Plankstadt. Kleine Entscheidungen können große Folgen haben. Oder wie in der Julisitzung des Plankstadter Gemeinderates, für hitzige Diskussionen sorgen. Vorangegangen war eine Anfrage des MVV-Planungsbüros, das sich derzeit mit dem zweiten Bauabschnitt der Umgestaltung des Rathausumfeldes befasst.
Nach dem Abschluss der in derselben Sitzung vergebenen Arbeiten an Einfahrt und Hof des Rathaus-Neubaus soll in diesem Abschnitt von Mitte 2022 bis Anfang 2023 der Platz vor Altbau und Gemeindezentrum aufgewertet werden. Eigentlich geht es dabei um die barrierefreie Gestaltung durch taktile Leitstreifen für Sehbehinderte an den Bushaltestellen. Dazu kommen Teile der Schwetzinger- und Wilhelmstraße sowie ein Teil des Brühler Wegs, die nicht nur oberirdisch saniert werden, sondern auch unter der Erdoberfläche. Demnach sollen die Kanäle und auch die Versorgungsleitungen erneuert werden.
Das Planungsbüro schlug nun vor, einen Brunnen in die Planungen zu integrieren. Ein Vorschlag, der auch bei der Bürgerbeteiligung zum städtebaulichen Entwicklungskonzept Plankstadt 2040 gemacht worden war. „Dafür spräche eine gesteigerte Attraktivität des Ortskerns, eine Spielmöglichkeit für Kinder, eine Belebung des Platzes sowie eine Abkühlungsmöglichkeit im Sommer“, hieß es in der Beschlussvorlage. Allerdings schlage der Brunnen – und darum entsponn sich die Diskussion – mit rund 380 000 Euro zu Buche, zuzüglich Planungskosten von 20 Prozent dieser Baukosten bei Ausführung und jährliche Betriebskosten von bis zu 10 000 Euro.
Die Kosten seien vor allem deshalb so hoch, weil der Gesetzgeber gewisse Sicherheitsanforderungen stellt, erklärte Bürgermeister Nils Drescher und nannte Wasseraufbereitung und Chlorung als Beispiele. Wie genau der Brunnen aussehen sollte und wo er platziert werde, sollte in der Sitzung noch nicht Thema sein. Dennoch zeigte die Verwaltung als Beispiel den 2015 errichteten Brunnen auf dem Schriesheimer Schillerplatz mit seinen beleuchteten Wassersäulen. Also möglich Plätze würden die Fläche zwischen Gemeindezentrum und dem Biergarten der „Wärtschaft“ oder der Platz hinter der Bushaltestelle mit dem öffentlichen Bücherregal in Frage kommen, so die Verwaltung.
Keine leichte Entscheidung
An den Räten war es zunächst nur zu entscheiden, ob der Brunnen eingeplant werden soll oder nicht.
Für Knut Doll (Grüne Liste) keine leichte Entscheidung. „Wie sollen wir diese Summe rechtfertigen?“, fragte er in die Runde. Bei sozialen Projekten werde ständig wegen viel kleinerer Summen lange diskutiert; rund 400 000 Euro für einen Brunnen auszugeben, der ohne Frage schön, aber eben nicht notwendig sei, war für Doll damit nicht vereinbar. Bürgermeister Drescher erklärte, dass es wegen der technischen Einrichtung keine günstigere Alternative gäbe, einen Brunnen zu bauen – die Schätzung des Planungsbüros beruhe auf jahrelanger Erfahrung. „Ja, es ist viel Geld“, erklärte der Bürgermeister, „aber andere Gemeinden leisten sich das auch.“
Hans-Peter Helmling (CDU) erkundigte sich nach den beiden schon vorhandenen Brunnen in der Gemeinde: „Die bringen doch die gleichen Vorteile wie der vorgeschlagene Brunnen, wurden aber wegen Vandalismus und Verschmutzung geschlossen“, gab er zu bedenken. Drescher sah dafür in der Ortsmitte keine große Gefahr, der Jubiläumsbrunnen am Vogelpark und der Brunnen auf dem Helmlingsplatz seien ja eher in Randlage.
Für Thomas Burger (Grüne Liste) waren bei der Causa Brunnen zu viele Fragen offen, um so kurzfristig über so viel Geld zu entscheiden. Er wollte den möglichen Planungsauftrag zunächst im Ausschuss vorberaten. Für Drescher keine Option. Nur vor der Sommerpause seien noch Planungsänderungen beim zweiten Bauabschnitt möglich, weil sonst die Fördergelder in Gefahr geraten. Einzige Alternative zu einem „Nein“ für den Brunnen: eine Sondersitzung Anfang August.
Vertreter sehen sich genötigt
Im Hin und Her drohten die Emotionen hochzukochen, das Hintergrundgemurmel wurde lauter, und das Gremium legte fünf Minuten Verschnauf- und Beratungspause ein. Als erster meldete sich danach Dr. Verclas Stephan (Plankstadter Liste) zu Wort: „Ich finde es extrem unerfreulich. Wir werden hier genötigt, in kurzer Zeit über die Zukunft des Ortszentrums zu entscheiden.“ Verclas beschwerte sich, dass Unterlagen nicht rechtzeitig im System der Gemeinderäte eingestellt worden seien und kaum Vorbereitung zu dieser Frage möglich gewesen sei. Das wollte der Bürgermeister nicht auf sich sitzen lassen: „Wir diskutieren über diese Sanierung seit 2016. Es sind immer die gleichen Pläne geblieben und diese wurden auch mehrfach vom Planungsbüro im Gemeinderat vorgestellt. Sie haben alle Unterlagen.“
In die Diskussion schwappten immer wieder Themen ein, die eigentlich auf einen späteren Zeitpunkt vertagt worden waren, beispielsweise das in die Jahre gekommene Feuerwehrhaus und vermischten sich mit der eigentlich einfachen Frage: Sind die Gemeinderäte bereit, 10 000 Euro zu riskieren, um sich die Option zu sichern, das Ortszentrum mit einem Brunnen zu verschönern. So viel würde die Planung nach einer Überschlagsrechnung des Bauamtes nämlich kosten, wenn der Brunnen am Ende doch nicht gebaut würde.
Zwischenrufe des Publikums
Professor Dr. Udo Weis (CDU) versuchte, die Wogen zu glätten: „Wir alle hätten gerne die Sicherheit, über ein fertiges Konzept abzustimmen. Es verlangt uns Mut ab, die Planung für etwas zu beauftragen und erst in einem zweiten Schritt zu entscheiden, ob es überhaupt gebaut wird, bringt es doch die Gefahr mit sich, die Planungskosten ins Feuer zu werfen.“ Tatsächlich wäre mit einem „Ja“ nur die Planung, nicht der Bau des teuren Brunnens beschlossen worden. „Wir planen nicht für uns, sondern über unsere Zeit hinaus“, sagte Weis und erinnerte an den Jugendbeirat, der in seiner ersten Sitzung vor Kurzem einstimmig für den Brunnen votiert hatte.
Knut Doll (GLP) machte deutlich, dass seine Fraktion gerne einen Brunnen hätte und auch ein schönes Ortszentrum, aber nicht zu einem Preis, der nicht vermittelbar sei: „Wir stimmen als Fraktion dagegen.“ Eine Vertagung wollen die Gemeinderäte nicht. Mit einem Abstimmungsergebnis von acht zu zwölf erteilten sie dem Brunnen eine Absage. Das Publikum quittierte mit den Zwischenrufen „Schade!“ und „Betonwüste!“
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