Plankstadt - Arnim Töpel und die „Scones“ begeistern mit ihrem Repertoire im Kurpfälzer Dialekt / Hommage an die Region

Der Masterbabbler ist gern „vun do“

Von 
Matthias H. Werner
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Plankstadt. „Die Sprache ist der letzte Wegweiser auf der Suche nach uns selbst“: Hohe Philosophie aus dem Mund des genialen Arnim Töpel, der am Sonntagmittag beim „Kurpfälzer Frühschoppen“ im Weldegarten einen seiner leider viel zu raren Auftritte absolvierte.

Gerade er, der 1996 als Radiomoderator noch in reinstem Schriftdeutsch sprach, aber in den letzten Jahren seine – auch sprachliche – Liebe zur Kurpfalz immer mehr ins Zentrum seiner Programme gestellt hat, macht aus einem Satz wie „Über die Sprache bin ich nach Hause gekommen“ eine wohltuende Offenbarung für alle, die „ihre“ Kurpfalz besonders im Herzen und auf der Zunge tragen.

In drei Programmblöcken wechselte sich der Masterbabbler, der seit er 1985 mit „Kaffee ohne Zucker“ einen ersten Hit landete und als hochdekorierter Solokabarettist unterwegs ist, mit den „Scones“ ab. Das Duo Helmut Dörr und Jürgen Köhler hat sich – auf eine ganz andere Weise – ebenfalls der hiesigen Mundart verschrieben: Welthits zwischen Neil Youngs „Heart of Gold“, Deep Purples „When a blind man cries“ und John Denvers „Leaving on a jet plane“ übersetzen die beiden Musiker, die auch mit einem exzellenten Gitarrespiel glänzen, „in unser Sprooch un unser Zeit“.

Eigene Texte überzeugen

Dazwischen streuten die beiden Gassenhauer-Translatoren, die vor allem mit gefühlvollen Stücken wie John Lennons „Imagine“ oder dem legendären „Desperado“ der Eagles punkten und zu einem der zahlreichen Beatles-Hämmer („Let it be“) gar eifrige Mitsänger akquirieren konnten, eigene Stücke, deren Tiefgang und Gegenwärtigkeit perfekt zu Töpels Passagen passten – ob sie den Ruf nach Toleranz und Verständnis in ein ganz natürliches „Jeder Mensch hot sei Lewe, jeder Mensch hot sei G’schicht“ gossen oder mit „Moi Oma ihr Dampfnudel – wie im Himm’l g’macht“ Nostalgie atmeten.

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Arnim Töpel präsentierte einen Streifzug durch seine bisherigen Programme – irgendwo zwischen seinem Alter Ego „Günda“ und den tiefgründigen Gedanken eines – das Erstaunen ist groß – Anfangs-Sechzigers. Und das immer mit dem umwerfend mitreißenden Lokalkolorit „Bisch Du a so gern vun do?“

Wenn es aus dem Mund des Denkers noch heißt, „wenn uns die Pandemie eins gelehrt hat, dann das: Du kannst nichts festhalten“, dann schallt der „Kurpälzer“ direkt hinterher „Was sacht des Leewe? Du kannschs net hewe!“ Das ist, was den in Walldorf aufgewachsenen gelernten Juristen und ehemaligen Fernseh- und Radiotalker, der seit 2013 jedes Jahr einen neuen Kurpfalz-Krimi herausbringt und mit „Isch, de Grutze“ auch ein Kinderbuch veröffentlicht hat, ausmacht: Er kann die hochtrabendsten Einfälle in einer Art präsentieren, dass sie nicht nur verdaulich, sondern auch eingängig sind. Wenn er uns „Volk der Kaumschläfer“, das morgens schon den Wecker mit „Na endlich!“ anschreit, die Leviten liest, kommt mit dem zart-liebevollen „Newa de Kapp“ „des Meisterstick: Wo finne mir des Glück?“ Zur Hilfe kommt ihm dabei immer wieder der bereits 1990 grandios besungene Günda, „dem sei inneri Stimm“. Der bringt die Dinge auch für die Masse auf den Punkt: „Du bisch keen Lijebeidl – Du liegsch so gud, Du glaabsch selwa an Doin Kees“.

Liebeserklärung an die Spraach

Mit seiner Liebeserklärung an den hiesigen Dialekt macht Arnim Töpel das Kurpfälzer „Hajo“ zu „Yin und Yang“ in einer „Welt der Master Bachelor of Sprichbeidl“, in dem alles um die Frage kreist „Wem kearsch’n Du?“ – „Des wees ma manschmol, immer nie!“

Nach drei Stunden „Armin“ ist die Sehnsucht nach mehr von dem unangefochtenen „Philosophen des Blues“ umso größer – und die Erkenntnis, dass er sich in pandemischen Zeiten korrekterweise rarmacht: „Du kannst nicht alles haben, aber Du kanns alles verlier’n. Sogar das, von dem Du nicht mal weißt, dass Du’s hast.“

Freier Autor Seit Mitte der 1990er Jahre als freier Journalist vorrangig für die Region Hockenheim/Schwetzingen tätig - Fachbereich: Kultur.

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