Kreis. Spätestens mit 65 Jahren ist für jeden freiwilligen Feuerwehrmann Schluss in der Einsatzmannschaft, so steht es im Feuerwehrgesetz des Landes Baden-Württemberg geschrieben. Dann werden Helm und Uniform abgelegt, der Funkmeldeempfänger zurückgegeben und der Feuerwehr den Rücken zugekehrt – oder?
Blickt man auf das Schiff, das mit über 70 ehemaligen Feuerwehrmännern, deren Frauen und Witwen über den Rhein fährt, wird schnell klar: Die Kameradschaft hört nach dem aktiven Einsatzdienst keineswegs auf. Dafür sorgen unter anderem Wolfgang Burkhardt, Obmann der elf Feuerwehren im Unterkreis Schwetzingen/Hockenheim, sein Stellvertreter Jürgen Marx aus Plankstadt und Harry Holzinger von der Feuerwehr Altlußheim. Gemeinsam mit ihren Ehefrauen planen sie jedes Jahr rund vier Treffen der Mitglieder aller Alters- und Reservemannschaften im Unterkreis, zu dem die Kameraden aus Schwetzingen, Oftersheim, Plankstadt, Eppelheim, Brühl, Ketsch, Hockenheim, Altlußheim, Neulußheim, Reilingen sowie der Werksfeuerwehr Corden Pharma gehören.
Wenn der Oftersheimer Wolfgang Burkhardt, der seit Oktober 2013 das Amt des Obmanns innehat, von den gemeinsamen Ausflügen der ehemaligen Einsatzkräfte erzählt, kommt er aus dem Schwärmen kaum heraus. Mit den Ehefrauen und Witwen verstorbener Kameraden ging es mal in die Feuerwache in Heidelberg, mal zum Kernkraftwerk in Philippsburg oder der Landesfeuerwehrschule in Bruchsal. Auch die Welde-Brauerei in Plankstadt und die Firma Wild in Eppelheim haben die Alters- und Reservemannschaften bereits besucht.
Lange waren wegen der Corona-Pandemie keine Veranstaltungen oder persönliche Treffen möglich und die Altersabteilungen hielten mittels Videokonferenzen Kontakt. Nun, nach über eineinhalb Jahren Zwangspause, haben sich die Feuerwehrmänner wieder zu einer Hafenrundfahrt in Mannheim mit anschließendem Abendessen in Brühl getroffen. Über 70 Teilnehmer haben sich für den Ausflug angemeldet. „So viele wie noch nie“, sagt Burkhardt. Viele Jahre war er Pfarrer und außerdem Abteilungsleiter der Seelsorge im evangelischen Oberkirchenrat. 1973 trat er der Feuerwehr Baiertal bei und gründete dort die Jugendabteilung der Wehr mit. Anschließend ging es für Burkhardt nach Heidelberg-Paffengrund, wo er Abteilungskommandant war. Seit 2000 ist der 77-Jährige nun in der Oftersheimer Feuerwehr Mitglied.
Seit über fünf Jahrzehnten dabei
Langsam gleitet das Schiff durchs Wasser, während Kapitän Robert Schneider auf dieser Sonderfahrt per Lautsprecher Interessantes zum Gewässer und den Gebäuden am Ufer erzählt. Zwischendrin gibt er den Teilnehmern Zeit, sich auszutauschen und zu unterhalten. Die Freude ist groß, einander endlich wiederzusehen. Auch Jürgen Marx ist immer gerne dabei, wenn die Mitglieder des Unterkreises sich treffen. Seit fünf Jahren ist er in der Alters- und Reservemannschaft in Plankstadt, in der Feuerwehr bereits seit über fünf Jahrzehnten. Als Jugendleiter und Einsatzkraft war er viele Jahre lang ehrenamtlich aktiv – und ist als stellvertretender Obmann bis heute engagiert.
„Die Kameradschaft ist einfach super, wir sind als Unterkreis total zusammengewachsen“, meint zum Beispiel Wolfgang Geiß aus Oftersheim. Es sei schön, endlich wieder gemeinsam etwas unternehmen zu können. Das findet auch Werner Kraut, der zwar in Oftersheim wohnt, bis heute aber der Feuerwehr Schwetzingen treu geblieben ist.
Mit beinahe 79 Jahren ist er einer der Ältesten in der Wehr und unterstützt die Organisation immer noch als Kassier. Seit 1960 ist er in der Feuerwehr, hat die Jugendabteilung mitgegründet und zahlreiche Einsätze miterlebt. Er erinnert sich gerne an den Besuch der Altersabteilungen im Unimog-Museum in Gaggenau oder an zwei Fahren mit dem Feuerwehrschiff der Berufsfeuerwehr Mannheim. „Eine der Fahrten ging nach Speyer. Als wir gerade wieder aufbrechen wollten, bekam die Berufsfeuerwehr plötzlich einen Alarm“, erinnert sich der gebürtige Schwetzinger. „Wir wurden dann schnell in Rheinau rausgelassen.“ Organisiert werden die Ausflüge von Wolfgang Burkhardt, Jürgen Marx, Harry Holzinger und ihren Ehefrauen. Holzinger vertritt dabei den „Südkreis“, also Hockenheim, Altlußheim, Neulußheim und Reilingen, wie er mit einem Schmunzeln erzählt. Seit 1966 ist er bei der Feuerwehr Altlußheim, mittlerweile als Leiter der Alters- und Reservemannschaft, bei der er seit 14 Jahren dabei ist. „Wir sind einfach eine super Truppe“, meint er.
Mit 65 Jahren ist also auf keinen Fall Schluss in der Feuerwehr. Vielleicht werden Helm und Uniform abgelegt und der Funkmeldeempfänger abgegeben, die Kameradschaft aber besteht weiter.
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