Weltfrauentag

Anlagenmechanikerin in Plankstadt: Warum mehr Frauen im Handwerk arbeiten sollten

Antonella Menrath macht bei der Firma Morsch im Plankstadter Gewerbegebiet eine Ausbildung zur Anlagenmechanikerin und möchte andere Frauen für den Beruf begeistern.

Von 
Catharina Zelt
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Die 24-Jährige macht eine Ausbildung zur Anlagentechnikerin. © Menrath

Plankstadt. Die Bohrmaschine in ihrer Hand rattert vor sich hin, Staub wirbelt durch den Raum. Wenn Antonella Menrath mit ihren Kollegen auf einer Baustelle arbeitet, ist sie oft die einzige Frau. Die 24-Jährige macht eine Ausbildung zur Anlagenmechanikerin bei der Firma Morsch, die im Plankstadter Gewerbegebiet ansässig ist, und ist damit eine der wenigen Frauen, die einen Handwerksberuf ausüben. Dass Frauen in diesem Gewerbe deutlich in der Unterzahl sind, zeigt auch ein Blick auf die Statistik: Nur 10,6 Prozent der Menschen in Handwerksberufen waren 2021 laut Statistischem Bundesamt weiblich.

„Ursprünglich habe ich nach meinem Abitur begonnen, Spanisch und VWL/BWL auf Lehramt zu studieren“, erklärt die gebürtige Eppelheimerin, dass ihr Berufswunsch zunächst ein anderer war. Schnell habe sie gemerkt, dass sie sich das Studium anders vorgestellt hatte. Als dann noch die Pandemie dazukam und damit sämtliche Präsenzveranstaltungen ins Internet verlegt wurden, habe ihr das Studieren immer weniger Spaß gemacht. Während Antonella Menrath die Tage zuhause vor dem Laptop verbrachte, ging für ihre Eltern das Arbeitsleben normal weiter. Beide arbeiten bei der Firma Morsch – Vater Stefan Menrath hat den Betrieb im Jahr 1998 übernommen und Mutter Sonja ist im Marketing und der Kaufmännischen Sachbearbeitung tätig.

Antonella Menrath arbeitet auf der Baustelle. © Menrath

Der Betrieb hat sich auf Sanitär, Heizung, Klima und Energiesparen spezialisiert und gehört damit zu den systemrelevanten Berufen. „Da habe ich mich das erste Mal näher mit dem Beruf meiner Eltern beschäftigt und mir ist klar geworden, wie wichtig er ist“, erzählt die 24-Jährige. Nachdem sie 2021 ihren Bachelor abgeschlossen hatte, entschied sie sich letztlich im Betrieb ihrer Eltern anzufangen.

Zuerst habe sie überlegt im Büro zu arbeiten – schließlich hat sie ja VWL/BWL studiert – aber schnell merkte sie, dass sie den Beruf von Grund auf lernen möchte. Vor allem wenn sie die Firma später vielleicht einmal übernehmen möchte, ist das essenziell. Und so trat sie ihre Ausbildung zur Anlagenmechanikerin Sanitär, Heizung, Klima (SHK) an. Wegen ihres Abiturs rutschte sie dabei direkt ins zweite Lehrjahr. Im November dieses Jahres wird sie ihre schriftliche, im Januar 2024 dann die praktische Prüfung absolvieren. Im darauffolgenden Jahr plant sie außerdem, ihren Meister anzufangen.

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„Der Beruf ist extrem abwechslungsreich, vielseitig und komplex – kein Tag ist wie der andere. Das finde ich super spannend“, sagt sie. Die Handwerkerin lerne viel, sei draußen unterwegs und habe regelmäßig Kontakt mit Kunden. Das genaue Gegenteil also zur Arbeit am Computer, die sie auf Dauer zu eintönig fand. Und ihr gefalle es, die Früchte ihrer Arbeit direkt vor sich zu haben. Beispielsweise das fertige Bad am Ende zu sehen, das motiviere sie.

Dass der Handwerksberuf nach wie vor eine Männerdomäne ist, findet Antonella Menrath schade. „Wenn ich bei Kunden ankomme, sind viele im ersten Moment überrascht, dass eine Frau zu ihnen kommt“, berichtet sie von ihren Erfahrungen. Die meisten reagierten dann aber positiv und zeigten sich interessiert. „Ich glaube für viele Frauen ist gar nicht der Beruf an sich die Hürde – das Wissen können sie sich genauso gut aneignen wie Männer und der Beruf ist auch nicht mehr so körperlich anstrengend wie früher“, ist sich die Auszubildende sicher. „Sondern eher die Klischees, mit denen sie konfrontiert werden. Sie müssen sich erst einmal beweisen.“ Sie selbst habe glücklicherweise fast keine schlechten Erfahrungen gemacht. „Und wenn dann mal getuschelt wird oder ein Kommentar kommt, dann muss man da einfach drüberstehen.“

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Generell hat Antonella Menrath für ihren Beruf nur Lob übrig. Von den Kollegen in der Firma bis zu den Mitauszubildenden in der Schule fühlt sie sich gut aufgenommen. Und sie möchte andere Frauen, die sich auch für ein Handwerk interessieren, Mut machen, den Schritt zu gehen. Die Berufssparte sei nicht nur zukunftssicher, sondern inzwischen auch sehr gut bezahlt. Es gebe zahlreiche Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten. „Da kämpft das Handwerk generell mit Vorurteilen“, meint sie. Gerade mit Blick auf den Fachkräftemangel, von dem auch die Firma Morsch betroffen ist, wünscht sich die 24-Jährige daher mehr Frauen im Handwerk. „Seid mutig und springt über den eigenen Schatten: Es lohnt sich!“

Freie Autorin Frei Mitarbeiterin Print und Online

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