einen zweiwöchigen Rhythmus umgestiegen sei. Nach wie vor fliehen Ukrainerinnen – es sind vor allem Frauen und Kinder – vor dem Krieg und kommen in der Gemeinde an. So haben mittlerweile über 100 Geflüchtete aus Osteuropa in Plankstadt Zuflucht gefunden. Einige sind direkt in die Kurpfalz gekommen, andere wurden nach einem Zwischenstopp in einer anderen Kommune vom Kreis hierher zugeteilt. „Manche sind auch bereits wieder zurück in der Ukraine“, berichtet Huth. Zum Teil fahren die Ukrainerinnen außerdem eine gewisse Zeit nach Hause, um nach dem Rechten zu sehen und Verwandte zu besuchen. Das sei allerdings mit einem großen bürokratischen Aufwand verbunden.
„Wir haben hier in Plankstadt ein tolles Integrationsmanagement und eine super Integrationsbeauftragte“, lobt Huth die Gemeindemitarbeiter und die Spendenaktion auf dem Festplatz im Frühjahr. Trotzdem gebe es hin und wieder Probleme mit Ämtern und Anträgen, die nicht korrekt ausgefüllt seien. Die Bürokratie sei einfach sehr kompliziert – da helfe es, dass sich unter den Ehrenamtlichen ein Justiziar befinde.
Vier Kinder eingeschult
Viele der Ukrainerinnen wohnen mittlerweile in Gemeindewohnungen oder in Apartments, die die Kommune bei Privatpersonen angemietet hat. „Es läuft gut – die Leistungen kommen an“, bilanziert Huth. Einige der sieben ehrenamtlichen Helfer waren bereits bei der Flüchtlingswelle 2015/2016 beim Arbeitskreis Integration zur Stelle. Sie sind untereinander gut vernetzt und stehen in permanentem Austausch – auch mit den Ukrainerinnen.
Und: Die meisten haben in der Zwischenzeit einen Job gefunden und arbeiten vor allem in der Gastronomie. „Das ging schnell – die Leute sind sehr bemüht“, berichtet Claudia Huth. Die kleineren Kinder ab drei Jahren gehen in den Kindergarten, die älteren besuchen die HumboldtGrundschule oder die Karl-Friedrich-Schimper-Gemeinschaftsschule in Schwetzingen. Vier ukrainische Kinder sind im September außerdem ganz frisch eingeschult worden.
Auch Alla arbeitet mittlerweile. Über Plankstadt erzählt die Ukrainerin nur Gutes – die Kommune sei schön, die Menschen hilfsbereit und freundlich. Zunächst habe sie bei einer Familie gewohnt, mittlerweile lebe sie gemeinsam mit ihrer Tochter und anderen Geflüchteten in einer Wohngemeinschaft. Die Situation in der Ukraine sei sehr hart – die Regale im Supermarkt seien leer und viele Produkte nur schwer zu bekommen. „Ich weiß nicht, wie es weiter geht“, blickt Alla in eine ungewisse Zukunft. Sie könne sich aber vorstellen, hier zu bleiben. „Ich habe mich in Plankstadt verliebt“, sagt sie mit strahlenden Augen.
Leute wollen unbedingt arbeiten
Valentina, die mit ihrer Schwester aus der Ukraine gekommen ist, stimmt zu. Zunächst sei sie in Polen gewesen und von dort ging es weiter in die Kurpfalz. „Ich bin sehr dankbar“, betont die Ukrainerin. Sie wohnt in einem Apartment in der Pension Neumanns, hat einen Job im Weldegarten und kümmert sich jetzt um einen Integrationskurs. „Die Leute wollen unbedingt arbeiten – auch wenn sie die Sprache nicht können“, sind sich Alla und Valentina einig. „Wir sind froh, Teil der Plankstadt-Familie sein zu dürfen“, fügen sie stolz hinzu.
Trotz all dem Leid, das sie in ihrer Heimat gesehen haben, versuchen die Frauen positiv zu bleiben. Gerade am Anfang fällt das schwer. Zwei junge Ukrainerinnen sind an diesem Samstag zum ersten Mal beim Frühstück. Sie erzählen, dass bei ihnen alles zerstört sei. „Es ist schwer – viele haben in der Ukraine Häuser, die zum Teil komplett zerbombt sind“, weiß Claudia Huth. Die Geflüchteten kommen aus allen Regionen – für manche war der Krieg näher als für andere: „Auf lange Sicht möchte der Großteil zurück in die Heimat – aber die Zukunft bleibt weiter ungewiss.“
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